Rees. Stella Scholaja leidet an einer chronischen Krankheit. Doch die Reeserin gibt nicht auf: Nun hat sie ihr erstes Album herausgebracht.

  • Stella Scholaja hat es 2019 bis ins Finale von „Got Talent Croatia“ geschafft
  • Nun hat die Reeserin ihr erstes Album herausgebracht
  • Durch die Musik findet sie Motivation weiterzumachen
  • Denn die 24-Jährige leidet unter einer chronischen Krankheit

Ihr erstes Album ist erschienen. Endlich! Darauf haben viele Fans gewartet – allein bei Instagram folgen Stella Scholaja knapp 60.000 Menschen, bei TikTok haben einige ihrer Videos mehrere Millionen Klicks. Gestresst? Schon, gibt Stella Scholaja zu, „aber ich bin schon wieder dabei, neue Songs zu schreiben.“ Ohne Musik geht‘s bei ihr, die es 2019 bis ins Finale von „Got Talent Croatia“ geschafft hat, einfach nicht. „Das ist die Art und Weise, wie ich Motivation finde, weiterzumachen.“ Die Sängerin leidet unter Muskeldystrophie. Was das bedeutet? „Dass ich ein blödes Los gezogen habe“, sagt sie. Denn bei der chronischen Krankheit bilden sich die Muskeln zurück, schon jetzt, mit 24 Jahren, kann sie keine Treppen mehr steigen.

Mit neun oder zehn Jahren, so genau weiß Stella Scholaja es nicht mehr, erhält sie die Diagnose. Hoffnung auf eine Heilung gibt‘s kaum, „weil noch viel zu wenig dazu geforscht wird“, betont sie. Als Jugendliche lässt sie eine Stammzellentherapie in Bangkok durchführen, die rund 40.000 Euro kann sie nur dank vieler Spenden bezahlen, „aber das hat nur für einige Zeit gewirkt und ist keine langfristige Lösung“. Angst vor dem Tod hat sie dennoch nicht. „Wenn der Körper wie ein Gefängnis ist, ist der Tod nichts Schlimmes“, sagt sie. „Wenn ich jung sterben muss, ist das so.“ Viel mehr belastet sie die Vorstellung, abhängig von anderen Menschen, „eine Belastung“ fürs Umfeld zu sein.

Kommentare, die Stella Scholaja wütend machen: „Das ist doch lächerlich!“

Die Krankheit prägt sie, natürlich, „weil man ständig im Kampf ist.“ Gegen sich selbst, den eigenen Körper, aber auch gegen andere, „du bist immer die Komische“, erzählt die 24-Jährige. Schon vor der Diagnose war sie in der Schule die, „mit den dunklen und vielen Haaren“, nach der Diagnose war sie dann die, die nicht am Sport teilnehmen konnte. „Ich wollte nie auf meine Krankheit reduziert werden“, erklärt sie. „Deshalb habe ich immer versucht, das zu überspielen.“ Sie schämte sich, „anders“ zu sein, färbte sich die dunklen Haare blond, überspielte ihre körperlichen Einschränkungen. „Irgendwann findet man aber zu sich selbst“, sagt sie. „Jetzt habe ich mehr Selbstbewusstsein.“

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Und das möchte Stella Scholaja nutzen, um anderen Menschen in einer ähnlichen Situation das zu sagen, was sie selbst früher gern gehört hätte. So etwas wie: „Du musst dich nicht schämen! Du musst dich nicht verstecken!“ Ja, es ist „super nervig“, wie sie sagt, wenn ein Kino nicht barrierefrei ist, „aber davon sollte man sich nicht abschrecken lassen“ – sondern ein anderes Kino ohne Treppen besuchen. Und es ist auch „super nervig“, ständig Kommentare zu hören wie: „Stell dir vor, was du alles machen könntest, wenn du gesund wärst! Du bist sonst so schlau, hübsch und talentiert!“ Dann kann sie wirklich wütend werden, gibt sie zu. „Ist das denn alles nichts wert, nur weil ich körperlich eingeschränkt bin? Das ist doch lächerlich!“

