Berlin. „Cannabis light“ enthält 0,5 Prozent THC und war in Italien seit 2019 legal. Kritiker fürchten negative Folgen für den Arbeitsmarkt.
Fünf Monate nach der Cannabis-Freigabe für Erwachsene in Deutschland geht Italien eine entgegengesetzte Richtung. Die Rechtsregierung um Premierministerin Giorgia Meloni schreibt sich den Kampf gegen Drogen auf die Fahne und will auch verstärkt den Cannabis-Konsum bekämpfen.
Die italienische Abgeordnetenkammer hat in der vergangenen Woche einen umstrittenen Beschluss gefasst, der den Verkauf von „Cannabis light“ verbietet. Dabei handelt es sich um Hanfblüten und -produkte, die einen extrem niedrigen Gehalt an der psychoaktiven Substanz haben, die in normalem Marihuana enthalten ist.
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Bei „Cannabis light“ handelt es sich um eine schwächere Form der Droge, die weniger als 0,5 Prozent der psychoaktiven Substanz THC enthält und deren Herstellung und Verkauf in Italien seit 2019 legal ist. Die Oppositionsparteien beklagt einen „harten Schlag für einen Wirtschaftssektor, der Tausende von Menschen beschäftigt“.
Opposition kritisiert: Mafia wird mit dem Drogenhandel Gewinne in Milliardenhöhe machen
„Die Regierung lässt 30.000 Menschen, die mit leichtem Cannabis arbeiten, arbeitslos werden. Man begreift nicht, wie es möglich ist, einen Produktionszweig zu verbieten, der in Europa legal ist. Die Regierung verstößt gegen europäisches Recht“, so der Chef der oppositionellen Linkspartei „Alleanza Verdi e Sinistra“ (AVS), Angelo Bonelli, der sich für die Drogenliberalisierung einsetzt. Das Verbot für „Cannabis Light“ bezeichnete Bonelli als „Geschenk für die Mafia“, die mit dem Drogenhandel Gewinne in Milliardenhöhe mache.
In Italien wird seit Jahren rund um die Cannabis-Liberalisierung gestritten. 2022 hatte das italienische Verfassungsgericht einen Antrag für ein Referendum zur Legalisierung des Cannabis-Anbaus abgelehnt. Die Initiatoren der Kampagne hatten davor über eine halbe Million Unterschriften zur Unterstützung des Antrags gesammelt, das sowohl ein Ende der strafrechtlichen als auch der administrativen Konsequenzen des Cannabis-Anbaus herbeiführen wollte.
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Der Referendumsantrag wurde als verfassungswidrig eingestuft, da dessen Inhalt gegen Italiens internationale Verpflichtungen im Kampf gegen Drogen verstoße, hatten die Verfassungsrichter betont. Die Referendumskampagne war von mehreren Gruppierungen, darunter Linksparteien und der Kleinpartei „Piu Europa“ der ehemaligen EU-Menschenrechtskommissarin und Ex-Außenministerin Emma Bonino, initiiert worden.
Italien: 960.000 Jugendliche haben mindestens einmal in ihrem Leben Drogen konsumiert
Die Ausgaben für den Konsum verbotener Substanzen in Italien beziffern Experten auf jährlich 16,2 Milliarden Euro, die direkt dem Organisierten Verbrechen zufließen. Davon stammten 6,3 Milliarden Euro (39 Prozent der Gesamtsumme) aus dem Schwarzmarkt für Cannabinoide. „Die Legalisierung der Produktion, des Handels und des Vertriebs von Cannabisderivaten würde der Drogenmafia enorme Geldbeträge entziehen“, so die Initiatoren der Referendumskampagne.
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Der Cannabis-Konsum hat laut der Regierung Meloni gravierende Folgen für die öffentliche Gesundheit, vor allem von Jugendlichen. Etwa 960.000 Jugendliche im Alter von 15 bis 19 Jahren haben mindestens einmal in ihrem Leben Drogen konsumiert. Das sind fast 40 Prozent der Schüler in dieser Altersgruppe, warnt Kabinetts-Staatssekretär Alfredo Mantovano. Er beklagt eine Senkung des Alters, in dem Jugendliche erstmals mit Drogen in Berührung kommen. Die Zahl der wegen Drogendelikten angezeigten Jugendlichen ist 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 10 Prozent gestiegen (1246 im Jahr 2023).
227 Todesfälle waren 2023 auf Drogen zurückzuführen, im Jahr davor waren es noch 298. Seit dem Jahre 1973 wurden in Italien insgesamt 26.976 Todesfälle wegen Drogenkonsum registriert.