Kempen. Haltbarmachen statt wegschmeißen: Heike Frohnhoff aus Kempen gibt Tipps zum Einkochen und verrät eines ihrer Lieblingsrezepte.
Im Kochtopf köchelt gerade ein Experiment. Kumquats mit Johannisbeeren, „das müssste gut passen“, zeigt sich Heike Frohnhoff zuversichtlich. Dann wirft sie noch einige Gummiringe in kochendes Essigwasser, denn, das schiebt sie direkt hinterher: „Beim Einkochen ist Sauberkeit das oberste Gebot!“ Und das ist nur ein Tipp von vielen, den die 63-Jährige zu dem Thema geben kann. Das macht sie regelmäßig auf ihrem Blog „Gartenglück Niederrhein“ oder nun eben auch exklusiv in ihrer Küche.
Während Heike Frohnhoff zwischen ihrem Herd mit Töpfen und einem Regal mit Gläsern wuselt, erzählt sie von ihren Anfängen. „Wir haben den Luxus eines großen Gemüsegartens“, erklärt sie. Doch manchmal kann der Luxus auch zur Last werden. „Was machst du mit dem ganzen Zeugs?“ Selbst die Nachbarn hatten irgendwann genug Tomaten, Kartoffeln, Bohnen, Äpfel, Birnen... und die Liste lässt sich noch um einiges weiterführen, wie ein Gang in den Garten beweist.
Das meiste hat die 63-Jährige natürlich schon geerntet, nur noch etwas Grünkohl steht im Gemüsebeet. Vorsichtig schiebt sie sich am grünen Rosmarin vorbei, dann öffnet sie ein kleines Zelt. „Darin überwintert der Ingwer“, erklärt sie und zeigt auf den hohen Kübel. „So kommen hoffentlich die Mäuse nicht dran!“ Anderes muss draußen bleiben... Hier beispielsweise, „nächstes Jahr wird ein super Erdbeerjahr, das sieht man jetzt schon“, sagt sie und zeigt auf die prächtigen Pflanzen.
Ein echter Hype: Haltbarmachen von Lebensmitteln
Erdbeeren schmecken köstlich, da sind sich viele einig, aber was lässt sich gleich mit mehreren Kilogramm von den süßen Früchtchen anstellen? Nunja, die Expertin hätte da nicht nur eine Lösung... Dazu geht‘s gleich wieder rein, draußen ist es sowieso zu ungemütlich, bis in die Vorratskammer. Heike Frohnhoff holt eine durchsichtige Dose mit getrockneten Erdbeeren hervor. Einmal schnuppern bitte! Hmmm, das riecht süßlich, lecker, erdbeerig.
Die 63-Jährige nickt. „Wenn man gedörrtes Obst in Milch packt, quillt es auf und schmeckt wieder wie frische Erdbeeren“, sagt sie. Perfekt also für ein leckeres Frühstück! Und das Beste: „Man weiß, was drin und was nicht drin ist!“ Keine überflüssigen Konservierungsstoffe, keine versteckten Süßungsmittel... Kein Wunder, dass sich das Haltbarmachen von Lebensmitteln zu einem „Hype“ entwickelt hat, wie sie es formuliert, „aber es macht auch einfach Spaß.“
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Wobei, das gibt Heike Frohnhoff in ihrer fröhlichen Art zu, auch bei ihr schon einiges schief gegangen ist. „Manchmal luppt es einfach nicht“, sagt sie und lacht. Als sie beispielsweise mal Zucchini eingekocht hat und dann die Deckel der Gläser hochgegangen sind... „Das hat vielleicht gestunken!“ Deshalb folgt gleich noch ein Tipp: „Bei mir stehen alle Gläser eine Woche lang in der Küche, damit ich sie beobachten kann.“
Lebensmittel retten: Tipps von der Expertin
Erst danach kommen die Gläser in den Keller. Aktuell steht dort „Weihnachts-Chutney“ neben „Kartoffel-Kürbis-Suppe“, „Bohnensuppe“ neben „Gulasch“, „Curry-Worsch“ neben „Grünkohl mit Kartoffeln und Kassler“. Letzteres wünscht sich ihr Sohn immer, doch gerade bei kompletten Gerichten gilt es noch eine wichtige Regel zu beachten: „So etwas koche ich immer zwei Mal ein, damit auch ja alle Keime tot sind.“ Und keine Sorge, „das schmeckt trotzdem nicht verkocht.“
