Berlin. Der Schauspieler wagt nicht nur in einer neuen Show ein Experiment. Auch in der Liebe ging er neue Wege – wobei er manches bereut.

Mit der Amazon-Prime-Show „Licht Aus“ (ab 31. Oktober) stellt sich Gedeon Burkhard an der Seite von sieben Kolleginnen und Kollegen einer ganz besonderen Herausforderung: Der 55-Jährige schlägt sich fünf Tage lang in absoluter Dunkelheit durch. Aber der Schauspieler, der in den 90er-Jahren seinen Durchbruch mit Filmen wie „Kleine Haie“ oder Serien wie „Kommissar Rex“ feierte, meistert auch sonst ungewöhnliche Situationen – ob als Oben-ohne-Handwerker oder in einer Dreierbeziehung, mit der er dieses Jahr an die Öffentlichkeit ging.

Wenn man 120 Stunden in völliger Dunkelheit verbringt, was macht das mit einem?

Gedeon Burkhard: Ich will nicht zu esoterisch werden, aber man hat da eine andere Wahrnehmung von Zeit und Raum und es verschiebt sich das Verhältnis zum eigenen Dasein. 

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Haben Sie durch diese Erfahrung konkret etwas in Ihrem Leben geändert?

Burkhard: Ich habe das Gefühl, dass ich mehr in mir selbst ruhe. Und das hat mir mehr Selbstsicherheit in meinem Dasein gegeben.

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Andererseits schienen Sie auch vorher genügend Selbstsicherheit zu haben – etwa wenn man sich ansieht, wie Sie sich für Ihre Handwerker-Videos „Der Schraubenflüsterer“ inszenieren?

Burkhard: Das fing während Corona an, als ich meinen Beruf nicht ausüben konnte. Ich bin damals viele Projekte in meinem Zuhause angegangen und weil mich seit vielen Jahren die Regie interessierte, kam ich auf den Gedanken, meine Aktivitäten mit zwei Smartphones zu inszenieren.

Der Schauspieler wollte mit nacktem Oberkörper eine Botschaft senden

Und das mit nacktem Oberkörper.

Burkhard: Das hatte verschiedene Gründe. Auf der einen Seite hat es den Frauen in meinem Leben gefallen, wenn ich oben ohne gehandwerkt habe, was im Sommer ja ganz normal ist. Auf der anderen Seite kam ich auf die Idee, dass es ganz unterhaltsam sein könnte, das mit einem kleinen Augenzwinkern zu kombinieren. Obendrein, bot es sich natürlich an, sich über mein eigenes Image ein wenig lustig zu machen, denn zeitweise gab es wirklich keine Rolle, in der ich nicht irgendwann das Hemd ausziehen musste. Aber der größte Spaß an der Sache war schon die Regiearbeit. Weil ich nicht mehr der Jüngste bin, habe ich meinem Umfeld gefragt, ob man das noch herzeigen könne oder ob das nur peinlich sei. Aber mir wurde gesagt: „Mach ruhig“.

Kleine Haie
Dieser Film brachte Gedeon Burkhard (l.) den Durchbruch: In„Kleine Haie“ (1992) spielte er neben Kai Wiesinger (M.) und Jürgen Vogel. © picture alliance/United Archives | United Archives/IFTN

Sie sprachen gerade die beiden Frauen an, mit denen Sie eine Dreierbeziehung führen. Warum entschlossen Sie sich, mit einem so privaten Thema an die Öffentlichkeit zu gehen?

Burkhard: Es war abzusehen, dass darüber geschrieben wird. Und im Gespräch mit meinen Partnerinnen haben wir das dann gemeinsam entschieden. Wir leben hier in Berlin in einer Bubble, da hatten wir das Gefühl, dass man so etwas ansprechen kann, ohne dass es jetzt ein Riesenskandal wäre.

Allerdings habe ich dann einen gedanklichen Fehler gemacht. Denn ich dachte, wir könnten damit auch den „Schraubenflüsterer“ ein bisschen in die Öffentlichkeit rücken. Und dann war die Reaktion, dass sich hier ein alter Sack mit nacktem Oberkörper produziert und auch noch in einer Partnerschaft mit zwei Frauen ist. Das bekam dann Etikette wie „verrucht“ oder „Midlife Crisis“.

