San Francisco. Nordkorea tarnt seine Soldaten im Ukraine-Krieg: Söldner für Kremlchef Putin geben sich als Russen aus, darunter auch Elitekämpfer.
Die nordkoreanischen Söldner, die vermutlich im Ukraine-Krieg für Russland kämpfen sollen, erhalten nach Geheimdienstinformationen Tarnidentitäten. Sie werden als Russen ausgegeben.
Gefälschte Ausweise wiesen sie als Bewohner der sibirischen Regionen Jakutien und Burjaten aus. Rein äußerlich sind die Menschen dort kaum von Koreanern zu unterscheiden. Um als Russen durchgehen, bekämen sie außerdem russische Militäruniformen und Waffen.
Der südkoreanische „Nationale Geheimdienst“ (NIS) geht davon aus, dass unter den zunächst schätzungsweise 12.000 Soldaten auch Mitglieder von Spezialeinheiten sind. Ausdrücklich bestätigte der NIS den Verdacht einer „direkten militärischen Zusammenarbeit zwischen Russland und Nordkorea“.
Ziemlich beste Freunde: Kim und Putin
Vier Landungsschiffe und drei Fregatten der russischen Pazifikflotte hätten 1.500 Spezialkräfte zwischen dem 8. und 13. September nach Russland gebracht, heißt es in einer Pressemitteilung des Geheimdienstes. Sie seien im Osten Russlands stationiert worden, unter anderem in Wladiwostok, Ussurijsk, Chabarowsk und Blagoweschtschensk.
Von dort soll es nach einem letzten Feinschliff an die Front gehen. Die Ukraine erwartet sie in der Region Kursk. Diktator Kim Jong-un habe seine Kämpfer zweimal vor dem Abmarsch besucht.
Nordkoreas Hilfe ist für Kremlchef Wladimir Putin überaus wichtig. Sie erlaubt es ihm, personelle Verluste auszugleichen, ohne in Russland eine Mobilmachung anzuordnen, die in der Bevölkerung unbeliebt wäre. Russland und Nordkorea haben ihre Zusammenarbeit wesentlich verstärkt.
Nordkorea hat 120.000 Spezialkräfte
Laut dem südkoreanischen Geheimdienst war der Soldatentransport das erste Mal seit 1990, dass eine russische Marineflotte nordkoreanische Gewässer betrat. Darüber hinaus verkehrten häufig große Transportflugzeuge wie die AN-124 der russischen Luftwaffe zwischen Wladiwostok und Pjöngjang.
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Nordkorea hat fast 1,3 Millionen Soldaten, darunter sind nach südkoreanischen Erkenntnissen 120.000 Elitekämpfer mit speziellen Fähigkeiten. Daheim werden sie für folgende Aufgaben ausgebildet: Aufklärung, Kampfoperationen, Errichtung einer zweiten Front im Hinterland Südkoreas.
Rote Linie übertreten
Der Geheimdienst in Seoul schätzt, dass Nordkorea insgesamt 13.000 Container mit Granaten, Raketen und Panzerabwehrraketen sowie anderen tödlichen Waffen an Russland geliefert hat. Die Nachricht vom faktischen Eintritts Nordkoreas in den Ukraine-Krieg hat US-Politiker in den USA derweil aufgeschreckt.
Der republikanische US-Abgeordnete Mike Turner, Vorsitzender eines Sonderausschusses für Geheimdienste im Repräsentantenhauses, forderte US-Präsident Joe Biden in einem Brief auf, klarzumachen, dass Nordkorea eine rote Linie übertrete.
Why has the Biden-Harris Administration failed to actively brief Congress about the movement of North Korean troops into Russia?
— US Rep. Mike Turner (@RepMikeTurner) 18. Oktober 2024
Today, I sent a letter to President Biden demanding that his administration give @HouseIntel answers and that the use of North Korean troops against… pic.twitter.com/7wKUHj6iWj
„Wenn diese Truppenbewegungen tatsächlich stattfinden, sind sie alarmierend und stellen eine extreme Eskalation des Konflikts in der Ukraine dar“, warnte er auf X. Sie erforderten eine sofortige Reaktion der USA und der NATO: „Nordkoreanische Truppen, die die Ukraine von russischem Territorium aus angreifen oder ukrainisches Territorium betreten, müssen für die USA und die NATO eine rote Linie darstellen.“
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