Kleve. Der Tiergarten Kleve hat sich den Artenschutz zur Aufgabe gemacht. Besucher können dem Zoo beim Schutz bedrohter Arten helfen – ganz ohne Aufwand.

Mitten im Bambus sitzt das Pandaweibchen Kamala und knabbert genüsslich an den Zweigen. Das neue Männchen Janak liegt hingegen etwas versteckter oben in Baum, kommt dann aber doch noch herunter und zeigt sich den Besuchern. Während Kamala nach ihrer Mahlzeit eine kleine Runde durch das Gehege dreht und dabei über den kleinen Wasserlauf springt, bleibt Janak lieber auf der anderen Seite des Wassers.

Das Männchen ist erst vor wenigen Monaten im Zuge des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) für Rote Pandas in den Tiergarten Kleve gezogen. Die Tierart gilt als stark gefährdet. Mit der Erhaltungszucht wollen die zoologischen Gärten das Aussterben der Tiere vermeiden (wir berichteten).

Neben der Erhaltungszucht – die das Ziel verfolgt, in den Zoos eine gesunde, sich selbst erhaltene Population aufzubauen, um die Tiere zukünftig wieder auszuwildern – gibt es auch sogenannte In-situ-Maßnahmen. Also Artenschutzmaßnahmen innerhalb der natürlichen Lebensräume der Tiere. Dabei hilft auch der Artenschutzeuro, den zahlreiche zoologischen Gärten bereits eingeführt haben.

Tiergarten Kleve
Der Tiergarten Kleve hat allein 2022 insgesamt 10.000 Euro an das „Red Panda Network“ gespendet, um sich in Nepal für den Schutz der Art zu engagieren. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

So auch der Tiergarten Kleve. „Wir haben den Artenschutzeuro vor zwei Jahren – also 2022 – eingeführt“, sagt Tierarzt und Tiergartenleiter Martin Polotzek. „Der Artenschutzeuro ist automatisch bei uns in den Eintrittspreisen enthalten. Den Erlös daraus spenden wir an lokale sowie weltweite Umwelt- und Artenschutzprojekte.“ Das bedeutet: Jeder Besucher des Tiergartens leistet automatisch einen Beitrag zum Artenschutz. „Bei einer Tageskarte werden 50 Cent für Umwelt- und Artenschutzprojekte gespendet, bei einer Jahreskarte insgesamt 2,50 Euro“, so Polotzek.

Tiergarten Kleve spendet 50.000 Euro für den Schutz des Roten Pandas

Allein im ersten Jahr (2022) sind durch den Artenschutzeuro 50.000 Euro zusammengekommen, „das entspricht etwa zehn Prozent unserer Gesamteinnahmen durch die Eintrittspreise“, betont der Tiergartenleiter. Diesen Betrag spendet der Tiergarten an verschiedene Projekte. Unter anderem sind davon 10.000 Euro in das Red Panda Network geflossen, das sich für den Schutz des Roten Pandas – dem Wappentier des Tiergarten Kleve – in Nepal einsetzt.

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„Die Spenden werden genutzt, um in Nepal den Lebensraum der Roten Pandas zu schützen“, so Polotzek. Zudem sollen mit den Spenden die Roten Pandas weiter erforscht werden. „Um Tiere wirklich schützen zu können, müssen wir sie kennen und ihre Verhaltensweisen verstehen. So können dann entsprechende Maßnahmen für den Schutz umgesetzt werden.“ Gleichzeitig setzt sich die Initiative „Red Panda Network“ in Nepal dafür ein, die Bevölkerung für den Artenschutz zu begeistern. „Projekt-Mitwirkende besuchen beispielsweise Schulen und erklären den Kindern und Jugendlichen, warum der Schutz der Roten Pandas so wichtig ist“, so Polotzek.

Der Tiergarten Kleve unterstützt ein Artenschutzprojekt zum Schutz der Roten Pandas jährlich mit einer fünfstelligen Spende

Das „Red Panda Network“ gehört laut dem Tiergartenleiter zu einem der erfolgreichsten Artenschutzprojekte. „Auch vom Eurpäischen Erhaltungszuchtprogramm EEP wird das Projekt empfohlen“, so Polotzek. Der Tiergarten Kleve unterstützt es schon seit 2021, seit der Einführung des Artenschutzeuros 2022 nun aber mit einer fünfstelligen Summe.

Der Tiergraten Kleve unterstützt weitere Projekte wie in Brasilien zum Schutz der Zweifarbentamarine, die vom Aussterben bedroht sind. Die kleinen Affen zählen zu den 20 seltensten Affenarten weltweit und gelten sogar laut Tiergartenleiter Polotzek als die seltenste Affenart im Amazonas.