 Hätten Sie das also am liebsten nicht publik gemacht?

Burkhard: Na ja, es ist ein bisschen nach hinten losgegangen. Und es war dann auch ein Problem für meine Partnerinnen, die von Null auf Hundert in der Öffentlichkeit standen – und das mit einem Thema, das vom Boulevard sehr reißerisch behandelt wurde. Da ging es dann nur noch um Sex. Ich hätte es besser wissen müssen, aber ich kann damit gut leben. Mir hat es nur für meine Partnerinnen leid getan.

Gedeon Burkhard über das große Thema in einer Dreiecksbeziehung

Ist es nicht emotional sehr kompliziert, so eine Beziehung zu führen?

Burkhard: Für uns alle ist es rundweg eine positive Erfahrung. Wir sind alle selbst jeden Tag immer noch überrascht davon, wie gut das läuft und wie bestätigt und sicher wir uns dieser Beziehung fühlen. Ein Thema, mit dem wir uns natürlich beschäftigen mussten, ist Eifersucht – eine Emotion, die gesellschaftlich ja gerne totgeschwiegen wird.

Wir alle hatten uns aber im Vorfeld schon damit auseinandergesetzt, weil jeder von uns schon in alternativen Beziehungsmodellen gelebt hatte. Aber das ist eben Arbeit. Und wenn man genau hinschaut, sind viele traditionelle Beziehungen selten wirklich monogam. Viele Leute lieben ihren Partner, aber dann passiert es, dass sie jemand anders attraktiv finden und eine Affäre beginnen. Trotzdem kommen die meisten nicht auf ihre Idee, die Beziehung deshalb zu beenden. 

Kommissar Rex
Gedeon Burkhard in „Kommissar Rex“, eine Rolle, die er von 1993 bis 2004 mit großem Erfolg spielte. © United Archives via Getty Images | United Archives

Wie würden Sie Ihr Lebensgefühl jetzt beschreiben?

Burkhard: Ich habe fast 15 Jahre lang größtenteils allein gelebt und jetzt lebe ich hier mit drei Menschen, die ich über alles liebe. Jeder gibt und jeder zehrt von diesem Familienleben und dieser Gemeinschaft und trotzdem ist jeder ist völlig frei, sein eigenes Leben zu führen. 

Der Schauspieler erzählt, warum seine Tochter sein Leben verändert hat

Eine wichtige Rolle in Ihrem Leben spielt auch Ihre 20-jährige Tochter. Vor kurzem meinten Sie in einem Interview, dass sie Sie in der Pubertät an die Grenzen brachte. 

Burkhard: Ganz so war es nicht gemeint. Das wurde wieder einmal sensationsalisiert. Im Interview ging es eigentlich um den Vergleich meiner Vaterrolle in dem Film „Broke Alone“ mit mir selbst, und auf einmal drehte sich das nur um mein Verhältnis zu meiner Tochter. Dass Kinder als Teenager die Eltern etwas fordern, kennt ja jeder. Auf jeden Fall hat meine Tochter mein Leben ab dem Tag, an dem sie in meine Welt getreten ist, nur bereichert und spannender gemacht. 

Können Sie abschließend sagen, inwieweit Sie die Erfahrung von „Licht aus“ möglicherweise bereichert hat?

Burkhard: Ich nehme mir bewusster Auszeiten – ich lasse beispielsweise das Handy zu Hause, wenn ich zum Sport gehe und bleibe dann auch die ganze Zeit bei mir und gehe in eine Art inneren Dialog. Man könnte also sagen, dass das zu einem anderen Blick nach innen geführt hat, den ich im täglichen Leben weiter pflege. Ich habe aber schon früher dazu geneigt, in das Narrenkast’l zu schauen, wie man in Österreich sagt. Jedenfalls kann ich mich seit „Licht Aus“ noch besser in meinem Kopfkino aufhalten. Ich habe sozusagen meine eigene Virtual-Reality-Brille.