Berlin. Nach seiner Nominierung als Trump-Vize für den US-Präsidentschaftswahlkampf will Ullstein nichts mehr mit Vance zu tun haben.
Sieben Jahre, nachdem Ullstein die deutsche Übersetzung von „Hillbilly Elegy“ veröffentlicht hat, kappt der Berliner Verlag seine Verbindungen mit dem Bestseller-Autor und Politiker J. D. Vance. Ullstein reagiert damit auf dessen steile Karriere bei den US-Republikanern. Vance, der 2022 für den Bundesstaat Ohio in den Senat gewählt wurde, kandidiert an der Seite Donald Trumps für den Posten des Vizepräsidenten.
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Das Verfahren, eine Lizenz zurückzugeben und einen ausländischen Titel nicht weiter zu verlegen, ist eine Normalität in der Buchbranche. Ungewöhnlich ist allerdings, dass ein Verlag damit an die Öffentlichkeit geht. Gegenüber dem „Spiegel“ begründete Ullstein seine Entscheidung mit Vance‘ Wandlung vom vehementen Trump-Kritiker zu dessen lautestem Gefolgsmann.
Seine Memoiren hätten zum Zeitpunkt des Erscheinens „einen wertvollen Beitrag zum Verständnis des Auseinanderdriftens der US-Gesellschaft geliefert“, räumt Ullstein ein. Inzwischen vertrete Vance aber „eine aggressiv-demagogische, ausgrenzende Politik“. Daher habe man die auslaufende Lizenz nicht verlängert.
„Hillbilly Elegy“: Das Vance-Buch erklärt, warum die Abgehängten an Trump glauben
In den USA wurde „Hillbilly Elegy“ im Jahr 2016 veröffentlicht - dem Jahr, in dem Trump beim Kampf ums Weiße Haus gegen Hillary Clinton siegte. Vance breitet in dem Buch über mehrere Generationen die Geschichte seiner verarmten Unterschicht-Familie im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten aus. Das Buch erklärt, warum Familien wie diese sich von den US-Demokraten nicht mehr gesehen und repräsentiert fühlen, und stattdessen offen sind für rechtspopulistische, leere Versprechungen.
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Insofern liest sich sein Buch wie ein amerikanischer Remix von „Rückkehr nach Reims“. Darin beschreibt der Soziologe Didier Eribon die Hinwendung der französischen Arbeiterklasse zum rechtsextremen Front National, ebenfalls entlang seiner eigenen Familiengeschichte. Allerdings drückt Eribon, im Gegensatz zu Vance, nicht andauernd auf die Tränendrüse, seine Sätze sind länger, seine Gedankengänge komplexer.
Die Marktlücke, die der Ullstein-Verlag durch seine Entscheidung geöffnet hat, ist übrigens bereits besetzt. Der zur Münchner Verlagsgruppe gehörende Yes-Verlag veröffentlicht die „Hillbilly-Elegie“ in den kommenden Tagen in einer neuen deutschen Übersetzung - mit einer Startauflage von 20.000 Exemplaren.
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