An Rhein und Ruhr. Während der Verkehrsminister von notwendigen Sanierungen spricht, drohen um die Ecke Brückenteile auf eine Bahnstrecke zu fallen. Ein klares Zeichen.
Unser Land ist in die Jahre gekommen. Zumindest, was die Verkehrswege angeht. Wer an Rhein und Ruhr in diesen Tagen auf Straße oder Schiene unterwegs ist, kann ein Lied davon singen. Wartezeit dafür hat er oder sie ja genug. Im Stau oder an der Haltestelle. Wenn es besonders blöd läuft, trifft es beide, so wie Montagnachmittag, wenn eine bröselnde Straßenbrücke in Langenfeld eine Bahnhauptstrecke lahmlegt.
Das genau sind die Szenarien, die NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) ausbremsen will. Brücken sind die Achillesfersen unserer Infrastruktur. Bei der Bahn sind sie oft über 100 Jahre alt. Bei den Straßenbrücken ist es die Dauerbelastung vor allem durch schwere LKW, die den Bauwerken so zugesetzt haben, dass im Extremfall sogar sofortige Sperrungen wie auf der A45 oder zumindest das Verbot von Schwertransporten wie bei der Berliner Brücke in Duisburg notwendig ist.
Wir alle zahlen für die LKW-Logistik
Wir haben auch da über unsere Kosten gelebt: Die Produkte aus aller Herren Länder, die im 40-Tonner zu uns gekarrt werden, die Just-in-Time-Logistik, die Straßen zu Ersatzlagerhallen macht: Das kostet unsere Infrastruktur mehr an Substanz und Lebensdauer als die LKW-Mautgebühren einbringen. Ein Glück, dass offenbar niemand mehr über 60-Tonnen-Gigaliner schwafelt.
Es gilt nicht nur Mobilität, sondern auch Logistik neu zu denken. Langfristiger, nachhaltiger, möglichst regionaler. Bahnpendler am rechten Niederrhein zahlen mit reichlich Lebenszeit für 80 Wochen Improvisation. Weil dort die Bahnstrecke ein Gleis mehr bekommt.
Immerhin ein Projekt, das geeignet sein könnte, Verkehrslast von der Straße zu bekommen. Wer da Lenkungswirkung erzielen will, muss sich von Neu- und Ausbauträumen der Autobahnen und Bundesstraßen verabschieden.
Wer Straßen baut, wird Verkehr ernten, heißt die gern ignorierte Grundregel der Verkehrsplanung.
Wer Straßen erhält und saniert, wird womöglich Mobilität sichern.
Wer hingegen klimagerechte Mobilität will, müsste dringend mehr in Schiene, Rad- und Wasserwege investieren.