Hamminkeln. Der Bahnübergang in Hamminkeln ist wieder passierbar. Die geplante Schranke nur für Zweiräder und Fußgänger ist für einen Anlieger keine Lösung.
Vor viereinhalb Monaten hatte die Hamminkelner Stadtverwaltung den Bahnübergang Lankernbrok in Dingden nach dem zweiten tödlichen Unfall – eine 44-jährige Radfahrerin war vom Zug erfasst worden – für den Verkehr komplett gesperrt: Am Dienstagmorgen nun werden Mitarbeiter des Bauhofes die Absperrungen entfernen – dann ist der Bahnübergang zumindest für Radfahrer und Fußgänger wieder passierbar. Die Stadt hatte die Sperrung im Juni in Eigenverantwortung vorgenommen, weil sie Eigentümer der Straße praktisch bis und ab dem Gleisbett ist.
Wie Hans Mattevi von der Deutschen Bahn im Rahmen des Ratssitzung Ende September bei der Präsentation der geplanten Maßnahmen an der Strecke des „Bocholters“ dargelegt hatte, will die Bahn den Übergang Lankernbrok mit einer Ampel inklusive Vollschranke technisch sichern. Auch nach den DB-Plänen sollen Autofahrer dann außen vor bleiben. Die gesamten Maßnahmen an der Strecke, auf der dann auch drei Bahnübergänge geschlossen werden, sollen laut der Bahn bis zu sechs Jahre dauern.
Bürgermeister zu Bahnübergang Lankernbrok: Schrankenbau schneller umsetzen
Bürgermeister Bernd Romanski indes hofft, dass einzelne Maßnahmen – und damit möglicherweise auch in Lankernbrok – schneller umgesetzt werden. Aufgrund des zuletzt stärker werdenden Wunsches der unmittelbaren Anwohner hatte sich die Verwaltung für die Teilöffnung des Übergang entschieden. „Es gibt jetzt eine Perspektive“, so Romanski, „eine Lösung ist in Sicht.“ In einer der nächsten Ratssitzungen müsse die Politik indes dann auch ihren Beschluss zurücknehmen, dass Autos den Bahnübergang passieren dürfen.
Genau das wäre für Karl-Heinz Klötgen aber eine schlechte Lösung. Seine Gärtnerei liegt direkt am Übergang und auf die Anfahrtsmöglichkeit mit dem Auto ist sein Betrieb angewiesen, sagt er. Insbesondere auf den Anschluss an die Bocholter Straße auf der anderen Seite der Schienen. „Ich habe den Betrieb damals aufgebaut, weil ich hier eine gute Anbindung hatte“, sagt er.
Seit mehr als vier Monaten war die Gärtnerei buchstäblich von der Bahnlinie zerschnitten, denn auf der anderen Seite liegen Gewächshäuser, die der Betrieb nutzt. „Wir müssen jeden Tag hin und her.“ Von daher ist es eine Erleichterung für Karl-Heinz Klötgen und seine Mitarbeiter, dass sie nun zumindest wieder zu Fuß und mit dem Rad die Schienen queren können.
Anwohner kritisiert: Bahnübergang Lankernbrok muss für Autos passierbar sein
Das sollte aber aus seiner Sicht nur eine Übergangslösung sein. „Ich bin auf die Privatkunden angewiesen.“ Den Umweg über die Poterey würden viele Pkw-Fahrer nicht in Kauf nehmen. „Ich haber deutlich weniger Umsätze“, so Klötgen. Er erinnert daran, dass es nach dem schweren Unfall mit drei Toten im Frühjahr 2020 die Ankündigung der Bahn gab, den Übergang 2023 zu beschranken – auch für Autos.
Dass nun eine Schrankenlösung nur für Rad- und Fußverkehr zur Debatte steht und dass der Umbau erst in fünf, sechs Jahren fertig sein soll, darüber kann er nur den Kopf schütteln. „In Hamminkeln sind Feldwege bereits komplett beschrankt worden“, verweist er auf andere Abschnitte. Er hatte schon im Rahmen der Elektrifizierung auf die Umrüstung gehofft.
Beide tödlichen Unfälle hat er miterlebt und es sei Zufall, dass nicht noch mehr passiert ist, sagt er. „2018 und 2019 ist es mit Glück bei Blechschäden geblieben.“ Selbst das laute Hupen des Zuges habe ja den Unfall mit der Radfahrerin nicht verhindert. Er will, ebenso wie einige seiner Nachbarn, darauf drängen, dass der Ratsbeschluss, einen beschrankten Übergang auch für Autos zu bauen, umgesetzt wird.
Gärtnereibesitzer spricht von Zermürbungstaktik der Bahn
Doch die Bahn, davon ist Klötgen überzeugt, setzt auf „Zermürbungstaktik.“ Das Hupen der Züge, das seit der Elektrifizierung deutlich intensiver geworden ist, nerve viele Anwohner. Nur zwischen 0 und 5 Uhr sei Ruhe: „Wir werden mit der Huperei terrorisiert. Da steht man aufrecht im Bett.“ Die Bahn hoffe darauf, dass so mancher Nachbar sogar bereit wäre, auf den Übergang zu verzichten, wie es der Bahn am liebsten wäre. Stadt und Politik müssten Druck auf das Unternehmen ausüben. „Uns reicht es“, so Klötgen. Auch der nun wiederhergestellte Zustand ist aus seiner Sicht gefährlich: Viele Radfahrer seien beim Überqueren der Gleise so darauf konzentriert, nicht gegen die Pöller zu fahren, dass sie kaum auf die Züge achten.