An Rhein und Ruhr. Im Kreis Kleve häufen sich Fälle trotz bundesweitem Rückgang. Warum Wohnmobile für Diebe so interessant sind und was schützt.

Das Wohnmobil gestohlen – der Camper-Traum dahin. So ging es im Kreis Kleve im vergangenen Monat schon vier Wohnmobil-Besitzern. Auch in Hünxe und Hamminkeln im Kreis Wesel haben in der vergangenen Woche Diebe zugeschlagen. In Hünxe wurde das Wohnmobil von einem Hof entwendet, in Hamminkeln von einer Grundstückseinfahrt. Doch warum sind gerade die großen, sperrigen Camper so gefährdet?

Im Kreis Kleve gibt es vermehrt Wohnmobilhändler. Dort wurden nach Polizeiangaben in der jüngeren Vergangenheit Zäune und Tore der Händler aufgebrochen, um Wohnmobile zu stehlen. Die Polizei-Pressesprecherin für den Kreis Kleve, Anna Stammen, gibt an, dass dadurch der Eindruck entstünde, als häufen sich die Diebstähle von Wohnmobilen in der Gegend.

Warum werden Wohnmobile gestohlen?

„Urlaub mit dem Wohnmobil oder Wohnwagen hat seit der Corona-Pandemie stark an Beliebtheit gewonnen“, sagt Jürgen Schell. Er ist Camping-Experte des ADAC Nordrhein und weiß, warum Diebe hinter Wohnmobilen her sind. Bei unzureichendem Schutz sind ungesicherte Wohnmobile ein leichtes Ziel. Auch die gestiegene Nachfrage könnte ein Grund sein.

Das Van-Life ist im Trend, es lockt mit Freiheit und Flexibilität beim Reisen. Gerade Wohnmobile aus zweiter Hand sind beliebt, viele Interessenten schauen sich da auch bei inoffiziellen Händlern um: „Der Schwarzmarkt blüht“, weiß Schell. Das bietet Kriminellen eine lukrative Möglichkeit, das Diebesgut gewinnbringend weiterzuverkaufen. Das Bundeskriminalamt sagt dazu: „Überwiegend verbleiben Wohnmobile nach der Tatbegehung in der EU und werden mit gefälschten Zulassungsbescheinigungen an zumeist gutgläubige Käufer veräußert.“

Wie kann ich mein Wohnmobil vor Einbruch schützen?

Um sich vor Langfingern zu schützen, rät Schell zuallererst, auch in der Hauptsaison einen sicheren Stellplatz auszuwählen: „Dazu zählen etwa abgeschlossene, mit Kameras überwachte Parkplätze, Garagen und Campingplätze.“

Doch auch am Fahrzeug selbst kann man einige Sicherheitsmaßnahmen treffen. Ratsam ist, eine Radkralle anzubringen. „Sie blockiert das Rad und schreckt zudem optisch schon von weitem ab.“ Eine Kralle zu knacken, sei nicht unmöglich, erfordert aber Zeit, Werkzeug und Erfahrung. Jürgen Schell empfiehlt eine bestimmte Art der Radkralle: „Die stabilen Metallkonstruktionen gibt es in zwei Ausführungen: Entweder führt sie um das Rad oder durch das Rad. Letzteres ist sicherer.“ Außerdem gilt: „Je wuchtiger die Kralle, desto schwieriger ist sie aufzubrechen.“

Deshalb solle man unbedingt ein Qualitätsprodukt wählen. Die Kosten für eine Parkkralle liegen zwischen 20 und 150 Euro. Beim Kauf solle man in einem ersten Schritt darauf achten, ob die Ausführung überhaupt an das Rad passt. Material, Gewicht und Schloss sollten auf Robustheit geprüft sowie Kundenbewertungen zu Rate gezogen werden.

Manche Diebe tauschen das Rad auch einfach aus, wenn sie die Kralle nicht lösen können. Wer hier auf Nummer sicher gehen möchte, bringt eine zweite Radkralle an. So haben es die Diebe schwer, schnell zu arbeiten. „Alternativ kann man eine Radkralle wählen, die die Demontage des Rades durch eine stabile Abdeckung der Radschrauben erschwert.“ Um die Radkralle beim nächsten Losfahren nicht zu vergessen, rät Schell: „Zur Erinnerung ein Zettel am Lenkrad beziehungsweise im Sichtbereich des Fahrers anbringen.“ Auch eine Lenkradkralle verhindert das ungewollte Wegfahren eines Wohnmobils. Gelöst werden kann die Lenkradkralle durch einen Schlüssel. „Damit ist die Sicherheit vor einem Diebstahl deutlich größer.“

GPS im Wohnmobil

Außerdem empfehlenswert ist eine zusätzliche Installation einer elektronischen Überwachungs- und Meldeanlage an Fenster und Tür: „Die Alarmanlage hat vor allem abschreckende Wirkung durch die schrille Sirene und flackerndes Licht.“ Zusätzlichen Schutz bieten Systeme mit Überwachungskamera. „Sogenannte WLAN-Kameras oder IP-Webcams sind bereits unter 50 Euro erhältlich und senden in Echtzeit Live-Bilder an das Smartphone.“ Voraussetzung ist, dass die Kamera am Standort mit einem WLAN-Netzwerk verbunden ist.

Sollte es Dieben trotz aller Schutzvorrichtungen dennoch gelingen, das Wohnmobil zu stehlen, kann ein eingebautes GPS-Tracking via SIM-Karte helfen, den Kriminellen auf die Spur zu kommen: „Das Gerät sendet die aktuelle Position des Wohnmobils an das eigene Smartphone.“ Die Tracker können versteckt im Mobil angebracht werden. „Auch hier sollte man auf eine gute Stromversorgung mit einem Akku achten und diesen regelmäßig überprüfen.“ Für den Fall eines Diebstahls sollte man abgesichert sein, sagt Schell: „Wir raten dazu, eine passende Versicherung wie Teil- oder Vollkasko abzuschließen, die im Ernstfall für den Verlust bei Diebstahl aufkommt.“

Gestohlene Ware nicht gebraucht kaufen: Diese Tipps gibt es

Um beim Kauf eines gebrauchten Wohnmobils nicht auf Kriminelle hereinzufallen, die geklaute Ware verkaufen möchten, rät Schell dazu, aufmerksam zu bleiben: „Wenn der Verkauf laut Verkäufer eilt oder angeblich nachts im Auftrag einer anderen Person an einem ungewöhnlichen Ort erfolgt, sollten man hellhörig werden.“ Außerdem sollte man wissen, mit wem man Geschäfte macht: „Lassen Sie sich den Personalausweis des Verkäufers oder der Verkäuferin zeigen und tragen Sie die Daten im Kaufvertrag samt Personalausweis-Nummer ein.“

Diese Daten sind auch für den Kaufvertrag wichtig: „Stellen Sie sicher, dass die Person, die das Fahrzeug übergeben und den Kaufvertrag unterschreiben soll, auch in den Papieren steht oder zu dem Verkauf schriftlich bevollmächtigt wurde.“ Außerdem rät Schell dazu, die Fahrzeugidentifikationsnummer (FIN) am Fahrzeug und in den Papieren überprüfen und die FIN durch einen Abgleich mit einer Datenbank abgleichen lassen. Der Experte rät: „Alle Unterlagen auf Ungereimtheiten hin überprüfen und auf das eigene Bauchgefühl hören.“