Tönisvorst. Bernd Schumacher ist Obstbauer aus Leidenschaft. Er führt das Apfelparadies in Tönisvorst schon in der 5. Generation. Was ihn von anderen abhebt.

In dem Paradies von Obstbauer Bernd Schumacher gibt es riesige Felder, Bäume so weit man schauen kann und unendlich viele Äpfel...Wo es eigentlich so friedlich ist, gibt es aktuell aber auch einiges zu tun, denn: Die Apfelsaison hat begonnen. Fleißig ernten seine Mitarbeiter die Äpfel. Einer nach dem anderen wird von Hand gepflückt und in einen der roten Körbe gelegt, die die Erntehelfer neben sich an den Bäumen hängen haben.

Der Obstbauer aus Tönisvorst verrät: Noch sind nicht alle Apfelsorten reif

Auffällig ist, dass neben den Bäumen sowohl oben als auch unten ein Korb hängt – das hat natürlich seinen Grund. „Der obere ist für die A-Ware, die wir direkt in unseren Hofläden verkaufen“, erklärt Schumacher das System. „Der untere ist hingegen für die B-Ware, die wir dann wiederum für unsere Säfte und Schorlen nutzen.“ Sobald ihre Körbe voll sind, werden sie von den Mitarbeitern zu einer der vielen Kisten getragen, die an einem Traktor befestigt sind, um in den Hof abtransportiert zu werden.

Äpfel auf den Feldern vom Apfelparadies selbst pflücken

Neben der großen Plantage in Tönisvorst gibt es noch drei Apfelparadies-Hofläden mit kleinen Feldern, wo Besucherinnen und Besucher ab dem 9. September Äpfel pflücken können. Die Läden befinden sich in Moers (Bahnhofstraße 287), Meerbusch (Xantener Straße 25) und Düsseldorf-Wittlaer (Duisburger Landstraße 333a).

„Jeder, der dort Äpfel pflücken möchte, soll einmal im Laden Bescheid geben. Dort wird ihnen gezeigt, welche Bäume schon geerntet werden können“, erklärt Bernd Schumacher. „Im Laden wird die Ausbeute dann gewogen, um den Preis zu ermitteln.“

Öffnungszeiten der Hofläden: Montags bis freitags von 9 bis 19 Uhr und samstags von 9 bis 14 Uhr. In Moers gibt es zudem noch ein Hofcafé, das montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr und samstags von 9 bis 14 Uhr geöffnet hat.

Immer wieder gibt Schumacher seinen Erntehelfern Anweisungen und sagt ihnen, an welcher Parzelle sie die nächsten Äpfel pflücken sollen. Noch sind nämlich nicht alle Sorten reif. „Prinzipiell beginnt die Apfelsaison Mitte Juli. Da ist schon der Collina schon reif“, erklärt der 44-jährige Obstbauer. „Andere Sorten, wie Suri, werden hingegen erst Anfang Oktober reif und werden bis Ende Oktober oder Mitte November geerntet.“

Apflelernte am Niederrhein
Bei der Ernte kommt auf der Apfelplantage in Tönisvorst auch schon mal eine Hebebühne zum Einsatz. © FUNKE Foto Services | Andreas Buck

Schumacher, der den Betrieb 2015 von seinem Vater übernommen hat, führt das Apfelparadies bereits in der 5. Generation. „Wir sind durch und durch ein Familienbetrieb.“ Doch erst durch seinen Opa kam die Spezialisierung auf Äpfel. „Vor dem Zweiten Weltkrieg war es üblich, dass die Leute gemischte Höfe hatten, wo Tiere gehalten, aber auch Gemüse und Obst angebaut wurden“, so Schumacher. „Nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich mein Opa dann aber auf Äpfel fokussiert. Mein Vater, der den Betrieb damals von ihm übernahm, hat das weiter durchgezogen.“

Bernd Schumacher aus Tönisvorst ist leidenschaftlicher Obstbauer

Für Schumacher war schon als Jugendlicher schnell klar, dass er das Geschäft übernehmen möchte. „Auf solchen Höfen werden die Kinder schon früh in die Arbeit integriert. Mein Vater hat mir aber zuerst noch Freiheiten gelassen“, erinnert sich der 44-Jährige. „Mit 14 oder 15 Jahren bin ich dann aber mit meinem Vater raus auf die Plantage gefahren, um ihm bei seiner Arbeit zu helfen. Ich hab sofort gemerkt, dass es mir einfach Spaß macht. Heute bin ich leidenschaftlicher Obstbauer. Ich lebe meinen Beruf.“

Das Besondere für ihn an seiner Arbeit? „Wenn ich einen Blick in unser Kühlhaus oder die Hofläden werfe, dann macht es mich einfach stolz, die fertigen Produkte zu sehen, die ich geschaffen habe.“ Und das sind einige...Von dem rohen Apfel, über Apfelsaft- und Schorle bis hin zu Chips.

