Hamm. In Hamm befindet sich der zweitgrößte Hindu-Tempel in Europa. Besucher können sich dort auf eine Reise in eine fremde Kultur begeben.
Mitten im Gewerbegebiet in Hamm-Uentrop ragt ein bunter Turm von einer zunächst unscheinbar wirkenden Lagerhalle empor. Kommt man näher, wird schnell klar: Um eine Lagerhalle handelt es sich keineswegs. Vielmehr befindet sich dort der Sri Kamadchi Ampal Tempel, der zweitgrößte Hindu-Tempel in ganz Europa.
2002 wurde der Hindu-Tempel in Hamm-Uentrop geweiht
Der Tempel hat eine längere Geschichte hinter sich, die auch mit der Flucht von zehntausenden Tamilen eng verbunden ist. Sie verließen nämlich ab 1983 Sri Lanka, als sich der Konflikt zwischen der singhalesischen Mehrheit und der tamilischen Minderheit verschärfte. Auch der tamilische Priester Siva Sri Arumugam Paskarakurukkal, der den Hindu-Tempel in Hamm gewissermaßen gegründet hat und dort auch heute noch als Priester tätig ist, verließ 1985 seine Heimat. Ab 1989 hielt er zunächst Andachten im Keller seiner Mietwohnung in Hamm, bevor dann in Räumlichkeiten in einem Wohngebiet ein erster Tempel eröffnet wurde.
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Aufgrund von Anwohner-Beschwerden 1997 musste das Gotteshaus jedoch umziehen. Im Gewerbegebiet in Hamm-Uentrop wurde schließlich ein Grundstück gefunden, auf dem der neue große Hallentempel erbaut wurde, der im Sommer 2002 auch eingeweiht wurde.
Eine Granitstatue auf dem Turm des Hindu-Tempels in Hamm zeigt die Göttin Kamadchi
Schon von Außen bietet sich den Besuchern ein atemberaubender Anblick. Zahlreiche kleine Figuren lassen sich auf dem Turm der rot-weiß gestreiften Halle entdecken. Darunter auch einige Figuren, die verschiedene Göttinnen und Götter darstellen. Die große Granitstatue zeigt die Göttin Kamadchi, der der Tempel gewidmet wurde. Es ist der einzige Tempel der Göttin Kamadchi außerhalb Südasiens. Die Göttin blickt vom Zentralschrein in Richtung Osten, zur aufgehenden Sonne.
Weltreise durch NRW
Wir nehmen Sie im Sommer mit auf Weltreise. Dafür müssen Sie das Bundesland gar nicht verlassen. In Nordrhein-Westfalen gibt es Orte, an denen Sie sich wie in einem nordamerikanischen Nationalpark oder in einem japanischen Großstadtviertel fühlen. Lassen Sie sich überraschen.
Und das Beste: Von unseren Besuchen vor Ort bringen wir Geschenke mit, die am Ende der Ferien verlost werden. Den Anfang macht ein Lavendel-Roll on, aus dem Sri Kamadchi Ampal Tempel haben wir zudem Räucherstäbchen mitgebracht, aus dem marokkanischen Viertel in Düsseldorf ein silbernes Teekesselchen und einen Moschus-Duft, von den Kaldenkirchener Mammutbäume kommen Zapfen in den Koffer. Und aus „Little Tokyo“ packen wir nun handgefertigte Essstäbchen ein. Teilnehmen am Gewinnspiel können Sie (unter Angabe Ihrer Adresse) online, per E-Mail an seitedrei@nrz.de oder per Postkarte an NRZ Chefredaktion, Jakob-Funke-Platz 1, 45127 Essen.
Auch lassen sich Gestalten mit scharfkantigen Zähnen und großen Augen entdecken. Diese lassen sich auch im Inneren wiederfinden. „Die Gestalt soll an eine Maske erinnern“, erklärt Ulrich Kroker. Er führt seit 22 Jahren Gruppen durch den Tempel. „Sie sollen das Böse fernhalten.“
Bevor man den Tempel betritt, müssen die Besucher ihre Schuhe ausziehen – ein Zeichen der Ehrfurcht. Schon beim Gang in den Tempel hinein steigt einem der Duft von Räucherstäbchen in die Nase. Das hat auch seinen Grund: Räucherstäbchen werden im Hinduismus eine reinigende Wirkung zugesprochen und sollen den Tempel sowie die Altäre von negativen Energien reinigen.
