Berlin. Bauunternehmer und Selbstdarsteller Richard „Mörtel“ Lugner ist mit 91 Jahren gestorben. Erst kürzlich machte er eine vielsagende Bemerkung.

Zuletzt wurde er häufig auf Krücken gesehen. „Mörtel“, wie der Bauunternehmer Richard Lugner genannt wurde, wirkte ramponiert. Lange sah es so aus, als sollte sein Plan aufgehen: Dass er sich mit der Jugendlichkeit seiner Frauen auch selbst ein Stück Jugend eingekauft hatte. Doch nach der Herz-Operation im Sommer ging es bergab. Nun ist der 91-Jährige im Familienkreis gestorben.

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Laut Medienberichten gab es am Montagmorgen einen Rettungseinsatz in seiner Villa in Döbling bei Wien. Es sei noch versucht worden, Lugner zu reanimieren – ohne Erfolg. Für seinen Tod hatte Lugner vorgesorgt. Ein Grabstein sei bestellt, seine letzte Ruhe wollte der Society-Baulöwe auf dem Grinzinger Friedhof finden, sagte er der „Kronen“ Zeitung im Juli. Der Unternehmer hinterlässt seine sechste Ehefrau Simone, die er erst Anfang Juni geheiratet hatte, sowie vier Kinder.

Zum 6. Mal: Richard Lugner heiratet in Wien
Richard und Simone Lugner nach der Hochzeit im Juni 2024. © action press | Starpix / picturedesk.com

Seine größte Bühne war der Wiener Opernball. Auf dem glänzenden Fest mit seinen 5000 Gästen hat sich Richard „Mörtel“ Lugner jährlich im Blitzlicht der Fotografen gesonnt. An seiner Seite Promis wie Sophia Loren, Pamela Anderson, Paris Hilton, Kim Kardashian oder Spice Girl Geri Halliwell. Für diskret verschwiegene hohe Summen begleiteten ihn die prominenten Damen zum Ball – zuletzt war es Priscilla Presley, bekannt durch ihre Ehe mit Elvis. Im Jahr davor war Schauspielerin und Aktivistin Jane Fonda (85) geladen und bekannte schonungslos ehrlich: „Ich werde gut bezahlt und brauche das Geld.“

Geschäftsmann war „Mörtel“ bis zum Schluss: Noch vor wenigen Tagen erst hatte Lugner angekündigt, bei seinem Wiener Shoppingcenter mit Ehefrau Simone (42) zusammenzuarbeiten. Es war seine sechste Ehe, es sollte, so wollte er, seine letzte sein. „Der Richard hat zu mir gesagt: ‚Ich bin der Chef und Du bist jetzt die Chefin‘“, sagte sie der „Bild“. „Sie soll mich tatkräftig unterstützen. Wir werden uns ab jetzt meine Arbeit teilen“, so der 91-Jährige. Die Aufgaben der ehemals stellvertretenden Filialleiterin eines Baumarkts standen für Lugner schon fest: „Geld eintreiben und Tiktok-Videos mit mir erstellen.“ Der Job soll für seine Frau eine langfristige Angelegenheit sein. „Irgendwann, wenn es mich nicht mehr geben sollte, wird sie alleinige Chefin sein. Aber momentan bin ich ja noch unter den Lebenden“, sagte er der „Bild“.

„Mörtel“ Lugner: So reich ist der Baulöwe wirklich

Dass Lugner Bauunternehmer war, das hat man in der Öffentlichkeit mehr oder weniger gehört und wieder vergessen. Ein alter Baulöwe, der auf Gigolo machte, das war es, was an der Person interessierte. Seine Büro- und Tankstellenausbauten – wer wollte das schon wissen. Dabei hatte manches Projekt für Aufsehen gesorgt, wie in den 1970er Jahren der Bau der Wiener Moschee. Und dass man mit Shoppen Geld machen kann, war Lugner schnell klar. Sein Vorzeigeprojekt, die „Lugner City“ von 1990, wurde zu einem der erfolgreichsten Einkaufszentren Österreichs.

