Düsseldorf. Lange kokettierte NRW-Ministerpräsident Wüst als Kanzlerkandidaten-Kandidat. Jetzt unterstützt er CDU-Chef Merz. Das hat Gründe.

Nun ist die Spekulationsblase also geplatzt. Zwei Jahre lang war Hendrik Wüst ein Hoffnungswert am politischen Aktienmarkt, der die Fantasie beflügelt. Jünger, smarter, grüner als CDU-Chef Merz, filigraner in Sendungsbewusstsein und Wandlungsfähigkeit als sein alter Kumpel Söder. Mit dem Kokettieren als Kanzlerkandidaten-Kandidat hat es Wüst über die Grenzen Nordrhein-Westfalens hinaus zu einiger Bekanntheit und Popularität gebracht. Wie gut und „geräuschlos“ er wirklich mit den Grünen regiert, geriet darüber fast in die Randzonen allgemeiner Wahrnehmung.

Wüst und die K-Frage: Rückzug als Solidaritätsgeste verpackt

Doch irgendwann musste Schluss sein. Als Parteimensch, der die CDU seit 30 Jahren von innen kennt, dürfte Wüst insgeheim immer gewusst haben, dass an Merz kein Weg vorbeiführt. Oder nur um den Preis einer Zerreißprobe, die kaum die Wahlchancen gegen Kanzler Scholz erhöht hätte. Nach den NRW-Behördenpannen rund um das Solingen-Attentat und in einem nach rechts driftenden Meinungsklima fiel es auch immer schwerer, sich ausgerechnet den netten Schwiegersohn-Typen an der Spitze einer nach Leadership lechzenden Union vorzustellen.

Deshalb ist es klug, einigermaßen selbstbestimmt beizudrehen. Wüst verkleidet seinen geordneten Rückzug als Solidaritätsgeste an Merz und setzt darauf, dass man sich in der CDU daran noch erinnern wird. Dass dieses Vorpreschen ein klärendes Merz-Frühstück bei Söders in Nürnberg eher erschweren dürfte, kann ihm egal sein. Prognosen in der schnelllebigen Politik sind zwar wackelig und ein CDU-Kanzler für einen CDU-Ministerpräsidenten immer auch ein Wiederwahlrisiko: Doch die Zeit des 49-jährigen Hendrik Wüst könnte noch kommen.