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Tritt man in die Tempelhalle, weiß man zunächst gar nicht, wo man als Erstes hinschauen soll. Zahlreiche verschiedene Altäre, bunte Figuren und Gestalten sowie Wandbilder befinden sich im Innenraum, ebenso eine silberne Säule, die in der Mitte des Raumes – unmittelbar vor dem Hauptaltar – steht. „Das ist eine Tempelfahne“, so Kroker. „Normalerweise steht sie draußen. Hier handelt es sich jedoch um eine stilisierte Tempelfahne, die im Innenraum aufgestellt ist.“
Dahinter befindet sich der Hauptaltar, in dem sich eine Statue der Göttin Kamadchi befindet. Rund um den Hauptaltar stehen die Nebenaltäre. Auffällig ist, dass jeder Altarraum von innen weiß gekachelt ist, das gebe es in südindischen Tempeln so eigentlich nicht. „Es erinnert ein wenig an eine Duschkabine“, so Kroker. „Das hat auch einen Grund. Die Götter werden nämlich bei Zeremonien gewaschen.“ Das Wasser hat im Hinduismus einen besonderen Stellenwert. „Es gilt als Quelle des Lebens. Gleichzeitig treibt es Böses weg und hat eine reinigende Funktion. So wird Wasser auch nachgesagt, Krankheiten zu vertreiben“, erläutert Kroker.
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Jeder Altar im Hindu-Tempel in Hamm ist einem bestimmten Gott gewidmet
Die Göttin Kamadchi trägt eine rote Robe sowie eine Krone. Ihr Körper ist mit allerlei Blumen, Gold, Perlen und Edelsteinen geschmückt. Auch sitzt die Göttin auf einem Thron. „Das zeigt, dass sie hier als Königin angesehen wird.“ Ihr wurde der Tempel auch gewidmet, daher der Name Sri Kamadchi Ampal Tempel. Das „Sri“ steht dabei für eine respektvolle Anrede, „Kamadchi“ ist der eigentliche Name der Göttin, bedeutet aber auch „die, die Wünsche von den Augen abliest“ und „Ampal“ steht für Göttin.
Die Nebenaltäre sind zudem weiteren Göttern gewidmet, so auch dem Gott Ganashu, der einen Elefantenkopf besitzt. „Er gilt auch als Herrscher der Hindernisse. Menschen, die selbst mit einem Hindernis in ihrem Leben konfrontiert werden, suchen Ganashu auf und beten zu ihm.“ Auch lassen sich die neun Planetengötter im Tempel finden.
Im Hinduismus gilt die Kuh als Schöpferin des Lebens
Besonders auffällig ist, dass vor jedem der insgesamt sieben Schreine eine Flasche Öl oder Milch steht. Kroker erklärt: „Das sind Opfergaben der Gläubigen.“ Die Kuh gilt im Hinduismus als ein besonderes Wesen, da sie besondere Gaben liefert. Und sie verkörpert die Schöpferin des Lebens. Öl wird für die eigenen Öllampen verwendet, mit denen Hindu-Tempel auch beleuchtet werden.
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Für die Gestaltung des Tempels wurde damals ein Architekt aus Hamm beauftragt, der Kunsthandwerker aus Indien einbezogen hatte, um den Tempel traditionsgemäß einzurichten. Kroker betont: „Jede Figur und jede Verzierung wurde dabei von Hand gefertigt.“
Wer selbst einmal den Tempel besuchen möchte, hat dazu täglich von 8 bis 13 Uhr sowie von 17 bis 19 Uhr die Möglichkeit. Dreimal täglich finden zudem im Tempel Gottesdienste statt, um 8, 12 und 18 Uhr, an denen auch die Besucher teilnehmen können. Eine Übersicht über die zahlreichen Feste, die im Tempel gefeiert werden, gibt es zudem unter www.hinduistische-gemeinde-deutschland.de.