Kreis Wesel. Immer mehr Solaranlagen sind im Kreis Wesel installiert. Eine neue Auswertung zeigt jetzt, wo der Kreis im Vergleich mit seinen Nachbarn steht.
Im Kreis Wesel wird immer mehr Strom durch Sonnenenergie produziert: Schon seit einigen Jahren steigt die Zahl der Photovoltaik-Anlagen zwischen Neukirchen-Vluyn, Xanten, Hamminkeln und Dinslaken deutlich an. Nun zeigt eine Auswertung der Stadtwerke Duisburg, dass dieser Trend anhält und auch viele Privatleute weiterhin auf Solarenergie setzen. Der Energieversorger hat eine Regionalanalyse erstellt und die Entwicklungen in allen Kreisen und kreisfreien Städten des Regierungsbezirks Düsseldorf unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Nirgendwo wurden im ersten Halbjahr 2024 so viele neue PV-Anlagen installiert wie im Kreis Wesel.
Demnach sind von Januar bis Juni hier 3352 neue Anlagen in Betrieb genommen worden, die insgesamt eine Bruttoleistung von rund 30 Megawatt (MW) liefern. Das entspricht einem Zuwachs von gut 16,5 Prozent innerhalb von sechs Monaten. In anderen Gebieten des Regierungsbezirkes fällt der prozentuale Anstieg allerdings zum Teil noch deutlich höher aus: So kommt die angrenzende Großstadt Duisburg auf eine Wachstumsrate von 24,74 Prozent, Oberhausen auf 24,22 Prozent und Krefeld auf 19,24 Prozent. In den Nachbarkreisen Viersen (plus 15,71 Prozent) und Kleve (plus 12,97 Prozent) ist der Anstieg geringer.
Die Analyse der Duisburger Stadtwerke basiert auf dem Marktstammdatenregister, in dem alle Anlage und Einheiten im deutschen Energiesystem registriert sind und das von der Bundesnetzagentur geführt wird. Hinzu kommen Daten des Statistischen Landesamtes. Interessant an der Auswertung ist, dass nicht nur größere PV-Installationen dort aufgelistet sind. In die Statistik fließen alle Anlagen ein, die solare Strahlung als Energieträger zur Stromerzeugung nutzen. Dazu zählen sowohl alle registrierten Kleinanlagen wie Balkonkraftwerke als auch große Anlagen mit Leistungen jenseits der Marke von ein Megawatt-Peak (MWp). „Bei den Kleinanlagen gibt es allerdings eine Dunkelziffer“, sagt Stadtwerke-Sprecher Felix zur Nieden. Bedeutet: Der Energieversorger geht davon aus, dass nicht jeder etwa sein Balkonkraftwerk ordnungsgemäß registriert hat.
Im Kreis Wesel gibt es viele große Solaranlagen
Offiziell gibt es im Kreis Wesel aktuell 23.707 Photovoltaik-Anlagen, im Regierungsbezirk wird diese Zahl nur vom Kreis Kleve knapp übertroffen. Rein rechnerisch produzieren diese eine Leistung von 0,74 Kilowatt-Peak (kWp) pro Einwohner. In dieser Statistik liegt Kleve deutlich vorne. Der Kreis, der gut 150.000 Einwohnerinnen und Einwohner weniger hat als Wesel, erreicht eine umgerechnete Pro-Kopf-Leistung von 1,4 Kilowatt Peak. Mit dem rechnerischen Stromertrag könnte im Kreis Kleve theoretisch der durchschnittliche Jahresverbrauch von rund 40 Prozent der Haushalte gedeckt werden, so die Duisburger Stadtwerke.
Der Unterschied zwischen kreisfreien Städten und Kreisen lässt sich auch an der Zahl der Anlagen nach Fläche erkennen: So kommt die Stadt Oberhausen aktuell auf 48 PV-Anlagen pro Quadratkilometer, während es im Kreis Wesel mit knapp 23 Anlagen weniger als die Hälfte sind. Dementsprechend sind die Anlagen in den Kreisen im Schnitt größer dimensioniert als in den Städten – das gilt auch für den Kreis Wesel.
Wie der Verteilnetzbetreiber Westnetz auf Anfrage der Redaktion mitteilte, gab es Ende 2023 allein in seinem Zuständigkeitsbereich (hinzukommen noch die Netze der Stadtwerke über die Westnetz nach eigenen Angaben keinen Überblick hat) mehr als 220 PV-Anlagen mit einer Leistung von mindestens einem Megawatt-Peak. Das war im Vergleich zu 2022 ein Wachstum von sechs Prozent. Erst vor wenigen Monaten ist auf einem Baggersee in Wesel die aktuell größte schwimmende Photovoltaik-Anlage in Nordrhein-Westfalen in Betrieb gegangen: Sie soll mit ihrer Leistung den Strombedarf von rund 2000 Haushalten decken können. Es gibt Bestrebungen, diese Technik auf weiteren Kiesseen zu errichten.