An Rhein und Ruhr. Bäume binden Kohlendioxid und liefern Sauerstoff. Wäre schön, stimmt aber in Deutschland nicht mehr. Ein Alarmzeichen. Wir müssen Antworten finden.

Man muss keine Bäume umarmen und auch nicht Peter Wohllebens geheimem Leben der Bäume bis in jede Verästelung folgen, um zu wissen, wie wichtig für uns der Wald ist.

Fürs Seelenleben – der Blick ins Grün lindert Depressionen.
Für die Luft – Bäume binden Schadstoffe und Kohlenstoff.
Für die Städte – als wichtige Kaltluftschleusen im Klimawandel.
Für die Erholung – allen Konflikten zwischen Mountainbikern, Wanderfreunden und Naturschützern zum Trotz.
Für die Artenvielfalt – um Insekten, Kleinsäugern und Bodenbakterien Rückzugsräume zu bieten.

Die Deutschen, so sagt man, lieben ihre Wälder. Doch nun, so bilanziert es der Waldinventurbericht, liebt der Wald uns nicht mehr, will nicht länger unser Gewissen beruhigen, in dem er Kohlendioxid in Baumstämme und (am besten) Konstruktionsholz verwandelt.

Die Waldinventur macht es schon in ihrer Wortwurzel deutlich: Die Bäume stehen da nicht nur für unseren ästhetischen und seelischen Genuss, sie sind eines der ältesten Wirtschaftsgüter der Menschheitsgeschichte.

Wälder wurzeln immer noch im Dreck der Industrialisierung

Vom ersten Lagerfeuer angefangen bis zur heutigen Produktion von Pellets und Brennholz, von Papier, Möbeln und Baustoff. Doch die jüngste Inventur zeigt deutlicher denn je: Wir überfordern den Patienten Wald, geschädigt durch Schwefel und Luftschadstoffe, die vor mehr als 40 Jahren zu den ersten Waldschadensberichten führten.

Die Wälder in NRW wurzeln immer noch im Dreck der Industrialisierung des 20. Jahrhunderts. Wer sie retten und erhalten will, braucht einen längeren Atem als ihn Legislaturperioden zulassen. Und die Wälder, sie geraten zusätzlich unter Druck durch den menschengemachten Klimawandel.

Ein Nationalpark Reichswald wäre ein wichtiges Signal

Es sind häufigere Extremwetterereignisse wie Stürme und mehrere Dürresommer nacheinander, die den Wald aus dem Gleichgewicht bringen. Und je mehr er auf Monokultur und (vergleichsweise) schnelle Ernte von Holz getrimmt wird, desto anfälliger ist er.

Das wirksamste Rezept für gesündere Wälder ist dabei recht einfach: Die Natur in Ruhe lassen. Ein Nationalpark Reichswald am Niederrhein wäre dafür ein wichtiges Zeichen.