Duisburg. Ein Museum in Duisburg zeigt in seiner neuen Ausstellung nicht nur wertvolle Münzen, sondern auch ziemlich kuriose Zahlungsmittel.
Alles dreht sich um Knete, Moos, Schotter, Piepen, Kohle oder auch: „Cash!“, so heißt es im Kultur- und Stadthistorischen Museum am Duisburger Innenhafen. Aber ganz ehrlich, geht‘s denn eigentlich nicht auch ohne Geld? Die Frage ploppt direkt am Eingang auf, wo bereits Dr. Andrea Gropp wartet. „Darauf gibt es keine definitive Antwort“, muss die Kuratorin zugeben. „Aber hier kann man viele Dinge entdecken, die zum Nachdenken darüber anregen.“ Und deshalb führt sie nun durch die neue Dauerausstellung, die tatsächlich so manche Überraschung bereithält. Denn bei dem Thema denken die meisten vielleicht nur an verstaubte Münzen... und eher weniger an hübsche Muscheln, prunkvolle Trommeln oder an einen riesigen Stein.
Bevor es aber in die „Schatzkammer“ geht, wie Dr. Andrea Gropp den kleinen Raum hinter silbernen Ketten bezeichnet, erklärt sie schnell, wieso hier überhaupt das Geld im Fokus steht: „Der Dauerleihvertrag für die Privatsammlung von Köhler-Osbahr wurde um weitere 30 Jahre verlängert und das haben wir zum Anlass genommen, die Dauerausstellung neu zu konzipieren.“ Und ja, die Sammlung beinhaltet viele Münzen, „aber das ist ja meistens nur für ein Fachpublikum von Interesse“, sagt sie. „Wir haben uns vorgenommen, auch die Kulturgeschichte zu erzählen.“
Im Duisburger Museums geht‘s auf Weltreise
Deshalb geht‘s nun auf eine kleine Weltreise – zu den Aborigines, die weniger auf Tauschen und mehr auf Teilen setzen. Ebenso wie die Inuit oder die Inka. Aber, das fügt Dr. Andrea Gropp hinzu, „sie leben auch autarker“ – und müssen nicht für jede Zwiebel auf den Markt oder in den Supermarkt. In solchen Fällen ist es nun mal praktisch, Münzen in der Tasche zu haben. Kein Wunder, dass ebenjene Münze gleich an drei verschiedenen Orten zur ungefähr gleichen Zeit, um 600 vor Christus, erfunden wurde. „Die meisten denken dabei an die Griechen“, sagt sie. Tatsächlich, die winzige Münze in der Vitrine kommt auch aus Griechenland. Bitte genau hingucken... Ist das ein Löwe? Die Kuratorin nickt.
Wer‘s nicht glauben kann, kann sich vom größeren 3D-Druck überzeugen lassen. Neben der Goldmünze mit Löwenprägung hängt ein silbernes Exemplar aus Indien und eine bronzene Form aus China. Und aus China kommt auch eines der frühesten Papiergelder, wie in der nächsten Glasvitrine zu sehen ist. Dr. Andrea Gropp beugt sich nach unten und zeigt auf das in etwa DIN A4-große Blatt, auf dem seltsame Ketten abgebildet sind... „Das sind Käschschnüre“, erklärt sie dann und zeigt auf eine entsprechende Kette mit Münzen. Sieht ganz schön schwer aus! „Deshalb konnte man die auch in eine Bank bringen und bekam dann das Papier, das man später wieder eintauschen konnte.“
Die unglaubliche Geschichte der Kaurimuscheln
Wie sich das große Papier über die vielen Jahrhunderte in die kleineren Scheine verwandelt hat, zeigt sich an der nächsten Station. Achja, so sahen ja einst die 50 Mark aus... Und was ziert nochmal die 50 Euro? Die Ausstellung bleibt übrigens dem Titel „Cash!“ treu und verzichtet auf das aktuelle Thema der digitalen Zahlungsmittel, „weil wir nicht wissen, wie es damit in fünf oder zehn Jahren weitergeht“, erklärt Dr. Andrea Gropp. Dafür informiert das Rahmenprogramm in verschiedenen Veranstaltungen über Kryptowährung & Co. „Wir wollen dazu anregen, auch über die Zukunft des Geldes nachzudenken“, betont sie. Sind Bitcoins die Lösung? Oder doch eher Muscheln?
Unglaublich, aber wahr: „Die Kaurimuscheln von den Malediven waren einst die am weitesten verbreitete Währungsform auf der Welt“, erzählt Dr. Andrea Gropp, die nun den Vorhang zur Schatzkammer gelüftet hat. Schön anzusehen sind sie ja, ebenso wie die indonesischen Trommel, „die ein soziales Zahlungsmittel war, beispielsweise für die Heirat“. Aber was hat es mit dem schmucklosen, runden, kleinen Stein auf sich? „Das ist ein Yap von der melanesischen Insel“, erklärt die Kuratorin, „und der kann bis zu drei Meter groß sein.“ Das ist schon seltsam, muss sie selbst zugeben: „Der Stein bleibt immer an Ort und Stelle. Wenn jemand also beispielsweise eine Strafzahlung tätigt, gehört jemand anderem der Stein, der aber trotzdem vor seinem Haus stehen bleibt.“
Das Kultur- und Stadthistorische Museum Duisburg
Das Kultur- und Stadthistorische Museum befindet sich am Duisburger Innenhafen, Johannes-Corputius-Platz 1, und ist geöffnet dienstags bis samstags von 10 bis 17 Uhr sowie sonntags und feiertags von 10 bis 18 Uhr.
Erwachsene zahlen 4,50 Euro, ermäßigt 2 Euro, Kinder bis sechs Jahren haben freien Eintritt. Jeden Donnerstag gilt „Pay what you want“. Weitere Infos: www.stadtmuseum-duisburg.de/ausstellungen/
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Ein Konzept, das bis vor 100 Jahren noch funktioniert hat. Kurios? Nunja, Dr. Andrea Gropp deutet auf ein Stück Plastik. „Ist eine Kreditkarte nicht auch eine kuriose Geldform?“ Mit dem Gedanken geht‘s langsam in Richtung Ausgang.... Doch Stopp! Jetzt ist die eigene Meinung gefragt. Auf einem Bildschirm leuchtet die entscheidende Frage auf: „Wäre ein Welt ohne Geld besser?“ Na?