Hamminkeln/Bocholt. Nach dem Todesfall am Bahnübergang „Döringer Feld“ in Hamminkeln liegt das Obduktionsergebnis vor. Es gibt der Polizei Hinweise auf die Ursache.
Am 8. Juni hatte sich in Hamminkeln an der Stadtgrenze zu Bocholt ein tödlicher Verkehrsunfall am Bahnübergang Döringer Feld ereignet. Gegen 13 Uhr wollte 78 Jahre alte Frau mit ihrem Auto den unbeschrankten Übergang an der Straße „Döringer Feld“ überqueren. Dabei wurde sie von einem herannahenden Zug der Linie RE 19, der in Richtung Bocholt unterwegs war, erfasst. Besonder bitter: Ausgerechnet dieser Bahnübergang soll geschlossen werden.
Tödlicher Unfall: Bocholterin stirbt an Bahnübergang
Die Bocholterin verstarb noch an der Unfallstelle. Polizei und Staatsanwaltschaft Duisburg haben nun in einer gemeinsamen Presseerklärung das Obduktionsergebnis mitgeteilt: Demnach kann eine medizinische Ursache für den Unfall ausgeschlossen werden. „Mit hoher Wahrscheinlichkeit“, so das Ergebnis der Ermittlungen durch das Verkehrskommissariat, sei das Unglück auf ein „individuelles Fehlverhalten“ der 78-Jährigen zurückzuführen. Der 31-jährige Lokführer erlitt laut Polizei einen Schock. Die 29 Fahrgäste blieben unverletzt. Die Autofahrerin befand sich alleine in ihrem Wagen, weitere Personen wurden nicht verletzt.
Nach Angaben der Feuerwehr Bocholt wurde das Auto der Seniorin von dem Zug seitlich erfasst und rund 100 Meter über das Gleisbett gezogen. Neben der Polizei waren 49 Rettungskräfte der Feuerwehr und des Rettungsdienstes der Stadt Bocholt im Einsatz. Das Unfallopfer war wegen des starken Aufpralls im Wagen eingeklemmt worden. Die Leiche wurde durch Kräfte der Feuerwehr geborgen. Die Bahnstrecke blieb zwischenzeitlich gesperrt.
Nicht der erste tödliche Unfall an der Bahn in Lankern
Es ist nicht der erste Todesfall in jüngster Zeit an der Bahnstrecke zwischen Hamminkeln und Bocholt: Im vergangenen Jahr hatte es am ebenfalls unbeschrankten Bahnübergang in Dingden-Lankernbrok einen tödlichen Unfall mit einem Zug gegeben, damals war eine 44 Jahre alte Radfahrerin gestorben. Im Jahr 2020 waren am selben Übergang drei Menschen gestorben, nachdem ihr Auto vom Regionalexpress „Der Bocholter“ erfasst worden war. Der Übergang in Lankernbrok war zwischenzeitlich komplett für den Verkehr gesperrt, mittlerweile dürfen Fußgänger und Radfahrer wieder darüber queren – die Bahn will hier künftig eine Sicherung aufbauen.
Seit mehr als zehn Jahren fordern Anwohner und die lokale Politik eine technische Sicherung der Schranken, weil es wiederholt auf der Strecke zu tödlichen Unfällen gekommen ist. Doch lange Zeit bewegte sich nichts. Dann kam die Beschleunigung des „Bocholters“ auf 100 Kilometer in der Stunde, was zwingend eine technische Sicherung zur Folge hat. Doch die höhere Geschwindigkeit wird nur bis Hamminkeln gefahren. Auf dem Abschnitt bis Bocholt gilt weiterhin Tempo 80. Da ist eine Sicherung nicht vorgeschrieben. Stattdessen hupt der Bocholter laufstark als Warnung vor jedem Bahnübergang in Lankern. Ein Umstand, der viele Anwohner – nicht nur unmittelbar an den Gleisen – schon seit Jahren erbost, weil sie sich um den Schlaf gebracht fühlen.
Minimal-Kompromiss nach jahrelangen Diskussionen
Bahn und die Stadt Hamminkeln streiten sich schon lange über die Zukunft dieser Bahnübergänge in Lankern. Die Bahn hat immer die Position vertreten: Wenn Hamminkeln die Übergänge sichern will, muss sie auch die Kosten übernehmen. Die Stadt konnte diese Haltung jahrelang nicht ändern bis Ende 2022, als ein Minimal-Kompromiss geschlossen wurde. Danach sollen die Bahnübergänge Rotering und Döringer Feld geschlossen werden. Am letzteren ereignete sich am Donnerstag der tödliche Unfall.
Dass genau das passiert, hatten sie in Hamminkeln immer wieder befürchtet. Vor allem, als Ende 2022 klar wurde, dass es noch fünf bis sechs Jahre dauern wird, bis der Bahnübergang-Kompromiss in die Tat umgesetzt wird. „Es gibt ein Planrechtsverfahren, deren Abläufe wir nicht aushebeln können“, erklärte noch im Ende September 2022 Hans Mattevi als Bahnvertreter in einer gut besuchten Ratssitzung. Für Bürgermeister Bernd Romanski, der am Donnerstag vor Ort war, ist der erneuerte tödliche Unfall „außerordentlich bitter“. Er wollte am 15. Juni in der Ratssitzung sowieso Neuigkeiten zur umstrittenen Zeitschiene mitteilen. Dazu hatte er noch am Mittwoch Kontakt mit der Bahn. Die wollte sich ohnehin am Freitag noch mal zur umstrittenen Zeitschiene äußern. Doch am Donnerstag geschah der Unfall. (auf/rku)