San Francisco. Nordkoreas Hilfe für Russland führt zu einer Gegenreaktion Südkoreas. Warum die Regierung prüft, eigene Soldaten in die Ukraine zu schicken.

Gut 50 Kilometer sind es von Südkoreas Hauptstadt Seoul bis zur gefährlichsten Grenze der Welt. Was nördlich der Grenze geredet, gedacht, geplant, getan wird, erzeugt ein Echo im Süden der Halbinsel.

Der jüngste Schachzug von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un irritiert die Regierung in Seoul: Die Entsendung einer Söldnertruppe für Kremlchef Wladimir Putin.

Die Soldaten sollen auf russischen Militärbasen im Fernen Osten stationiert sein. Sie werden jeden Tag an der Front im Ukraine-Krieg erwartet. Spekuliert wird aber auch über nordkoreanische Jetpiloten, was nicht unmöglich ist, aber überraschend wäre.

Scharfe Kritik aus Südkorea

Die Waffenbrüderschaft ist keine einmalige Aktion. Sie ist das Ergebnis einer strategischen Partnerschaft: Einer Ausrichtung, die mit der Lieferung von Waffen und Munition begann, mit Beratern und Technikern fortgesetzt wurde und nun mit den Soldaten ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht.

Wer wissen will, wie Kim tickt, sollte seiner Schwester Kim Yo-jong zuhören. Sie nannte die Ukraine und Südkorea „schlecht erzogene Hunde der USA“. Das ist eine Rhetorik, die eine Konfrontation legitimieren soll; und das gegenüber einem Land, der Ukraine, mit dem man keine Konflikte hat.

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In bekannter Manier fuhr sie fort, eine militärische Provokation gegen einen Atomwaffenstaat – gemeint war Nordkorea – könne „zu einer schrecklichen Situation“ führen, die für Politiker und Militärexperten unvorstellbar sei“, drohte sie laut der Korean Central News Agency. In Südkorea provozieren die neuen Töne eine Reaktion.

Tatsächlich hat der Nationale Sicherheitsrat beraten und die drohende Einmischung in den Ukraine-Krieg als eine „erhebliche Sicherheitsbedrohung“ und „eklatanten Verstoß“ gegen Resolutionen des UN-Sicherheitsrates bezeichnet, wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap am Dienstag (Ortszeit) meldete.

Lesen Sie dazu: Kim Jong Un schickt Soldaten in die Ukraine – was er davon hat

Mehr Militärhilfe für die Ukraine?

Wenn sich die Zusammenarbeit zwischen Nordkorea und Russland erhärte, will Südkorea nicht tatenlos zusehen, vielmehr „entschieden reagieren“, wie der stellvertretende nationale Sicherheitsberater Kim Tae-hyo sagte. Er kündigte „stufenweise Maßnahmen“ an. Das schließt die Entsendung von Südkoreanern in den Konflikt im fernen Europa ein.

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Es bestehe die Möglichkeit, Personal in die Ukraine zu entsenden, „um die Taktiken und Kampffähigkeiten der nordkoreanischen Spezialeinheiten zu überwachen, die zur Unterstützung Russlands entsandt wurden“. Laut Yonhap wird voraussichtlich ein Team aus Militärs und Geheimdienstexperten rekrutiert. Es soll „nordkoreanische Kampftaktiken analysieren oder an Verhören gefangener Nordkoreaner teilnehmen“.

Was Südkorea zu bieten hätte

So brisant die Entwicklung ist, sie spielt in Kiew Präsident Wolodymyr Selenskyj in die Karten. Von Anfang an war sein Bestreben, den Krieg mit Russland zu internationalisieren.

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Südkorea ist ein Hightech-Land. Der springende Punkt für Selenskyj ist, dass es unter den neuen Vorzeichen der Ukraine mehr denn mit modernsten Waffen helfen können:

  • Mit dem Mittelstrecken-Boden-Luft-Raketensystem Cheongung-II, das der Ukraine helfen könnte, ihre Luftabwehr zu stärken; bestens geeignet, um ballistische Raketen niedrigerer Reichweite zu zerstören.
  • Außerdem mit Artilleriegeschossen, Haubitzen vom Typ K9, K2-Panzern und Chunmoo-Mehrfachraketenwerfern, ballistischen Raketen und Kampfjets, wie der südkoreanische Sender Chosun-TV berichtet.

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Es wäre das Ende der Zögerlichkeit. Bisher wurde die Ukraine verhohlen – nur indirekt – und auf Umwegen unterstützt, unter anderem mit 155-mm-Granaten, die an die USA gingen; wohl wissend, dass sie in die Ukraine weitergeleitet wurden ...

Nato sieht die Gefahr einer Eskalation

Der südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol sprach am Montag bei NATO-Generalsekretär Mark Rutte vor. Er will die Kooperation mit dem Bündnis stärken und insbesondere Zugang zum Gefechtsführungssystem der NATO haben. Auf X stellte Rutte ausdrücklich einen Zusammenhang zu Nordkoreas Söldnertruppe in der Ukraine her.

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Ruttes alarmierender Kernsatz lautet: Die Entsendung nordkoreanischer Truppen nach Russland „würde eine erhebliche Eskalation bedeuten“. Und tatsächlich ist Südkorea nicht das einzige Land, das eine verstärkte Unterstützung der Ukraine erwägt.

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„Wenn sich die Informationen bestätigen, dass Russlands Killerkommandos mit nordkoreanischer Munition und Militärpersonal ausgerüstet sind, müssen wir zu Bodentruppen und anderen von Macron vorgeschlagenen Ideen zurückkehren“, sagte der litauische Außenminister Gabrielius Landsbergis gegenüber dem Portal Politico.

Die USA warten ab

Er griff ein Gedankenspiel des französischen Präsidenten Emmanuel Macron auf, Truppen in die Ukraine zu entsenden. Von einer „höchst besorgniserregenden Entwicklung“, spricht derweil der Sprecher des Nationalen Sicherheitsdienstes des Weißen Hauses, John Kirby.

Die USA wissen, dass sie die Stationierung nordkoreanischer Truppen in Russland nicht verhindern können. Bislang lägen indes keine eindeutigen Beweise für diese Truppen im Ukraine-Krieg vor. Was womöglich nur eine Frage der Zeit ist.

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