Übrigens ist das Thema auch für jene interessant, die keinen Gemüsegarten besitzen. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) spricht von rund elf Millionen Tonnen Lebensmitteln, die allein in Deutschland jährlich im Müll landen. Dabei lässt sich selbst aus vermeintlichem Abfall manchmal noch etwas Leckeres zaubern, wie die 63-Jährige mit dem nächsten Glas beweist. „Das ist Gemüsebrühe“, erklärt sie. „Dafür habe ich Gemüseschalen einfach getrocknet und geschreddert.“
„Gartenglück Niederrhein“
Heike Frohnhoff veröffentlicht auf ihrem Blog „Gartenglück Niederrhein“ regelmäßig Tipps und Tricks zum Thema Einkochen und Haltbarmachen, aber auch zum Thema Garten und Ernten: www.gartenglueck-niederrhein.de
Oder hier, Heike Frohnhoff zeigt auf getrocknete Zwiebeln, „die sind aus der sauberen Schale und schmecken so lecker!“ Auch Tomaten lassen sich zu Pulver verarbeiten, „und wenn man ein Löffel mit etwas Öl vermischt, hat man Tomatenmark.“ Ja, über die Jahre hat sie schon viele Experimente gewagt... mit Erfolg! Nunja, sie zuckt mit den Schultern und lacht. „Versuch macht klug!“ Und wer jetzt Lust bekommen hat, sein „Einmachglück“ herauszufordern, kann gleich mal ein Rezept der Expertin ausprobieren...
Kemp‘sches Weihnachts-Chutney zum Verschenken oder Selbstessen
Zutaten:
- 1/2 kg säuerliche Äpfel
- 250 g getrocknete Feigen
- 250 g getrocknete Pflaumen
- 150 ml milder Apfelessig
- 100 g brauner Zucker
- 1 EL Zuckerrübensirup (gibt dem Ganzen eine leichte Karamellnote)
- 1 Bio-Orange (es werden die Schale und den Saft benötigt)
- 1 EL Lebkuchengewürz
- 1/2—1 El Zimt
- 1/2 Sternanis
- 3 Kapseln Kardamom (anquetschen, Samen entnehmen und mörsern) oder alternativ 1 TL Kardamompulver
- 1-2 Gewürznelke(n) (vor dem Abfüllen entfernen)
- Eine Messerspitze Chili
- Eine Prise Salz, etwas Pfeffer
Zubereitung:
Äpfel waschen, schälen, entkernen und in nicht zu kleine Würfel schneiden. Das Trockenobst in kleinere Würfel schneiden. Alle Gewürze ohne Fett bei mittlerer Hitze anrösten, bis sie zu duften beginnen. Nun Essig, Orangensaft, Orangenschale und Zucker hinzugeben und unter rühren den Zucker auflösen. Äpfel dazugeben und auf kleiner Flamme so lange köcheln lassen, bis eine zähflüssige Konsistenz entsteht.
In der Zwischenzeit Gläschen sauber ausspülen und dann mit kochendem Wasser befüllen. Dabei auf ein feuchtes Tuch stellen, damit sie nicht platzen. Einen kleinen Topf mit Wasser aufkochen, Platte ausstellen, einen „Glucks“ Essig hineingeben und die Deckel und ggf. Gummiringe hineingeben. Das Wasser aus den Gläsern ausschütten und die Gläser auf ein sauberes Tuch stellen.
Sobald das Chutney die richtige Konsistenz hat, die heiße Mischung auf die Gläser verteilen und sofort verschließen. Für ein gutes Vakuum sollten die Ränder der Gläser und die Gummiringe mit einem sauberen Tuch abgetrocknet werden. Bei Gläsern mit einem Drehdeckel sollte dieser warm sein.
Jetzt das Chutney bei 90°C für 30 Minuten einkochen. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kocht nach ein bis zwei Tagen nochmals so ein. Es ist jetzt für mindestens ein Jahr ungekühlt haltbar. Aber ganz ehrlich… so lange wird es nicht im Regal stehen. Guten Appetit!