Tiergarten Kleve
Die Zweifarbentamarine gelten als vom Aussterben bedroht. Zum Schutz der Tiere unterstützt der Tiergarten Kleve ein Artenschutzprojekt in Brasilien. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

„Der Tierbestand geht vor allem wegen des Lebensraumverlustes durch den Straßenausbau sowie dem Siedlungsbau zurück.“ Auch aufgrund illegaler Wilderei, tödlicher Stromschläge an Hochspannungsleitungen und verwilderter Hauskatzen und -hunde gibt es dort immer weniger Zweifarbentamarine. „Daher spenden wir für ihren Schutz insgesamt 10.000 Euro jährlich, damit in Brasilien unter anderem sichere Straßenüberquerungspunkte für die Affen geschaffen werden können“, so Polotzek.

Auch Artenschutzprojekte am Niederrhein werden vom Tiergarten Kleve unterstützt

Auch der Lisztaffe gilt als vom Aussterben bedroht. Zum Schutz der Art spendet der Tiergarten Kleve jährlich eine vierstellige Summe, die in ein Artenschutzprojekt in Kolumbien fließt. „Auch bei der Affenart geht der Lebensraum aufgrund von Siedlungsbau weiter zurück. Auch die intensive landwirtschaftliche Nutzung in Kolumbien zerstört den Lebensraum der Lisztaffen“, so der Tiergartenleiter. Daher fließen die Spenden auch hier in Schutzmaßnahmen für den Lebensraum sowie in die Verhaltensforschung.

Tiergarten Kleve
Für den Schutz der Lisztäffchen unterstützt der Tiergarten Kleve ein Projekt in Kolumbien. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Doch nicht nur weltweite Artenschutzprojekte werden mithilfe des Artenschutzeuros unterstützt. „Auch finanzieren wir lokale Projekte am Niederrhein“, so Polotzek. In Zusammenarbeit mit dem Geflügelzuchtverein Kleve und Umgebung wurde im vergangenen Jahr ein Kükenhaus für bedrohte Hühnerarten im Tiergarten eröffnet. „Besucher können hier den Küken live beim Schlüpfen zusehen. Für die älteren Hühner gibt es zudem eine Außenanlage, Besucher können den Küken also beim Wachsen zusehen“, so der Tiergartenleiter. Die Mechelner Hühner laufen im Tiergarten sogar frei auf dem Gelände herum.

Auch für die heimischen Fledermausarten engagiert sich der Tiergarten. „In Zusammenarbeit mit der Naturschutzstiftung Niederrhein haben wir bei uns Fledermauskästen angebracht. Tagsüber können sich die nachtaktiven Tiere dort zurückziehen und übernachten.“

Tiergarten Kleve
Der Tiergarten Kleve unterstützt auch lokale Artenschutzprojekte. Für heimische Fledermausarten gibt es dort beispielsweise Übernachtungskästen. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Auch die anderen zoologischen Gärten am Niederrhein beteiligen sich an verschiedenen Artenschutzprojekten. Im Duisburger Zoo können Besucher beim Kauf eines Tickets sowohl online als auch an den Kassen vor Ort freiwillig einen Artenschutz-Euro zahlen. Besonders Projekte zum Schutz von Delfinen, Gorillas, Brillenpinguinen und den madagassischen Fossas werden von dort aus unterstützt.

Artenschutzprojekte die der Duisburger Zoo unterstützt

Der Duisburger Zoo unterstützt, wie auch die anderen zoologischen Gärten in der Region, verschiedene Artenschutzprojekte auf der ganzen Welt. Unter anderem verwaltet der der Duisburger Zoo seit 1995 einen Fossa Fonds. Mit dessen Mitteln werden Schutzprojekte auf Madagaskar umgesetzt und Freilandstudien ermöglicht. Außerdem konnten der Aufbau von Zuchtanlagen vor Ort finanziert und Bildungs- sowie Aufklärungsprojekte für die Bevölkerung vor Ort etabliert werden. Darüber hinaus wurde bereits in der Vergangenheit ein Naturschutzgebiet im Nordwesten Madagaskars geschaffen.

Zum Schutz von Delfinen im ursprünglichen Lebensraum unterstützt der Duisburger Zoo zudem die Arbeit seines Artenschutzpartners Yaqu Pacha e.V. mit 10.000 Euro. Die Artenschutzspende wird unter anderem zur Anschaffung von Drohnen eingesetzt. Mit den Drohnen sollen wichtige Daten zum Delfinschutz gesammelt werden, denn neben Verhaltensbeobachtungen lassen sich die bevorzugten Aufenthaltsgebiete der Delfine aus der Luft noch effizienter identifizieren. Durch die gesammelten Bilder lernen die Artenschützer mehr über das Wanderverhalten und auch, wie groß die Delfinschulen sind.

Im Krefelder Zoo zahlt jeder Erwachsene beim Kauf einer Tages-, Familien-, Abend- oder Gruppenkarte den Artenschutzeuro. Beim Ticketkauf erhalten die Besucher einen Wertchip, den sie am „Artenschutz-Hexagon“ an das Partnerprojekt ihrer Wahl vergeben können. So können Artenschutzprojekte für Baumkängurus, Berggorillas, Nashörner, Schneeleoparden, Humboldt Pinguine oder für den Roten Panda unterstützt werden.