Vienna Opera Ball 2024
Priscilla Presley an der Seite von Richard „Mörtel“ beim Wiener Opernball 2024. © Getty Images | Gisela Schober

Über all die Jahrzehnte soll „Mörtel“ ein Vermögen von 80 Millionen Euro erwirtschaftet haben, wie unter anderem die „Schweizer Illustrierte“ im Februar 2024 berichtete. Dabei soll vor allem das Einkaufszentrum besonders lukrativ gewesen sein. Dennoch gab es Anfang 2024 auch etliche Schlagzeilen darüber, dass Richard Lugner Schulden in Millionenhöhe angehäuft hatte. Dazu äußerte sich der Unternehmer damals im Interview auch selbst: „Es stimmt, dass wir 40 Millionen Euro Schulden haben.“

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Dass Lugner „als cholerischer Chef“ galt, gab er gerne zu. Und auch, dass er sich danach nicht entschuldigt: „Das ist nicht meine Art“, sagte er der „Kronen“-Zeitung. Die Baubranche sei eben hart. „Aber ich bin mit den Jahren ruhiger geworden.“ Ob ihm die Firma immer näher war als die Liebe zu seinen vielen Frauen? „Na ja, die Familie war die eine Sache. Aber dass die Firma funktioniert und die Mitarbeiter einen sicheren Job haben – das war bei mir schon sehr vorrangig.“ Ob das mit ein Grund für seine gescheiterten Ehen sei? „Schon möglich.“

Lugner und die Frauen: Er gab ihnen Tiernamen

Sein Herz galt dabei besonders den jungen Frauen. 2014 heiratete er das aus Deutschland stammende Model Cathy im Schloss Schönbrunn. Catherine Schmitz war 57 Jahre jünger als er. Als nach zwei Jahren die Scheidung folgte, brachte das Lugner, der nach eigenen Worten sehr viele Offerten von 25- bis 30-jährigen Frauen bekam, doch zum Nachdenken. Seine Zielgruppe seien nun „Damen um die 40“. Er sagte: „Das ist das, was am tiefsten ist.“

Pamela Anderson und Lugner auf dem Wiener Opernball
US-Schauspielerin Pamela Anderson am Arm von „Mörtel“ Lugner beim Opernball 2003. © picture-alliance / dpa | Votava

Als dann 2016 bei ihm Prostata-Krebs diagnostiziert wurde, zeigte ihm das deutlich, dass er nicht mehr so jung war, wie er sich gern gab. Aber er überstand die Erkrankung und wirkte erstaunlich vital. Dafür tat er einiges: Er ließ sich Spritzen geben, machte Kälte- und Ernährungs-Kuren.

Vielleicht profitierte seine Gesundheit auch davon, dass so einer wie er einfach Narrenfreiheit genoss. Dass er nämlich alle seine Freundinnen öffentlich mit Tiernamen belegte, wurde eher so durchgewunken. „Mausi“, „Hasi“, „Käfer“, „Bambi“, „Kolibri“, „Bienchen“. Als er einmal von Reportern gefragt wurde: „Wie geht es Lugners Streichelzoo?“, hat er das nicht als Kritik bewertet. Vielmehr soll Lugner jede Zeile über ihn gesammelt haben, auch die hämischen Kommentare. „Ich seh‘ mich schon gern in der Zeitung“, bekannte er. In seinem Büro sollen sich die Ordner mit der Berichterstattung gestapelt haben.

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Er war ein Meister des Trashs, der keine Schamgrenze kannte und sogar 1998 für das Amt des österreichischen Bundespräsidenten kandierte. Dabei erzielte er 9,9 Prozent der Stimmen, was als Achtungserfolg galt. Im Scheinwerferlicht blühte er auf. In der Reality-Soap „Die Lugners“ breitete „Mörtel“ ab 2003 in rund 100 Folgen sein Privatleben im Fernsehen aus, inklusive Versöhnungsbilder aus der Badewanne – alle Emotionen wurden vor den TV-Kameras ausgelebt. „Meine Leidenschaft ist heißer noch wie Gulaschsaft“, zitierte er vor laufenden Kameras aus einem Operetten-Schlager.