An Rhein und Ruhr. Anders als bei der letzten Bundestagswahl bleibt der CDU ein Machtkampf um die Kanzlerkandidatur erspart. Die Mitglieder zeigen sich erleichtert.

Die K-Frage der CDU ist entschieden, Friedrich Merz soll die Union als Kanzlerkandidat in den Wahlkampf für die nächste Bundestagswahl am 28. September 2025 anführen. Erst verzichtete NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst, dann machte CSU-Chef Markus Söder den Weg frei. Dass es keinen internen Machtkampf um die Kandiatur geben wird, wie bei der vergangenen Wahl, sorgt besonders an der Parteibasis für Erleichterung.

„Die Entscheidung wurde auch vor dem Hintergrund der Erfahrungen getroffen, die man in den letzten Jahren gemacht hat mit öffentlichen Diskussionen. Jetzt wird es kein Hauen und Stechen untereinander geben“, meint Jürgen Göbeler, Vorsitzender des Stadtverbands Wesel. Auch freut man sich an der Basis, dass Wüst in NRW bleiben wird.

CDU-Basis: Jetzt auf Inhalte konzentrieren

Göbeler hat jedoch Bedenken beim Alter. „Friedrich Merz wird im Wahljahr 70, Hendrik Wüst 50. Ich hätte mir einen jüngeren Kandidaten gewünscht.“ Inhaltlich sei es dafür nun umso wichtiger, sich auf Themen wie Wirtschaft und Finanzen, Klima und Energie, aber auch die Migration konzentrieren, meint der Weseler CDU-Chef. „Wobei klar gemacht werden muss, dass ohne Migration der Wirtschaftsstandort Deutschland nicht so stark wäre wie gewohnt.“

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Andrea Schwiete, Vorsitzende des Stadtverbands Kleve und der Frauen Union Kleve, freut sich, dass Wüst NRW als Ministerpräsident erhalten bleibt. „Ich hätte mir vorstellen können, dass er einen guten Job gemacht hätte als Kanzler. Aber es ist gut, dass es keine Kampfkandidatur geben wird und Wüst von sich aus den Weg freigemacht hat. Das nützt der Partei.“ Was Friedrich Merz und seine im Vergleich zu Markus Söder schlechteren Umfragewerte angeht, meint sie, man müsse immer einen guten Wahlkampf machen, „egal wie gut oder schlecht das Bild eines Kandidaten in der Öffentlichkeit ist.“

Unionsmitglieder haben viel Lob für Ministerpräsident Wüst

Thomas Beerwerth, Vorsitzender des Ortsverbands Dinslaken-Hiesfeld lobt Hendrik Wüst für seinen Schritt: „Er hat Söder damit unter Zugzwang gesetzt. Es ist gut, dass Wüst in NRW bleibt und er ist ja auch noch jünger. Merz muss jetzt seine klare Linie beibehalten.“

Dass sich die Partei nun geschlossen präsentieren kann, sei auch für den parallel laufenden Kommunalwahlkampf wichtig, meint Christian Rütz, Vorsitzender des Ortsverbands Düsseldorf-Lierenfeld: „Es ist ein gutes Zeichen und der Zeitpunkt ist von Wüst geschickt gewählt. Querschüsse würden nicht gut ankommen in der Partei. Daher ist es gut, dass das schnell geklärt ist.“ Merz sei der richtige Kandidat und jetzt gelte es, seine Sympathiewerte zu verbessern.

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Letzteres hält hingegen Matthias Reintjes, Vorsitzender des Stadtverbands Emmerich, nicht für nötig. „Ich weiß gar nicht, ob man Friedrich Merz Bild in der Öffentlichkeit groß verbessern muss. Er hat in den letzten Monaten vieles richtig gemacht“, sagt er. Dass Wüst in NRW bleibt, freut ihn. „Er hat die Wahl 2022 klar gewonnen und ich finde, dann ist man auch den Bürgern gegenüber in der Pflicht, die Legislaturperiode zu Ende zu bringen.“

Junge Union NRW geht siegessicher in den Wahlkampf

Die Entscheidung in der K-Frage der Union sorgt zudem auch beim Parteinachwuchs für Aufbruchstimmung. „Ich bin Hendrik Wüst sehr dankbar, dass er sich so klar positioniert hat. Geschlossenheit und orientiert am gemeinsamen Erfolg für Deutschland – damit beweist unser Ministerpräsident und CDU-Landesvorsitzender Weitsicht und Größe“, erklärt Kevin Gniosdorz, Vorsitzender der Jungen Union NRW.

Merz habe nach der Bundestagswahl 2021 zunächst die Bundespartei und dann die Fraktion „wieder auf Spur gebracht“, so der JU NRW-Chef. „Wir sind heute voll kampagnenfähig und die Union erreicht mit Friedrich Merz an der Spitze aktuell die besten Umfragewerte seit Jahren. Selbst als Oppositionsführer konnte Merz in den vergangenen Wochen die öffentlichen Debatten um die Migration weg von den Rändern in die politische Mitte führen, während der Kanzler als Statist in der eigenen Regierung schlafwandelt“, sagt er und fügt hinzu: „Wenn wir als Union die Geschlossenheit der letzten Tage beibehalten, wird der nächste Bundeskanzler Friedrich Merz heißen.“