Kleve. Die alte Kunst des Haltbarmachens: Ein Projekt zum Mitmachen widmet sich in Kleve dem Fermentieren. Was vom 22. bis zum 30. Juli geplant ist.
Wenn eine Stiftung, ein passionierter Spanien-Liebhaber und eine baskische Köchin und Berufsschullehrerin sich zusammentun, kann das ungewöhnliche Früchte treiben. So geschehen bei der Zusammenarbeit zwischen den beiden Klevern Erik Thissen und Herbert Looschelders und der Dritten im Bund, Paz Noguera Asiain. Das Trio stößt in Kleve in den kommenden Tagen ein spannendes Kunstprojekt an.
„,Fermente für das Ende der Welt’ heißt die Arbeit der Künstlerin Ana Laura Duarte, die mit ihrem Engagement sowohl unser Verhältnis zur Natur als auch das zu unseren Mitmenschen menschlicher, natürlicher gestalten will“, erklärt Paz Noguera, die die Künstlerin vor Ort begleitet. Es geht ums Haltbarmachen, ums Erhalten und nicht zuletzt um den achtsamen Umgang mit Ressourcen.
Projekt läuft vom 22. bis 30. Juli
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Dafür arbeitet Ana Laura Duarte nicht in einem klassischen Künstleratelier, sondern bringt ihre Arbeit zu den Menschen. „Es geht ihr um Kommunikation, um Austausch und die Bildung von nachhaltigen Netzwerken“, sagt Erik Thissen, der viele Jahre als Berufsschullehrer tätig war. In den Mittelpunkt ihrer Arbeit stelle die Künstlerin dabei immer die Gemeinschaft, so Thissen. Den organisatorischen Überbau für die Aktivitäten stellt Herbert Looschelders mit seiner Sozial- und Ökologiestiftung bereit. So werden im Projektzeitraum vom 22. bis 30. Juli viele Dinge angestoßen und sollen letztlich zum Selber-Ausprobieren und Weitermachen anregen.
Duarte ist uruguayisch-libanesischer Herkunft und studierte zunächst Theaterdesign und bildende Kunst in Montevideo (Uruguay) und setzte ihr Studium in Buenos Aires (Argentinien) fort, um neue künstlerische, kreative und gemeinschaftliche Prozesse zu erforschen. In Madrid vertiefte sie ihre Ausbildung und entwickelte verschiedene Projekte rund um die Fermentation – sowohl in Madrid als auch in Pamplona und Brüssel –, die sie in gemeinschaftlichen künstlerischen Vorgehensweisen und Experimenten aus verschiedenen Disziplinen umsetzte. Sie lebt derzeit in Pamplona und beschäftigt sich mit Fermentierung und essbaren Wildpflanzen, und sie erforscht die Verwendung von Pflanzen beziehungsweise Lebensmitteln in ihrer ganzen Bandbreite.
Fermentierwerkstatt am Garten des Essbaren Kleverlandes öffnet
Fermentieren bezeichnet die mikrobielle Umwandlung organischer Stoffe durch probiotische Bakterien und Pilze. So behandelte Lebensmittel werden leichter verdaulich und bekömmlicher, vor allem aber können sie so haltbar gemacht werden, eine Methode, die in unseren Breiten fast in Vergessenheit geraten ist. Im Grunde ist die Rede vom guten alten Einmachglas mit Kirschen, Kürbis, Karotten, Sauerkraut oder Roter Bete, die man vielleicht im eigenen Garten selbst geerntet hat. Wie das geht und dass es ganz leicht ist, Gemüse selbst zu fermentieren, ist Teil des Projekts.
Am Samstag, 22. Juli, 15 Uhr, öffnet die Fermentierwerkstatt am Garten des Essbaren Kleverlandes an der Spoybrücke in Kleve ihre Tore. Interessierte sollten sich dazu anmelden (E-Mail: essbar@nafarroa.de). Öffentlich ist der Infostand mit Musik. Dort wird gezeigt, wie Gemüse fermentiert wird. „Wer vorbeikommt, kann auch mitmachen“, verspricht Looschelders.
Kräuterspaziergang durch Streuobstwiese im Forstgarten
Am Sonntag, 23. Juli, 11 bis 13 Uhr, unternehmen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Kräuterspaziergang durch die Streuobstwiese im Klever Forstgarten. „Wir wollen während des Projekts die Umgebung kennenlernen und Kontakte knüpfen“, erklärt Paz Noguera, „wir wollen herausfinden, welche Kräuter es gibt, sie sammeln und mit ihnen arbeiten, also fermentieren.“
Weil es den Organisatoren wichtig ist, dass altes Wissen erhalten bleibt und weitergegeben wird, ist ein Gespräch im kleinen Kreis mit einer 94-jährigen Kleverin geplant, die von ihren Erfahrungen mit dem Einmachen erzählen kann. „Weitere Experten sind herzlich willkommen“, so Looschelders.
Probiotisches Abendessen zum Abschluss
Am Sonntag, 30. Juli, schließlich ist ein probiotisches Abendessen in den Räumen der Stiftung, Römerstraße 32, geplant. Auch hier wird um Anmeldung gebeten.
Das Projekt, für das die Künstlerin am Freitag nach Kleve kommt, ist keines zum bloßen Konsumieren. Was entsteht, entwickelt sich durch die Aktivitäten der teilnehmenden Gruppe und durch die Gegebenheiten vor Ort. Was bleiben kann, ist die Idee vom gemeinschaftlichen Miteinander in der Stadt, eine Fortsetzung durchaus denkbar.
>> Gemeinnützige Sozial- und Ökologiestiftung
Die gemeinnützige Sozial- und Ökologiestiftung wurde 2012 von Herbert Looschelders ins Leben gerufen. Unter dem Leitgedanken der Hilfe zur Selbsthilfe sowie von Nachhaltigkeit unterstützt die Stiftung mit Essbares Kleverland und Kleverland sozial zwei Vereine regelmäßig. Beide Vereine haben ein Büro im Haus der Stiftung an der Römerstraße 32 in Kleve. Dort gibt es auch einen Gemeinschaftsraum, in dem Gruppen sich treffen können. Die Stiftung unterstützt außerdem Projekte in Drittländern wie aktuell zum Beispiel das Philippinenprojekt.