Im Apfelparadies in Tönisvorst werden 20 verschiedene Sorten angebaut

20 verschiedene Apfelsorten hat der Obstbauer in seinem Sortiment. Sein Fokus liegt dabei auf robusteren Äpfeln, wie Suri, Nya oder auch Clara. „Die Standardsorten wie die Elstar sind einfach anfälliger für Apfelschorf. Das ist eine der Hauptpilzerkrankungen bei Äpfeln.“ Auch seien sie anfälliger für Sonnenbrand.

Apflelernte am Niederrhein
Auf der Apfelplantage in Tönisvorst werden 20 verschiedene Sorten angebaut. © FUNKE Foto Services | Andreas Buck

„Deswegen wollen wir unser Standardsortiment ändern und auf exklusivere Sorten umsteigen“, betont Schumacher. „Dafür werden herkömmliche Äpfel mit robusteren gekreuzt.“ So sind beispielsweise auch Suri und Clara gezüchtet worden. „Clara ist aus einer Kreuzung von Suri und Honey Crunch entstanden. Raus gekommen ist eine Sorte, die zum einen robust ist und Hitze aushalten kann. Die aber auch gleichzeitig unfassbar saftig ist“, betont der Obstbauer.

Schumacher baut Suri bereits seit zehn Jahren auf seiner 45 Hektar großen Apfelplantage an, Clara nun schon seit fünf. Ende des Jahres wird eine neue Sorte dazu kommen, welche genau, möchte Schumacher aber noch nicht verraten.

Das Apfelparadies in Tönisvorst hat die größte Fläche für rotfleischige Äpfel in der Region

In Tönisvorst wurde zudem schon eine eigene Sorte gezüchtet, die es sonst nirgendwo gibt. Red Lou heißt die Eigenkreation. Das Besondere: Das Fruchtfleisch ist rot. „Mein Vater kam damals auf die Idee“, erinnert sich Schumacher. „Rotfleischige Äpfel sind nicht so verbreitet wie die weißen. Dabei vermutet man sogar, dass der Urapfel aus Kasachstan ursprünglich rotes Fleisch hatte und man die Färbung herausgezüchtet hat.“ 2010 konnte sein Vater die ersten Sorten ernten. „Im selben Jahr wurde meine Tochter Louisa geboren, deswegen auch der Name Red Lou.“

Apflelernte am Niederrhein
Im Sortiment vom Apfelparadies findet sich auch eine Eigenkreation: Die rotfleischigen Äpfel Red Lou 1 und 2 wurden von Bernd Schumachers Vater gezüchtet. Foto: Andreas Buck / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Andreas Buck

Mittlerweile führt der Obstbauer Red Lou 1 und 2 in seinem Sortiment. Unterschiede gibt es beim Geschmack: „Red Lou 1 hat weiß-rotes Fruchtfleisch und ist süßlicher, während Red Lou 2 ausschließlich rotes Fruchtfleisch hat und eher säuerlich ist.“ Die perfekte Mischung, um den hauseigenen roten Apfelsaft herzustellen oder auch rote Apfelchips. „Wir sind der Betrieb mit der größten Fläche für rotfleischige Äpfel in der Region, wir ernsten pro Jahr allein von diesen Sorten 100 Tonnen“, sagt Schumacher.

Aktuell sucht der Obstbauer übrigens noch nach Abnehmern seiner Ware. Die Ernte falle nämlich in diesem Jahr sehr gut aus. „Wir werden bis zu 750 Tonnen Äpfel ernten.“ Zu kaufen gibt es die Waren in den Selbstbedienungs-Automaten in Tönisvorst (Huverheide 30 und Kuhstraße 28) und in den Apfelparadies Hofläden in Moers, Düsseldorf-Wittlear und Meerbusch.