Berlin. Am Ort des Geschehens wurde eine Leiche gefunden, es soll sich um eine US-Amerikanerin handeln. Was es mit den Betreibern auf sich hat.

Nach dem Einsatz einer umstrittenen Suizid-Kapsel in der Schweiz hat die Polizei mehrere Menschen festgenommen. Gegen sie sei ein Strafverfahren „wegen Verleitung und Beihilfe zum Selbstmord“ eröffnet worden, teilte am Dienstag die Staatsanwaltschaft des Kantons Schaffhausen mit. Die Suizid-Kapsel sei sichergestellt worden, die verstorbene Person solle obduziert werden. Bei ihr handelte es sich nach Angaben der Sterbehilfeorganisation Last Resort um eine 64-jährige US-Bürgerin.

Laut Schweizer Medienberichten war es das erste Mal, dass das an eine Raumfahrt-Kapsel erinnernde und mit Stickstoff funktionierende Gerät eingesetzt wurde. Seine Anwendung, für die kein Arzt anwesend sein muss, ist hochumstritten. Erst am Montag hatte die Schweizer Innenministerin Elisabeth Baume-Schneider bei einer Fragestunde im Parlament erklärt, dass die Suizid-Kapsel nicht rechtskonform sei.

Suizid-Kapsel heißt Sarco, wie Sarkophag

Die Staatsanwaltschaft von Schaffhausen an der Grenze zu Deutschland wurde nach eigenen Angaben am Montagnachmittag von einer Anwaltskanzlei informiert, „dass bei einer Waldhütte in Merishausen ein begleiteter Suizid mit der Kapsel Sarco stattgefunden habe“. Am Tatort seien die Kapsel und eine Leiche entdeckt worden, letztere werde nun obduziert. „Zudem wurden mehrere Personen im Raum Merishausen in Polizeihaft versetzt“, erklärte die Staatsanwaltschaft.

Umstrittenes Suizidgerät «The Sarco»
In die Selbstmordkapsel, genannt „the Sarco“, kann sich eine Person hineinlegen und durch Knopfdruck die Zuleitung von Stickstoff auslösen. © DPA Images | Ahmad Seir

Die Organisation Last Resort, welche die „Sarco“-Kapsel – benannt nach Sarkophag – im Juli in Zürich präsentiert und ihren baldigen Einsatz in der Schweiz angekündigt hatte, teilte der Nachrichtenagentur AFP mit, dass die gestorbene Person eine 64-jährige Frau aus dem Mittleren Westen der USA gewesen sei. Diese habe „seit vielen Jahren unter einer Reihe schwerwiegender Probleme im Zusammenhang mit einer schweren Immunschwäche gelitten“. 

Heftige Diskussion: Ist die Kapsel legal?

Die Frau sei am Montag durch Nutzung der Kapsel kurz nach 16 Uhr gestorben, teilte die Organisation weiter mit. Anwesend gewesen sei der Ko-Präsident von Last Resort, Florian Willet. Es sei ein „friedlicher und würdiger Tod“ gewesen, erklärte Last Resort.

Seit der Ankündigung von Last Resort, das Gerät in der Schweiz einsetzen zu wollen, gibt es heftige Diskussionen in dem für seine liberalen Sterbehilfe-Vorschriften bekannten Alpenland. Noch am Montag hatte Innenministerin Baume-Schneider im Parlament zwei Gründe angeführt, warum die Kapsel nicht rechtskonform sei: Zum einen erfülle sie die Produktsicherheitsvorschriften nicht und dürfe daher nicht in Verkehr gebracht werden. Und zum anderen sei die Verwendung von Stickstoff in der Kapsel nicht kompatibel mit dem für ihn im Chemikaliengesetz festgeschriebenen Zweck.

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Anmerkung der Redaktion: Aufgrund der hohen Nachahmerquote berichten wir in der Regel nicht über Suizide oder Suizidversuche, außer sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Wenn Sie selbst unter Stimmungsschwankungen, Depressionen oder Selbstmordgedanken leiden oder Sie jemanden kennen, der daran leidet, können Sie sich bei der Telefonseelsorge helfen lassen. Sie erreichen sie telefonisch unter 0800/111-0-111 und 0800/111-0-222 oder im Internet auf www.telefonseelsorge.de. Die Beratung ist anonym und kostenfrei, Anrufe werden nicht auf der Telefonrechnung vermerkt.