San Francisco. Der Secret Service zieht seine Bilanz nach dem Trump-Attentat in Pennsylvania: Eine Abrechnung mit sich selbst. Die fatale Fehlerliste.
Seit dem Attentat auf Donald Trump ist der Secret Service, ist der Personenschutz selbst in der Schusslinie. Am Freitag hat der geschäftsführende Behördenchef Ronald Rowe in Washington die Flucht nach vorn ergriffen: mit knallharter Selbstkritik.
Schlechte Kommunikation, nachlässige Kontrollen, Drohnen, die nicht fliegen – die interne Fehlerliste ist lang. Das Versagen führte inzwischen zu drei Konsequenzen:
- Seit der Attacke im Juli bekommt der republikanische Präsidentschaftskandidat den gleichen Schutz wie der amtierende Präsident.
- Mehreren Mitarbeitern des Secret Service drohen harte Strafen.
- Schonungslose Manöverkritik, auch und gerade in der Öffentlichkeit.
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Am 13. Juli hatte ein Schütze bei einer Trump-Kundgebung in Butler im US-Bundesstaat Pennsylvania auf den Kandidaten geschossen. Ein Besucher starb, zwei weitere wurden verletzt, der Ex-Präsident wurde „nur“ am rechten Ohr verletzt.
Secret Service beschämt
Es war der erste Fall seit 1981, bei dem ein amtierender oder ehemaliger US-Präsident angeschossen wurde. Rowe fühlt sich nach eigenen Worten „beschämt“; vielleicht weniger, weil es zum Mordversuch kam (das Risiko besteht immer), sondern weil das Attentat vermeidbar war. Die damalige Chefin des Secret Service, Kimberly Cheatle, ist denn auch längst zurückgetreten.
Wie entschuldigt man das „Unentschuldbare“? Ein guter Anfang ist, das eigene Versagen offenzulegen. Am Tatort gab es drei große Versäumnisse: Kommunikation, Technik und vor allem schlampige Kontrollen, die in der Summe zum Butler-Fiasko geführt haben.
Agenten agierten fahrlässig
Die erste und größte Sicherheitslücke war, dass der 20-jährige Thomas Crooks auf das Dach eines Lagerhauses klettern konnte und vor dort Trump direkt ins Visier nehmen konnte. Die Agenten hatten, so der Secret Service, gar nicht erörtert, wie sie den Komplex von Lagerhäusern um das Gelände schützen sollten. Niemand wurde auf dem Dach postiert, von dem Crooks schließlich schoss.
Schlimmer gar: Warnungen wurden in den Wind geschlagen. Es habe „keine anschließende Diskussion über eine Änderung ihrer Position“ gegeben, räumt Rowe in seinem Bericht ein.
„Diese Mitarbeiter werden zur Rechenschaft gezogen“, versicherte Rowe. Seine Behörde verfüge „über einen der strengsten Strafenkataloge der gesamten Bundesregierung und diese Strafen werden gemäß unserem Disziplinarverfahren verhängt“. Wie diese Strafen aussehen, verriet er nicht.
Dann schlug auch noch das Murphy-Prinzip zu, weil die Agenten die eigentlich bereitgestellten Drohnen, zweitens, technisch nicht zum Fliegen brachten. „Wenn dieser Teil des Vorstoßes richtig funktioniert hätte, wäre der Schütze möglicherweise entdeckt worden“. Crooks hatte selbst früh am Tag mit einer Drohne die Umgebung ausgekundschaftet.
Drittens gab es zwei Kommandoposten, zwei unterschiedlichen Funkfrequenzen für den Personenschutz und örtliche Polizei. Die Polizeiteams „hatten keine Ahnung davon, dass es vor Ort zwei getrennte Kommunikationszentren gab“. Fälschlicherweise gingen sie davon aus, „dass der Secret Service ihre Funkübertragungen direkt empfing“. Die örtliche Polizei beklagte sich auch, dass der Secret Service ihr angegeben hätte, wo sich ihre Beamten aufhalten sollten. Nicht nur technisch war die Kommunikation schlecht.
Neue Fehlerkultur?
„Es ist wichtig, dass wir uns für die Fehler vom 13. Juli selbst zur Verantwortung ziehen und die daraus gezogenen Lehren nutzen, um sicherzustellen, dass es nicht noch einmal zu einem Missionsversagen wie diesem kommt“, sagte Rowe auf einer Pressekonferenz.
Und tatsächlich: Erst vor einigen Tagen hatte es einen weiteren Zwischenfall gegeben. Auf einem Trump-Golfplatz in Florida hatte sich ein bewaffneter Mann in den Büschen versteckt, war freilich vom Secret Service entdeckt und später festgenommen worden. Rowe stellte klar, auch dieser Vorfall werde noch „evaluiert“.
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