Millionen Klicks: Reeserin trifft mit ihren Videos einen Nerv

Doch das sind nicht die einzigen Themen, die Stella Scholaja bewegen. In ihren Videos, aber auch auf ihrem Album bespricht sie Fragen, die „viele Mädels beschäftigen“. Die zehn Lieder erzählen die Geschichte einer Meerjungfrau, „Sirene of the Night“, die einen Mann auf einem Schiff kennenlernt... Und ja, es ist eine Liebesgeschichte, aber ohne Happy End, wie schon der Titel verraten dürfte: „Sexy, Insane & Might Ruin Your Life“. Denn, das erklärt sie, „das beschreibt ganz gut aus der Sicht einer jungen Frau, dass, sobald sie intensiv oder emotional ist, sie als verrückt abgestempelt wird.“ Die Erfahrung hat sie immer wieder gemacht, auch bei ihren Freundinnen.

Ein Festival für alle

Das Kompetenzzentrum Selbstbestimmt Leben (KSL) Düsseldorf lädt vom 26. Oktober bis 29. November zum inklusiven Festival „KulturTandem“ in den Kreis Wesel ein. Künstler*innen mit und ohne Beeinträchtigung gestalten an unterschiedlichen Ort ein gemeinsames Programm. Alle Veranstaltungsorte sind barrierefrei und Gebärdensprachdolmetscher*innen sind vor Ort.

Los geht‘s am Samstag, 26. Oktober, um 19.30 Uhr mit einem Konzert in der DiWa, Thyssenstraße 81 in Dinslaken. Vor über 20 Jahren wurde die Band „FUD`iES“ aus einem Trommelworkshop der Lebenshilfe Dinslaken gegründet, heute spielen die acht Musiker*innen viele Instrumente, darunter Gitarre, Bass, Schlagzeug, Trommeln und Tamburin. „Japanese Junkfood“, ein Quartett aus Dinslaken, macht den Rock‘n‘Roll wieder zum Sprachrohr der Unangepassten in einer angepassten Welt.

Die Gruppe „Leichte Sprache“ klärt am Samstag, 2. November, um 16 Uhr im Ev. Gemeindehaus, An der Vorburg 3 in Alpen, über „Leichte Sprache“ auf. Helga Steger aus Alpen begleitet die Lesung musikalisch mit der Gitarre. Am Freitag, 15. November, um 16 Uhr führen Schüler*innen aus Sonsbeck und Bewohner*innen der Wohngemeinschaft des LVR in Sonsbeck und Kamp-Lintfort das Waldtheater „Wir sind anders zu Klima und Umwelt“ in der Begegnungsstätte Kastell, Herrenstraße 2 in Sonsbeck, auf.

Stella Scholaja und Aris Valentino spielen am Freitag, 29. November, um 19.30 Uhr im To Hoop, Alpsrayer Straße 102 in Rheinberg. Aus ihren persönlichen Erfahrungen schöpfend, spiegelt Stellas Musik die Komplexität des Lebens, der Liebe und der Selbstentdeckung wider. Aris, ein 22-jähriger Künstler aus Essen, verbindet unter dem Motto „Make Rock Pop Again“ seine charmante Rock‘n‘Roll-Attitüde mit einem salonfähigen Pop-Sound. 

Der Eintritt ist zu allen Veranstaltungen frei, Spenden sind erbeten. Reservierungen: https://eveeno.com/KulturTandem. Weitere Infos: www.ksl-duesseldorf.de/kulturtandem  

Und die Kommentare unter ihren Videos auf Instagram und TikTok zeigen, dass die 24-Jährige tatsächlich einen Nerv trifft. „Ich kann mit den Sachen, die ich sage, etwas verändern“, das hat sie über die Zeit gemerkt. Deshalb möchte sie ihre Erfahrungen weiter teilen, nicht nur im Internet, sondern auch auf der Bühne. Am Freitag, 29. November, tritt sie um 19.30 Uhr beim inklusiven „KulturTandem“ im To Hoop in Rheinberg auf – einem Festival für Menschen mit und ohne Beeinträchtigung, einem Festival für alle.