Kreis Wesel. Kürbis liegt im Trend und die Anbaufläche im Kreis Wesel hat sich in fünf Jahren nahezu verdoppelt. Das Gemüse kann deutlich mehr als nur Suppe.
Seit Jahrhunderten gibt es in heimischen Gärten und auf Äckern den Kürbis – in jüngerer Zeit ist der Niederrhein aber besonders auf den Geschmack gekommen: Das Trendgemüse wird mehr angebaut denn je. Im Jahr 2018 haben im Kreis Wesel 15 landwirtschaftliche Betriebe auf rund 58 Hektar Kürbisse angebaut, teilt die zuständige Landwirtschaftskammer Münster auf Anfrage mit. Im Jahr 2023 sind es 17 Betriebe, die Anbaufläche hat sich mit rund 105 Hektar für den Kürbis fast verdoppelt. Der durchschnittliche Ertrag je Hektar liegt zwischen 20 und 25 Tonnen – das macht deutlich mehr als 2000 Tonnen Kürbis im Jahr.
„Anfangs waren wir nur eine Handvoll“, erinnert sich Produzent Hermann Schäfer an die Zeit vor etwa 20 Jahren. Der Landwirt aus Hamminkeln stellt eine steigende Nachfrage fest und reagiert darauf, „wir haben die Produktion um 30 Prozent erhöht.“ Inzwischen erntet er rund 150 Tonnen Kürbis pro Jahr. Spitzenreiter in der Nachfrage war und ist der Hokkaido – dabei ist der nicht unbedingt derjenige mit dem besten Geschmack, hat allerdings aus Verbrauchersicht zwei Vorteile: Es gibt ihn schon in kleiner Größe und die Schale kann mitgegessen werden. Das spart Arbeit.
Ob Hokkaido einen brauchbaren Halloween-Kürbis abgibt, darüber streiten sich die Geister, eigentlich ist er aber zu schade dafür. „In der Regel bekommt man einen einfachen Halloween-Kürbis preiswerter“, sagt Petra Klanten, die mit ihrem Mann Norbert in Kamp-Lintfort einen Hof und den Wickrather Bauernladen betreibt. Diese Sorte, die die Erzeuger selbst so nennen, ist bereits ab 1,50 Euro das Stück zu haben. Das liegt daran, dass das Fleisch nicht so schmackhaft und sehr weich ist. „Essen kann man ihn schon“, sagt Klanten. Wer das tun möchte, sollte aber auf Sauberkeit beim Schnitzen achten.
Kürbisse für jedes Gericht – sogar in der Marmelade macht er sich gut
Klassische Speisekürbisse wie Hokkaido, Muskatkürbis, Butternut oder Spaghettikürbis kosten aktuell rund zwei Euro das Kilo. Doch was stellt man damit an? Hermann Schäfer zieht den Muskatkürbis Muscat de Provence dem Hokkaido für seine Suppe vor. „Er hat mehr Geschmack“, sagt er, zum Braten empfiehlt er dann den Hokkaido. Petra Klanten hat einen Tipp für Marmeladenfans: „Ich nehme dafür den Roten Zentner, der hat schön festes Fleisch“, verrät sie. Für den Genuss kommt es allerdings auf die Gesellschaft für den Kürbis an: In ihrem Bauernladen bietet sie ihre Wintermarmelade aus Kürbis, Apfel, Orange, Zimt und Nelken – die Kunden schätzen sie sehr.
Butternut lässt sich gut in Spalten auf dem Blech im Ofen zubereiten, auch der Spaghetti-Kürbis eignet sich fürs Backrohr: „Ich pikse ihn an und gare ihn im Ofen. Ist er gar, zerfällt er in Fäden, die sehen aus wie Nudeln. Wenn Sie den Kürbis teilen, lassen sie sich herausziehen.“ Allerdings rät die Landfrau zu kräftigen Saucen, weil das Gemüse selbst eher geschmacksneutral ist. „Eine schöne Tomaten- oder Bolognesesauce passt, ordentlich würzig sollte sie sein.“ Auch Feta harmoniere hervorragend damit, zudem gibt es im Internet zahlreiche Rezepte, wie sich Kürbis lecker füllen lässt. Übrigens gibt es tatsächlich auch einen „Mikrowellen-Kürbis“, den Sweet Dumpling, für Menschen, die es eilig haben.
Wie lange hält sich eigentlich so ein Kürbis? „Gut gelagert, können Sie einen Hokkaido bis ins Frühjahr verwerten“, sagt Petra Klanten. Das machen die Bauern nicht anders, in ihren Hofläden ist das Gemüse noch lange zu haben.
Aber wie lagert man einen Kürbis gut? Trocken und etwas kühl ist ihr Tipp, auch sollte das Gemüse auf etwas Stroh liegen, damit er nicht schwitzt – vielleicht tut es da auch Zeitungspapier. Muskat- und Spaghettikürbis sind ebenso lange haltbar, für den Butternut liegen die Angaben der Erzeuger meist bei rund drei Monaten.
Und so ein Halloween-Kürbis, mühsam mit viel Liebe geschnitzt, welche Haltbarkeit hat der? „Zwei Tage“, schätzt Klanten ernüchternd, „dann bekommt er Runzeln“. Er sollte nicht in der Sonne stehen, das hilft. „Es gibt Tipps, wie ihn mit Haarspray zu behandeln oder ins Wasser zu stellen – davon halte ich nichts. Letztlich bringt das alles nicht viel.“
Viel Sonne und Wasser sind nötig, um eine gute Ernte zu erhalten
Auch die Kürbisbauern haben die Trockenheit der vergangenen Sommer und in diesem Jahr eher die Nässe zu spüren bekommen. Hermann Schäfer vom Hof Schäfer erläutert, dass ein Kürbis eigentlich nur zwei Dinge benötigt, um zu gedeihen: viel Sonne und Wasser und das zur rechten Zeit. Zur Not müssen die Produzenten bewässern. Was so einfach klingt, ist es letztlich nicht. „Kürbispflanzen vertragen absolut keinen Frost, deshalb müssen wir sie vorziehen“, erklärt Schäfer. Erst nach den Eisheiligen, am 15. Mai also, pflanzt er seine Kürbisse ins Freie. Dann zählen nur noch Sonne, Wasser und das richtige Timing.