Berlin. Viele US-Wahllokale gleichen Festungen, einige Helfer tragen Panikknöpfe. Ein Stimmbezirk in Arizona gilt als besonders gefährdet.
Zäune, Metall-Detektoren, Polizisten, Überwachungsdrohnen: Wie nie zuvor werden die Wahllokale vielerorts in den USA geschützt. Das gilt am Wahlabend auch verstärkt für das Weiße Haus, das Kapitol und das Naval Observatory, wo Kamala Harris wohnt.
Die Amerikaner haben aus den Erfahrungen vor vier Jahren gelernt, als Fenster in Wahllokalen eingeschlagen und Helfer bedroht wurden. Ein solches „Schauspiel“ soll sich am Dienstag möglichst nicht wiederholen. Einerseits.
Andererseits steht derselbe Mann wie damals zur Wahl: der Republikaner Donald Trump. Seine Niederlage hat er nie anerkannt. Heute malt er schon wieder das Gespenst der Wahlmanipulation an die Wand.
US-Wahl: Helfer tragen Schlüsselbänder mit Panikknöpfen
Als der Sender ABC News ihn fragte, ob er verlieren könnte, antwortete er: „Ich denke, ich habe einen ziemlich großen Vorsprung. … Es könnten schlimme Dinge passieren.“ Das klingt schon wieder bedrohlich. Es gibt vornehmlich vier Gefahrenzonen:
- die Wahllokale, weshalb einige Schulen aus Angst um die Kinder diesmal nicht mehr dafür in Frage kommen
- die Zentren, in denen die Stimmzettel gezählt werden, oft maschinell
- der Zählprozess im engeren Sinne, insbesondere dort, wo es eng wird und Briefwahl-Stimmen nachträglich gezählt werden. Die Unsicherheit über das Ergebnis, kombiniert mit Fehlinformationen, kann Unruhen auslösen
- Cyberattacken, insbesondere aus Russland und China, und Fälschungen mithilfe von Künstlicher Intelligenz
Ein Brennpunkt: Maricopa County. Erstens liegt es in Arizona. Das ist ein sogenannter Swing State, also kein Erbhof irgendeiner Partei. Das Rennen ist offen. Zweitens gehört dazu die Metropole Phoenix mit 4,5 Millionen Einwohnern. Hier entscheidet es sich. Drittens wurden hier 2020 die Wahlhelfer mit Waffen bedroht. Randale wurden freilich auch aus Detroit/Michigan und Philadelphia/Pennsylvania gemeldet. Man ist gewarnt.
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Sich als wehrhafte Demokratie zu behaupten, bedeutet in Maricopa ganz praktisch: meterhohe Zäune, Sicherheitsglas, Videokameras, Security-Kräfte, Sanitäter und Notfallsets. Türen wurden verstärkt, Schlösser ausgetauscht. Die Mitarbeiter tragen an ihre Schlüsselbändern Panikknöpfe, um im Notfall schnell die Polizei zu alarmieren.
Wahllokale in den USA wie eine Festung
Der Sheriff von Maricopa County, Russ Skinner, hat sämtliche Urlaubsanträge der Sicherheits- und Rettungskräfte abgelehnt. Außerdem ließ er Evakuierungsrouten ausarbeiten. Berittene Polizei und Scharfschützen stehen bereit. Das Gebäude zur Stimmenauszählung gleicht einer Festung. Darum versteht man besser denn je, warum 77 Millionen Amerikaner längst gewählt haben und am 5. November die Wahllokale lieber meiden.
Maricopa ist nicht überall. Aber überall sind Angst und Misstrauen groß. In zwei Bundesstaaten, Nevada und Washington, steht die Nationalgarde bereit. Laut einer Umfrage des Brennan Center haben landesweit 38 Prozent der Wahlhelfer Drohungen oder Beschimpfungen wegen ihrer Arbeit erfahren.
US-Wahlhelfer im Umgang mit Fake News geschult
In vielen Wahlbezirken wurden die Helfer speziell darin geschult, Falschinformationen auf Instagram, Tiktok und X zu entdecken und deeskalierend mit Verschwörungs-Anhängern umzugehen. In den vergangenen Monaten und Wochen wurden Lokale für Besuchergruppen geöffnet. Jeder Blick hinter die Kulissen ist ein Mehr an Transparenz.
Das Kernproblem ist die Fallhöhe, die Trump hochgeschraubt hat. Obwohl das Rennen allen Umfragen zufolge eng werden dürfte, verbreitet er den Eindruck, als könne eine Niederlage nur Betrug sein. Und die Wahlleugner, ursprünglich eine Randgruppe, sind in der Mitte der republikanischen Partei angekommen. Die Gefahr geht also nicht nur von Extremisten wie den „Proud Boys“ und anderen Milizen aus. Hinzu kommt ein praktisches Problem: Nicht jeder Bundesstaat hat Schusswaffen an Wahllokalen verboten. Arizona schon.
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