Am Niederrhein. Anne Gesthuysen spricht in Folge #12 des Podcasts „An der Theke“ über ihren neusten Roman – und verrät, an welcher Ü80-WM sie teilnehmen will.

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Anne Gesthuysen ist nervös, das gibt sie ganz offen zu. Doch nicht etwa, weil sie im Podcast „An der Theke“ plaudern muss, das ist sie als langjährige Moderatorin gewohnt. Sondern weil sie zwei riesige Bierflaschen vor sich stehen hat, von denen sie die erste direkt auch mal mit einem lauten Plopp öffnen darf. Es gibt Honigbier vom Brauhaus Jäger aus Xanten – jener Stadt, die sie sehr gut kennt.

Gesthuysen ist in Alpen (genauer gesagt in Veen, darauf legt sie Wert) aufgewachsen, hat in Xanten ihr Abi und in Wesel ein Praktikum (bei der NRZ!) gemacht. Mehr Niederrhein geht ja fast nicht. Deshalb ist die Region für sie heute noch, obwohl sie längst mit ihrem Mann Frank Plasberg, dem gemeinsamen Sohn und ihrem Hund Freddy in Köln lebt, „Heimat, Kindheit, literarische Entdeckung“.

Urlaub im Weseler Hafen

Tatsächlich taucht der Niederrhein immer wieder in ihren Büchern auf. Schon ihr erfolgreicher Debütroman „Wir sind doch Schwestern“ spielte in Wardt bei Xanten, ihr gerade erst erschienener Roman „Wir sind schließlich wer“ in Alpen (und Veen). Denn obwohl sie mittlerweile in der Stadt lebt, hat sie ihre Kindheit auf dem Land stark geprägt. „Das merke ich immer noch.“

Und so kehrt Gesthuysen regelmäßig in ihre alte Heimat zurück. Ihr Bruder wohnt nach wie vor im Elternhaus, Spargelhof Schippers ist ein „absolutes Must in der Spargelzeit“ und mit ihrem Flussschiff („das ist wie ein Campingwagen, der übers Wasser fährt“) haben sie als Großstadtfamilie schon einige Urlaube im Weseler Hafen verbracht. „Mein Mann entwickelt sich zu einem Niederrhein-Fan“, erzählt sie.

Abenteuerliche Kindheit auf dem Land

Bei den Besuchen kann Gesthuysen ihre Erinnerungen auffrischen, dabei sind ihr viele Details aus ihrer Kindheit noch immer sehr präsent. Mit acht oder neun Jahren hat sie sich ihr Pony geschnappt und ist den ganzen Nachmittag durch den Wald gerast, „wir hatten keine Angst vor nichts“, sagt sie. Auch nicht vor dem großen Lastwagen, mit dem sie „durch die Scheune gepest sind“.

Autorin Anne Gesthuysen hat ein neues Buch geschrieben: „Wir sind schließlich wer“.
Autorin Anne Gesthuysen hat ein neues Buch geschrieben: „Wir sind schließlich wer“. © Stephan Pick

Es klingt nach Abenteuer, nach Freiheit, wenn Gesthuysen von ihrer Kindheit erzählt. Und viele von den selbsterlebten Szenen am Niederrhein lässt sie auch in ihre Bücher einfließen. „Ich bin nicht sehr gut im Erfinden von Dingen“, gibt sie zu. „Tatsächlich erinnere ich mich mehr und modele diese Sachen so um, dass sie in meine Romane passen.“

Reale Vorbilder für fiktive Figuren

Das ist auch der Grund, weshalb sie sich von realen Vorbildern für ihre Romanfiguren inspirieren lässt. In „Wir sind doch Schwestern“ waren es ihre drei Großtanten, in „Mädelsabend“ ihre Schwiegermutter. Und bei „Wir sind schließlich wer“? Da sei es ganz ähnlich gewesen, erzählt sie. „Manchmal, glaube ich, kommen die Romanfiguren einfach zu mir.“ Wie so etwas konkret abläuft, kann sie auch direkt erklären.

Als Gesthuysens Schwiegermutter kurz nach Veröffentlichung des ihr gewidmeten Buches starb, fand die Familie auf einem Zettel den Namen einer jungen Pastorin, die bei der Trauerfeier die Predigt halten sollte. Etwas überrascht nahm die Familie Kontakt zu ihr auf und erfuhr so, wie sie die Schwiegermutter kennengelernt habe und wie es für sie in einer konservativen Gemeinde sei.

Skurrile Personen vom Niederrhein

Das Ganze erzählte die Pastorin so schrullig, dass Gesthuysen irgendwann sagte: „Sie wissen schon, dass ich Romane schreibe?“ Na, und? Das sei ja nun wirklich ihre Sache, was sie daraus macht, so die Antwort. Also setzte sich die Autorin an den Schreibtisch und schrieb ein Buch über eine junge Pastorin, die an den Niederrhein kommt und dort mit viel Skepsis von der Gemeinde empfangen wird.

In „Wir sind schließlich wer“ von Anne Gesthuysen geht’s wieder an den Niederrhein.
In „Wir sind schließlich wer“ von Anne Gesthuysen geht’s wieder an den Niederrhein. © Kiepenheuer & Witsch

Das Dorfpersonal im Buch bezeichnet Gesthuysen selbst als „schwierig, skurril, niederrheinisch“. Da ist der nervöse Notfallseelsorger Martin, der den Leitspruch seiner Omma, „Ein ordentlicher Dubbel zwischen den Zähnen, dann gibt es keine Tränen!“, etwas zu ernst nimmt. Oder auch die neugierige Haushälterin Frau Erbs, die Handys verteufelt, „weil sie da nicht mithören kann“.

Mehr Bücher über Anna?

Der Start in der neuen Gemeinde ist für Pastorin Anna dementsprechend nicht leicht. Als dann auch noch das Leben ihrer Schwester Maria auf den Kopf gestellt wird, muss sie sich zudem mit ihrer eigenen Vergangenheit und Familiengeschichte auseinandersetzen. Das klingt vielversprechend, macht Lust auf mehr – sogar der Autorin selbst. Deshalb verrät sie, dass sie schon eine Idee für ihre nächsten Bücher hat: „Anna von Betteray hat das Zeug, eine Serienfigur zu werden.“

Die Nervosität hat sich übrigens im Laufe des Gesprächs gelegt. Mehr noch, wie Gesthuysen gegen Ende zugeben muss: „Ich glaube, ich bin jetzt totaler Fan vom Honigbier.“

>>> Hier geht’s zum Podcast „An der Theke“ – und zum Gewinnspiel

Was eine der lustigsten Partys in Anne Gesthuysens Leben war, an welcher Ü80-WM sie irgendwann teilnehmen möchte und welche Szenen ihre Lektorin mit den Worten „Liebe Anne, so genau will es wirklich keiner wissen“ durchgestrichen hat, erfahren Sie in der aktuellen Folge unseres Podcasts „An der Theke“.

Wer aufmerksam zuhört, kann auch etwas gewinnen: Unter allen, die hier an unserem Gewinnspiel teilnehmen, verlosen wir: ein Bierbrau-Set zum Selbermachen, drei Bierboxen „des Helden seine Lieblinge“ zur Verfügung gestellt von Probierhelden und drei Onlinetastingplätze „Winterspezial“ zur Verfügung gestellt von Hopfen sei Dank.

Die kostenlose Folge ist zu finden bei allen gängigen Podcast-Anbietern wie Spotify und Apple Podcast oder auf www.nrz.de/andertheke