Berlin. Die Frauen sollten der Demokratin den Weg ins Weiße Haus ebnen. Doch ihre Rechnung ging nicht auf. Das hat vor allem einen Grund.
In der Wahlnacht wollte Kamala Harris an der Howard University sprechen, wo sie studiert hat. Aber als sich ein Sieg von Donald Trump abzeichnete, sagte sie ihren Auftritt bei der Wahlparty ab und zog sich zurück. Es gab nichts zu feiern. Nach Hillary Clinton ist sie nun die zweite Frau, die an der Schwelle zum Weißen Haus scheitert. Warum?
Setzte Kamala Harris auf die falschen Themen?
Die 60-Jährige hat unter anderem das Thema Abtreibung und Frauenrechte in den Fokus ihres Wahlkampfs gerückt, damit wollte sie vor allem junge Frauen mobilisieren, zur Wahl zu gehen. Nachwahlbefragungen zeigen, dass das Thema Abtreibung nicht so viele Wählerinnen und Wähler dazu bewog, für die Demokraten zu stimmen, wie diese es erwartet hatten. Erste Analysen zeigen, dass 53 Prozent der Frauen für Harris gestimmt haben, aber auch 45 Prozent der Frauen wählten Trump. Von den Männern erhielt sie 44 Prozent der Stimmen. Die Demokratin konnte nur bei hochgebildeten Wählerinnen zulegen. „Es war nicht das Ergebnis, was sie gebraucht hätte“, sagt US-Wahlkampfexperte Julius van de Laar unserer Redaktion.
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Donald Trump habe zudem die Senioren für sich gewonnen, „eine Zielgruppe, die Joe Biden bei der vergangenen Wahl noch auf seiner Seite hatte. Auch bei den jungen Wählern habe Trump überdurchschnittlich gepunktet, und fast 24 Prozent der Afroamerikaner haben für ihn gestimmt – noch eine Steigerung. Hilfreich ist zudem ein Blick auf die Einkommen der Wählerinnen und Wähler. „Harris konnte erst bei den Wählern, die mehr als 100.000 Dollar im Jahr verdienen, zulegen“, sagt van de Laar. Und dies sei ein ganz zentraler Punkt. Trump habe es geschafft, dass die Demokraten nicht mehr die Partei der Arbeiterschaft, sondern die Partei der Wohlhabenden seien.
Ist Amerika noch nicht bereit für eine Frau im Weißen Haus?
Es gebe so kurz nach der Wahl keine Zahlen in den frischen Analysen, die diese These untermauert oder deutlich machen würde, dass Harris an vermeintlichen patriarchalen Strukturen in den USA gescheitert sei, erklärt van de Laar. Als Harris nach dem Rücktritt von Joe Biden Präsidentschaftskandidatin wurde, hatte Hillary Clinton erklärt, sie hoffe, mit Harris werde in Amerika endlich die höchste und härteste „gläserne Decke“ durchbrochen. In anderen Bereichen haben die Frauen das längst erreicht.
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Was war wahlentscheidend?
Kamala Harris hatte nicht viel Zeit, sich auf den Wahlkampf vorzubereiten. Joe Biden hat viel zu lange an seiner Kandidatur festgehalten. Der Wechsel hat offenbar nicht so gut funktioniert, wie es in der Anfangseuphorie den Anschein hatte. Am Ende stand die 60-Jährige, die bis zum Schluss Biden gegenüber loyal war, für die Kontinuität der Biden-Jahre und nicht für das Neue, das Frische, was sie verkörpern wollte. Trump hat die Mehrheit der Wähler davon überzeugt, dass es den Amerikanern in seinen vier Regierungsjahren besser ging als in den vergangenen Jahren. Er hat vor der Wahl die Regierung von Biden und Harris erfolgreich für die Inflation und die steigenden Lebenshaltungskosten verantwortlich gemacht, und Harris hat es nicht geschafft, mit ihren Plänen zu überzeugen. Dass Trump ein verurteilter Straftäter ist, dass er das Land mit Lügen und Drohungen überzog, hat für seine Wähler offenbar keine Rolle gespielt.