Kreis Wesel. In diesen Tagen legte der Sommer im Kreis Wesel richtig los, aber gefühlt ist er insgesamt zu regnerisch. Doch stimmt dieser Eindruck wirklich?

Sein meteorologisches Ende am 31. August ist schon in Sicht, doch zum Wochenstart entfaltete der Sommer noch mal (manche Menschen würden wohl sagen: endlich) seine volle Kraft: viel Sonnenschein, Temperaturen über 30 Grad, Freibadwetter pur am Niederrhein. Doch insgesamt dominiert in diesem Sommer der Eindruck: eher nass, eher kühl (manche Menschen würden wohl sagen: zum Glück). Stimmt das wirklich? Zahlen der Emschergenossenschaft und des Lippeverbandes sowie der linksniederrheinischen Entwässerungs-Genossenschaft (Lineg) geben zumindest Aufschluss über den Niederschlag im Kreis Wesel.

Demnach hat es im Juni mehr geregnet als üblich. Die Lineg registrierte in ihrer Messtation in Moers-Repelen, die sich mittig im Verbandsgebiet befindet und als Referenz genutzt wird, pro Quadratmeter 74,4 Millimeter Niederschlag. Im 30-jährigen Mittel (1990 bis 2020) wurden an dieser Stelle für den ersten Sommermonat 64,1 Millimeter Regenwasser gemessen.

So fiel Regen viel im Kreis Wesel im Juni und Juli

Etwas anders sah es auf der linken Rheinseite aus: Der Juni hat bei den Regenmengen im Bereich der Emschergenossenschaft (dazu gehört die Stadt Dinslaken) fast eine Punktlandung hingelegt: Während das erste und das letzte Drittel des Monats weitestgehend trocken blieben, regnete es in der Monatsmitte beinahe täglich. Auf den gesamten Monat betrachtet fiel im Emscher-Gebiet 73,9 Millimeter Regen. Das langjährige Mittel, das die Werte der letzten 130 Jahre mit einbezieht, liegt dort bei 74 Millimetern. Das Gebiet des Lippeverbandes (hierzu gehören Dinslaken, Hünxe, Schermbeck und Wesel) verzeichnete 71,4 Millimeter Regen, das langjährige Mittel liegt hier bei 71 Millimetern. Zwar sei das letzte Monatsdrittel überwiegend trocken gewesen, doch in den Verbandsgebieten habe es auch mehrere Starkregenereignisse gegeben.

Starkregen machte im Juli den Landwirten im Kreis Wesel zu schaffen, so wie hier auf einem Feld in Neukirchen-Vluyn.
Starkregen machte im Juli den Landwirten im Kreis Wesel zu schaffen, so wie hier auf einem Feld in Neukirchen-Vluyn. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Im Juli lässt sich das Bild eines zu nassen Sommers dann allerdings schon nicht mehr aufrechterhalten. Zum ersten Mal seit September vergangenen Jahres lagen die Regenmengen in der Emscher-Lippe-Region unter dem 130-jährigen Mittel eines Monats. Die monatliche Niederschlagsauswertung für den Juli 2024 zeigt, dass im Emscher-Gebiet durchschnittlich 64,7 Millimeter Regen gefallen sind. Das langjährige Mittel für Juli liegt in dem Gebiet bei 83 Millimetern. Ähnlich sieht es bei den Werten aus dem Lippeverbands-Gebiet aus: Hier fielen 63,2 Millimeter Niederschlag, bei einem langjährigen Mittel von 81 Millimetern.

Große Unterschiede bei den Niederschlägen im Kreis Wesel

Innerhalb der Verbandsgebiete gab es im Juli große Unterschiede bei den Regenmengen. Der niedrigste Niederschlagswert wurde mit 40,1 Millimetern in Hamm gemessen, während der höchste bei 109,7 Millimetern in Bottrop erfasst wurde. Zur Einordnung: Eine Niederschlagshöhe von beispielsweise 109 Millimetern entspricht einer Regenmenge von 109 Litern pro Quadratmeter. Die starken Unterschiede lassen sich auf lokale Gewitter und Starkregen zurückführen. Obwohl der Juli unterdurchschnittlich nass war, gab es dennoch nur acht Tage, an denen es in der Emscher-Lippe-Region nicht geregnet hat. Ebenso gab es acht Tage, an denen Starkregenereignisse registriert wurden.

Mehrere Starkregenereignisse gab es im Sommer auch im Kreis Wesel.
Mehrere Starkregenereignisse gab es im Sommer auch im Kreis Wesel. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Auf Anfrage der Redaktion haben Emschergenossenschaft und Lippeverband die Juli-Werte für ihre Stationen im Kreis Wesel ausgewertet. Auch hier gab es durchaus größere Unterschiede. So fielen am Wasserwerk in Voerde 83,1 Millimeter Niederschlag, die Messstation war damit die einzige im gesamten Kreis, die über dem langjährigen Mittel lag. An der nur wenige Kilometer entfernten Kläranlage in Hünxe waren es hingegen nur 58,5 Millimeter. Für die linke Rheinseite ergeben sich ähnliche Werte: Im Juli wurden in Moers-Repelen 67,9 Millimeter Niederschlag pro Quadratmeter registriert – der Schnitt der vergangenen 30 Jahren beträgt hier 71,5mm.

Das Jahr ist sehr nass

Die Monate vor dem Juli lagen allesamt entweder deutlich über dem Durchschnitt oder zumindest im Bereich des 130-jährigen Mittels – und machen damit das Wasserwirtschaftsjahr überdurchschnittlich nass. Das Emscher-Gebiet erreicht inklusive der aktuellsten Zahlen bereits insgesamt 836 Millimeter Regen, bei einem langjährigen Mittel von 800 Millimetern. Im Gebiet des Lippeverbandes fielen bisher 778 Millimeter Niederschlag, das langjährige Mittel liegt hier bei 765 Millimetern. Demnach überschreiten sowohl das Emscher- als auch das Lippeverbands-Gebiet bereits jetzt ihre durchschnittlichen Regenmengen für das Wasserwirtschaftsjahr, welches immer von November bis Oktober geht. Selbst ein sehr trockener August könnte daran also nichts mehr ändern.