Berlin. Nach dem Anschlag auf Donald Trump fragen sich Experten, wie es solche Sicherheitslücken geben konnte. Im Fokus: die „Counter Sniper“.

100 bis 150 Meter war Thomas Matthew Crooks von Donald Trump entfernt, als er sein halbautomatisches Gewehr vom Typ AR-15 auf den Ex-Präsidenten abfeuerte. Crooks hatte gute Bedingungen: Er feuerte auf einem Dach liegend in erhöhter Position, hatte freie Schussbahn. Vermutlich fehlten nur Zentimeter und der Präsidentschaftskandidat der US-Republikaner wäre jetzt tot.

In den USA ist deswegen eine Debatte um den Schutz von Donald Trump bei der Veranstaltung in der Stadt Butler, Pennsylvania, ausgebrochen – mit dem Secret Service im Fokus. Der zunehmend Trump nahestehende und zu Verschwörungstheorien neigende Multimilliardär Elon Musk empörte sich auf seiner Social-Media-Plattform X: „Extreme Inkompetenz oder war es Absicht?“ Auf jeden Fall müsse die Spitze des Secret Service zurücktreten, forderte Musk.

Aber nicht nur Laien, auch Sicherheitsexperten kritisierten das Schutzkonzept für die Wahlkampfveranstaltung unter freiem Himmel. Als „überraschend“ bezeichnete es der für das FBI-Büro in Pittsburgh zuständige Special Agent Kevin Rojek, dass Crooks mitsamt Gewehr von den Sicherheitsleuten unbemerkt auf das Dach eines Gewerbegebäudes gelangen und von dort mehrere Schüsse abgeben konnte.

Ex-Agent: „Schockiert, dass sie niemanden auf dem Dach hatten“

Der pensionierte FBI-Spezialagent Steve Moore, ein früherer Scharfschütze, kritisierte im US-Sender CNN, dass das Dach des Gebäudes hätte bewacht werden müssen. Ein weiterer FBI-Agent im Ruhestand, Bobby Chacon, sagte dem Sender, das Dach sei der „perfekten Aussichtspunkt“. Die Gewerbeimmobilie grenzt an das Veranstaltungsgelände. „Dieses Gebäude ist das nächstgelegene Gebäude mit einer klaren Sichtlinie zu dem Ort, an dem die Bühne stand“, analysierte Chacon.

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Der Experte kritisierte mit Blick auf den Secret Service: „Ich bin schockiert, dass sie niemanden auf dem Dach hatten.“ Für den mit dem Schutz des US-Präsidenten sowie anderer ranghoher Politiker und Ex-Präsidenten beauftragte Secret Service ist das Attentat auf Trump ein Desaster. Denn Kritik gibt es auch daran, dass inzwischen mehrere Augenzeugen ausgesagt haben, sie hätten den Schützen vor dem Attentat gesehen und die Behörden alarmiert.

Augenzeugen warnten Sicherheitsbehörden, die waren zu langsam

Die örtliche Polizei teilte mit, sie habe „auf eine Reihe von Berichten über verdächtige Aktivitäten reagiert“. Doch die Frage bleibt: Warum eliminierte der Secret Service den Attentäter dann nicht früher? Auf Videos ist zwar zu sehen, wie Scharfschützen des Secret Service auf Crooks schießen. Die in schwarz gekleideten Männer des „Counter Sniper“-Teams sind zum Zeitpunkt des Attentats von Trump aus gesehen auf einem Dach schräg rechts hinter dem US-Republikaner positioniert.

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Sie drücken aber den Bruchteil eines Moments zu spät ab, zuvor kann Crooks von dem Dach des Gebäudes aus ganze acht Schüsse auf Trump und seine umstehenden Anhänger abgeben. Die Kugeln treffen nicht nur den Ex-Präsidenten am Ohr, sondern töten auch einen Besucher der Veranstaltung und verletzen zwei weitere Männer schwer.

„Es wird eine langwierige Untersuchung geben, um herauszufinden, was genau passiert ist“, sagte FBI-Agent Rojek, „wie die Person Zugang zu dem Ort bekommen konnte und welche Art von Waffe sie hatte.“ Ersten Erkenntnissen zufolge feuerte der Schütze aus einer halbautomatischen AR-15, die zwar nicht von Scharfschützen genutzt wird, aber auf 200 Meter präzise ein Ziel treffen kann. Rojek erwartet Nachforschungen, die sich über Wochen oder sogar Monate hinziehen könnten.