Xanten. Mit der Xantener Foodsharing-Ortsgruppe rettet Sabrina Zimmermann einige Lebensmittel vor der Mülltonne. Warum ihr die Arbeit so wichtig ist.
Noch stehen die ersten Bürgerinnen und Bürger in der Xantener Innenstadt vor verschlossener Tür und warten darauf, endlich zum Fairteiler zu können. Ihre Taschen sind noch leer, aber das wird sich in wenigen Minuten ändern. Die Foodsharing-Ortsgruppe in Xanten hat den Fairteiler – eine Art Kühlschrank – nämlich wieder gut befüllt, an denen sich ihre Nutzerinnen und Nutzer kostenlos Lebensmittel mitnehmen können, die ansonsten in der Tonne gelandet wären.
Jährlich werden in Deutschland etwa 11 Millionen Lebensmittelabfälle entsorgt
Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) werden allein in Deutschland jährlich etwa 11 Millionen Lebensmittelabfälle entsorgt. Neben ungenießbaren Nahrungsmitteln landen dabei auch genießbare im Müll. Daher veranstaltet das Ministerium in diesem Jahr auch wieder die Aktionswoche „Zu gut für die Tonne“. Vom 29. September bis zum 6. Oktober rufen dabei das BMEL gemeinsam mit den Bundesländern Privatpersonen sowie Unternehmen und Verbände zu eigenen Aktionen auf, um der Lebensmittelverschwendung entgegenzuwirken.
Auch Sabrina Zimmermann setzt sich dafür ein, verzehrbare Nahrungsmittel vor der Tonne zu bewahren. Dafür engagiert sie sich bei der Xantener Foodsharing-Ortsgruppe gemeinsam mit Bettina Knispel als Botschafterin. Das langfristige Ziel des Vereins ist es, die Verschwendung von genießbaren Lebensmitteln zu beenden.
In NRW gibt es über 100 Foodsharing-Ortsgruppen
Der Verein Foodsharing versteht sich als umwelt- und bildungspolitische Bewegung, die sich gegen den achtlosen Umgang mit Ressourcen und für ein nachhaltiges Ernährungssystem einsetzt, mit dem Ziel, die Lebensmittelverschwendung zu beenden. In den Bundesländern gibt es zahlreiche Foodsharing-Ortsgruppen, die mit lokalen Märkten zusammenarbeiten, und die Lebensmittel, die sonst in der Tonne landen würden, zu retten und an ihre Nutzer zu verteilen. Organisiert werden diese Ortsgruppen von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern.
Allein in NRW sind solche Ortsgruppen in über 100 Städten vertreten. So auch am Niederrhein, wo es sie beispielsweise in folgenden Städten gibt: Bedburg, Dinslaken, Duisburg, Düsseldorf (aufgeteilt in: Düsseldorf Mitte, Nord, Ost, Süd und West), Essen, Geldern, Hamminkeln, Hünxe, Kevelaer, Kleve, Krefeld, Moers, Neukirchen-Vluyn, Oberhausen, Rheinberg, Voerde, Wesel und Xanten.
Mit ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit bei Foodsharing hat Zimmermann 2022 in Kleve angefangen, „nachdem ich über einen Radiobeitrag auf den Verein aufmerksam geworden bin“, erinnert sie sich. „Da habe ich geschaut, wie und wo ich mich am besten einbringen kann. So bin ich ein Jahr später dann auf die Xantener Ortsgruppe aufmerksam geworden und habe da auch von den Fairteilern erfahren.“
In Xantent hat sie sich zunächst ehrenamtlich als Foodsaverin engagiert. Als dann die ehemalige Botschafterin der Ortsgruppe aufgehört hatte, war für Zimmermann schnell klar: „Ich will mehr Verantwortung übernehmen, weil ich die Arbeit wirklich gerne mache.“ Lebensmittel zu retten, sei für sie nämlich von großer Bedeutung. „Ich versuche generell sehr ressourcen- und umweltschonend zu leben“, betont die Botschafterin.
In Xanten engagieren sich insgesamt 45 Foodsaver für die Foodsharing-Ortsgruppe
„Im Alltag achte ich darauf, nachhaltige Produkte zu verwenden und nicht so viele Lebensmittel wegzuschmeißen. Insbesondere bei den Lebensmitteln ist mir nämlich aufgefallen, dass viele gar nicht weggeworfen werden müssen. Es ist einfach eine riesige Verschwendung, sowohl an Ressourcen, die zur Herstellung genutzt werden, als auch an Energie, die bei der Produktion aufgebracht werden muss.“
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Insgesamt 45 Foodsaver engagieren sich in Xanten und holen die übrig gebliebenen Waren in den Märkten ab. „Wir sind quasi die letzte Station vor der Tonne“, betont Zimmermann. In den Partnermärkten werden die Lebensmittel von den Foodsavern vorsortiert und hygienisch verpackt, um sie dann zu einem der zwei Fairteiler abzutransportieren, an denen sich die Nutzer bedienen können.
Ziel der Xantener Foodsharing-Ortsgruppe ist eine 100-prozentige Abholquote
„Durch die Fairteiler haben wir die Möglichkeit, die Lebensmittel der Allgemeinheit zugänglich zu machen“, so die Botschafterin. „Bedienen kann sich daran jeder. Wir haben Familien, Schüler aber auch Rentner als Nutzer. Unser Leitsatz ist dabei: Gib, was du kannst, und nimm, was du brauchst“, so Zimmermann.
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Das Ziel ist eine 100-prozentige Abholquote, betont die Botschafterin. „Es gibt zwar immer mal ein Brötchen, das am Ende des Tages übrigbleibt, aber etwa 98 Prozent werden schon immer abgeholt.“ Und das ist auch das schönste für Sabrina Zimmermann: „Wenn ich den Fairteiler vormittags befüllt habe und abends wiederkomme und sehe, dass er leer ist, da freue ich mich dann einfach wahnsinnig.“
Die Fairteiler in Xanten befinden sich an der Kurfürstenstraße (Öffnungszeiten: 10 bis 19 Uhr) sowie an der Klever Straße (Öffnungszeiten: 9 bis 17 Uhr). Am 31. Oktober veranstaltet die Ortsgruppe zudem ein Treffen mit allen Mitgliedern und Nutzern, zu dem alle Interessierten herzlich eingeladen werden. Treffpunkt ist der Fairteiler an der Kurfürstenstraße.