San Francisco. Ohne Luftabwehr ist der Iran schutzlos. Israels Angriff hatte womöglich eine abschreckende Wirkung. Kann sich der Iran Vergeltung leisten?

Nach Israels Angriff auf den Iran wird eine Gegenreaktion befürchtet. Militärisch ist sie jederzeit möglich. Aber gleichzeitig ist der Iran gewarnt. Es spricht auch einiges gegen eine Vergeltung. Denn die Verluste bei der Luftabwehr waren womöglich ein Wirkungstreffer.

Ohne sie kann sich der Iran gegen weitere Luftattacken nicht wehren. Die Israelis haben offen gelegt, wie verwundbar der Iran ist. Da er überwiegend von Russland bewaffnet wurde, dürfte ein schneller Ersatz auch nicht so einfach sein. Im Ukraine-Krieg braucht Kremlchef Wladimir Putin schließlich jede Waffe, erst recht moderne Systeme.

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Im Kern war Israels Luftschlag eine Abschreckungsmaßnahme. Es hat der Regierung in Teheran aufgezeigt, dass man beim nächsten Angriff beispielsweise Ölanlagen treffen kann, ohne allzu großes Risiko einzugehen. Diesmal hatten die Israelis davon abgesehen, nicht zuletzt auf Drängen der USA.

Israels Abschreckung : Wie reagiert der Iran?

Ein Wink war der Angriff auf den internationalen Imam Khomeini-Flughafen in der Nähe von Teheran, der von einem S-300-Luftabwehrsystem geschützt wurde. Solche Waffen sollen auch die Energieinfrastruktur, Häfen und Raffinerien, abschirmen. Dem Vernehmen nach haben die Israelis alle vier S-300-Anlagen zerstört, drei davon beim letzten Schlag.

Es wäre nur logisch, wenn Israel bereits Planspiele für Folgeoptionen vorbereitet hätte. Nach der US-Wahl Anfang November kämen sie auch realistisch in Betracht, wenn der Iran dazu einen Anlass oder Vorwand liefert; insbesondere nach einem Wahlsieg von Donald Trump, der für ein hartes Vorgehen ist und in engem Kontakt zu Premier Benjamin Netanjahu in Jerusalem steht.

Politische Führung vorsichtig

Russland ist noch in einem weiteren Punkt betroffen: Berichten zufolge haben die Israelis auch Raketen- und Drohnenfabriken angegriffen. Darunter werden Lieferungen für Putin leiden. Das gilt ebenso für die Hisbollah, die Hamas oder die Houthi-Rebellen: Auch ihr Nachschub für Terrorattacken wird leiden.

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Das US-Institut for the Study of War geht davon aus, dass der Iran „wahrscheinlich Monate, möglicherweise sogar ein Jahr oder länger“ brauchen wird, um die Ausrüstung zu beschaffen.

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Der stellvertretende Kommandeur des Südwestkommandos der iranischen Armee, Mohammad Mokhtari-far, behauptet, dass israelische Flugzeuge mehr als 600 Raketen abgefeuert hätten. Generalmajor Hossein Salami, der Chef der iranischen Revolutionsgarde, drohte Israel mit „bitteren Konsequenzen“. Er bezeichnete den Angriff als „Fehlkalkulation“. Fakt ist, der Iran hat weiterhin das Potenzial, Israel mit Raketen anzugreifen.

Auffällig ist, wie vorsichtig sich die politische Führung äußert, wie behutsam sie vorgeht:

  • Irans Präsident Masoud Pezeshkian versprach nur eine „angemessene“ Reaktion.
  • Der oberste Führer, Ali Khamenei sah davon ab, eine sofortige Vergeltung anzudrohen.

Die entscheidende Frage ist, ob die israelische Abschreckung eine Wirkung hatte. Ob sie eine weitere Eskalation im Keim erstickte.

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