An Rhein und Ruhr. Vor allem E-Bikes geraten oft ins Visier der Fahrraddiebe. Vom GPS-Tracker bis zur Codierung: Wie sich Besitzer schützen können.

Es ist eine böse Überraschung, die jährlich Zehntausende in NRW erleben: Man will mit dem Rad fahren, doch findet am Fahrradständer plötzlich nur noch die Überreste des Schlosses – von dem Fahrrad selbst fehlt jede Spur. Für einen solchen Diebstahl brauchen Profis oft nur wenige Sekunden. Dabei haben es Diebe vor allem auf die teuren E-Bikes abgesehen. Wer sein Rad an einem öffentlichen Ort abstellt, sollte daher einiges beachten.

62.040 gestohlene Fahrräder wurden der Polizei 2023 in NRW gemeldet. Für das Jahr 2024 gibt es noch keine Zahlen. Im Zehnjahresvergleich haben die Raddiebstähle zwar um 27,7 Prozent abgenommen, die Schadenssumme ist dafür allerdings um ein Vielfaches gestiegen. Grund dafür sind die teuren Fahrräder mit Elektromotor, die für Fahrraddiebe besonders attraktiv sind. Um so schnell wie möglich zu sein, arbeiten diese bei ihren Raubzügen häufig mit akkubetriebenen Winkelschleifern. „Mit diesen Geräten können Diebe selbst hochwertige Schlösser in weniger als zehn Sekunden durchtrennen“, erklärt Tobias Müter, der bei der Polizei Essen die Ermittlungsgruppen zum Fahrraddiebstahl leitet.

Schutz vor Fahrraddiebstahl: Diese Schlösser empfehlen Experten

Am Preis oder der Qualität des Schlosses solle man dennoch nicht sparen. „Viele Fahrräder haben schon ein eingebautes Rahmenschloss. Die sind aber nicht besonders sicher und können das Fahrrad außerdem auch nicht am Fahrradständer befestigen“, ergänzt der Essener Polizeisprecher René Bäuml im Gespräch mit der Redaktion. Alike Schwarz vom ADFC-Landesverband Nordrhein-Westfalen rät auch von Schlössern mit Spiralkabel oder dünnen Drähten ab. „Sie lassen sich in kurzer Zeit durchsägen oder mit dem Seitenschneider aufknipsen.“

Wie sichere ich mein Fahrrad gegen Diebstahl
Fahrräder, die nur mit einem Rahmenschloss gesichert sind, können von Dieben auch einfach weggetragen werden. © FUNKE Foto Services | Thorsten Lindekamp

Stattdessen lohne es sich, in ein hochwertigeres Bügel-, Falt- oder Kettenschloss zu investieren. „Mittlerweile gibt es sogar schon Schlösser, die speziell gegen Flex-Angriffe gesichert sind. Trotzdem gibt es nicht das eine Schloss, das einen garantiert vor Diebstahl schützt“, warnt Bäuml.

Fahrrad codieren: So funktioniert‘s

Der ADFC empfiehlt Besitzern außerdem eine Codierung des Zweirads. Dabei wird am Rahmen des Fahrrads eine sogenannte „Eigentümer-Identifizierungs-Nummer“, auch EIN-Code genannt, eingraviert oder aufgeklebt. „Dieser Code ist einer einzelnen Person als Besitzer oder Besitzerin zugeordnet“, erklärt Schwarz. Das senke den Verkaufswert des gestohlenen Zweirads und wirke deshalb abschreckend auf Diebe.

Außerdem kann ein verlorenes Fahrrad mit einem EIN-Code leichter seinem Eigentümer zugeordnet werden. Begonnen wird der Code in der Regel mit dem lokalen Autokennzeichen, in Wesel also mit WES, gefolgt von einer Gemeinde- und Straßenkennzahl des Wohnortes, der Hausnummer sowie dem Anfangsbuchstaben des Besitzers. Schwarz empfiehlt, die Identifizierungsnummer und auch die Rahmennummer des Herstellers entweder im physischen Fahrradpass oder in der Fahrradpass-App zu hinterlegen.

Fahrraddiebe wollen das schnelle Geld

Laut der Polizei Essen sind Fahrraddiebe selten professionell organisiert. Fahrraddiebstahl sei weiterhin überwiegend klassische Beschaffungskriminalität: Die Diebe seien in der Regel auf das schnelle Geld aus und würden die teuren Räder an einen Hehler weitergeben. 50 bis höchstens 100 Euro bekämen die Diebe im Ruhrgebiet für ein gestohlenes Rad – selbst wenn der international vernetzte Hehler es anschließend für mehrere Tausend Euro verwerten könne.

Beim Abstellen sollten Radfahrer laut ADFC darauf achten, das Zweirad an fest verankerten Fahrradständern oder anderen Gegenständen zu befestigen. Auch die Reifen sollten mit einem Schloss gesichert werden. Ein belebter Ort sei zwar tendenziell sicherer, „aber unsere Erfahrung hat gezeigt, dass viele Fahrraddiebe auch vor Zeugen nicht zurückschrecken“, erklärt Polizeisprecher Bäuml weiter. „Denn einige Diebe arbeiten so schnell, dass Zeugen es kaum mitbekommen.“

GPS-Tracker können Polizei helfen

Ist das Zweirad einmal gestohlen, taucht es auch nur selten wieder auf. Die Aufklärungsquote ist in den vergangenen Jahren zwar angestiegen, aber ist mit zuletzt 8,9 Prozent immer noch relativ gering. Umso mehr hilft es der Polizei, wenn das Rad vorher mit einem GPS-Tracker ausgestattet wurde. So kann es nach dem Diebstahl genau geortet werden – falls der Tracker nicht vom Dieb entfernt wurde. „Sie müssen also gut versteckt werden. Da lassen sich manche dann echt was einfallen“, erzählt Bäuml.

Bei einigen modernen Fahrrädern ist ein Tracker mit Ortungsfunktion sogar schon ab Werk installiert. „Aber sowas kann man auch leicht nachrüsten.“ Viele würden die Tracker in der Fahrradklingel, unter dem Sattel oder im Lenker verstecken. Und je länger diese Tracker unentdeckt bleiben, umso höher sind die Chancen der Polizei, nicht nur den Täter, sondern auch das gestohlene Fahrrad zu finden.

Aus diesem Grund raten Experten auch eher davon ab, die beliebten Airtags von Apple für das Tracking zu nutzen. Diese sind schließlich darauf angewiesen, dass sich andere iPhones in der Nähe befinden – sonst kann der Standort nicht ermittelt werden. Um Stalking zu vermeiden, machen sich fremde mitgeführte Airtags außerdem nach einer bestimmten Zeit bemerkbar und können so leicht von Dieben gefunden werden. mit dpa