Köln. Kundgebungen gegen rechts nehmen Fahrt auf. Am Samstag ruft „Köln stellt sich quer“ zum Marsch auf. Andere Städte in NRW ziehen nach.
Mit Pauken und Trompeten wollen sie am Samstag, 25. Januar, demonstrieren, sie wollen laut sein für die Demokratie, für ein soziales, vielfältiges, weltoffenes Deutschland. In Köln wird die Groß-Demo „#5vor12“ vorbereitet, um 11.55 Uhr geht's auf dem Heumarkt los. In Moers treffen sich die Menschen zur gleichen Zeit vor dem Alten Landratsamt. In Siegen ruft ein Bündnis unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt!“ zur Demo auf. Schon am vergangenen Wochenende demonstrierten Menschen in Aachen und Bonn. Gut vier Wochen vor der Bundestagswahl nehmen die Kundgebungen gegen rechtsextremes Gedankengut Fahrt auf.
Gemeinsam mit anderen gegen die AfD protestieren
Das Bündnis „Köln stellt sich quer“, das sich in seiner jetzigen Form als Antwort auf die Aktivitäten von „Pro Köln“ im Jahr 2008 gründete, wendet sich mit der Demonstration am kommenden Samstag entschieden gegen die AfD, der es nicht gelingen dürfe, „mit ihrer völkisch-nationalen, rassistischen und antisemitischen Hetze und ihrer ebenso unsozialen wie wirtschafts- und klimafeindlichen Programmatik unseren demokratischen Rechts- und Sozialstaat in seinen Grundfesten zu erschüttern“.
Brigitta von Bülow, Bürgermeisterin und Ratsmitglied der Grünen, ist eine der Sprecherinnen von „Köln stellt sich quer“. Sie sagt: „Wir organisieren diese Demo jetzt, als besonderen Neujahrsstart. Angesichts der dramatischen Entwicklungen, etwa in Österreich und in den USA, ist es wichtig, dass Menschen wieder das Gefühl haben, gemeinsam mit anderen lautstark protestieren zu können. Es geht um die Gemeinschaft und darum, dass man nicht zu Hause sitzt und denkt: ,Wie schrecklich ist alles und man kann nichts ändern!‘. So gesehen geht es um Selbstermächtigung und darum, ein Zeichen zu setzen.“
Trommeln, Rasseln, Klangstäbe und Töpfe
Die Stellvertreterin der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker ist überzeugt, dass man selbst etwas tun könne. „Es ist wichtig, sich immer wieder zu vergewissern, dass es ganz viele sind, die nicht mit rechten Gedanken und Parolen einverstanden sind. Man steht nicht allein und kann dann etwas mutiger sein.“
In Köln sollen am Samstag nicht nur Trillerpfeifen zum Einsatz kommen. Damit es laut wird, sind Trommeln, Blasinstrumente, Kochtöpfe mit Löffeln, aber auch Rasseln, Klangstäbe, Glockenspiele und Tubas erwünscht. Auch Musikgruppen und Musikwagen sind willkommen. Die Organisatoren, die viele gesellschaftliche Gruppen und Vereine vertreten, wollen „so laut sein, dass ganz Köln es hört“.
Engagierte Musikerinnen und Musiker sind auf der Bühne dabei, etwa der Rapper Kurt Tallert alias Retrogott, der Jazzmusiker Matthias Schriefl, das Kunstorchester Kwaggawerk und die Rockband Brings. Sie treten auf, nachdem der Demonstrationszug auf einer langen Route einmal rund um die Innenstadt gezogen ist. Die Kölner Polizei geht inzwischen von einer großen Resonanz aus und hat statt des Heumarktes den Rudolfplatz in Richtung Friesenplatz als neuen Ort für die Kundgebung nach dem Demozug vorgeschlagen.
Für die Demokratie auf die Straße gehen
Brigitta von Bülow sagt, es sei wichtig, dass man auch ein Jahr nach den Correctiv-Enthüllungen zu einem Geheimtreffen rechtsextremer Kreise nicht müde werde, für die Demokratie auf die Straße zu gehen. „Es geht darum, ein Zeichen zu setzen, gerade angesichts dessen, dass sich die Diskurse so nach rechts verschoben haben. Ein klares Zeichen für Demokratie, Vielfalt und Menschenwürde.“ Das Wort „Remigration“, von der „Unwort des Jahres 2023“-Jury als „rechter Kampfbegriff“ und „beschönigende Tarnvokabel“ charakterisiert, hat inzwischen Einzug ins AfD-Wahlprogramm gehalten.
Auch interessant
In Köln sind wie in anderen Orten in NRW bis zur Bundestagswahl noch weitere Demos und Aktionen geplant. Am 2. Februar organisieren Kanuvereine aus Köln, Bonn und Düsseldorf zum Beispiel eine Kanu-Demonstration auf dem Rhein. Am 15. Februar soll es eine Aktion des Vereins Cologne Pride geben, unter dem Motto „Wähl Liebe!“. Auch hier verbinden die Organisatoren ihr Engagement mit dem Aufruf: „Geht wählen und stärkt die demokratischen Parteien!“
Für das Wochenende vom 7. und 8. Februar werden in Mönchengladbach, Bielefeld, Brilon und Dorsten Demos vorbereitet, auch Gummersbach, Wuppertal und Wermelskirchen reihen sich ein. Informationen zu den einzelnen Demos finden Sie hier: https://www.demokrateam.org/aktionen/