Aus den Niederlanden. Niederländische Schulen sind wegen Corona bis April zu. Ein Lehrer berichtet, wie Tele-Unterricht läuft und Schüler nun ihren Abschluss erhalten.

Wenn Henk Mans in den kommenden Tagen vor seine Klasse tritt, dann ist sein Unterrichtsraum der Schule Leijgraaf im niederländischen Oss bis auf ihn und seinen Laptop leer. Denn wegen der Corona-Pandemie darf in den Niederlanden vorerst nur noch digital unterrichtet
werden.

Henk Mans „leerlingen“ – seine Schüler aus der Erwachsenenbildung – sitzen ihrem Lehrer deshalb im heimischen Wohn- oder Arbeitszimmer gegenüber, um per
Videokonferenz
zusammen und gleichzeitig, und doch getrennt, lernen zu können. Einige können ihren Lehrer dabei nicht einmal sehen. Denn sie sind in diesen Zeiten auf die persönliche Technik zu Hause angewiesen, deren Standard deutlich auseinanderklafft.

Video-Unterricht wegen Corona am PC, Smartphone oder Laptop

So machen manche am PC mit, andere schauen aufs Smartphone. Und wieder andere hören mangels Kamera bloß mit. Das sei schlecht, wenn Bildmaterial gezeigt wird und habe Einfluss auf die Lernatmosphäre. „Wir müssen uns alle daran gewöhnen“, sagt Henk Mans.

Doch: „Wir können unsere Schüler nicht verpflichten, sich Laptops mit Kameras anzuschaffen“, sagt der Deutsch- und Niederländischlehrer. Schon alleine wegen deren persönlichen finanziellen Situation. Das könne sich aber im kommenden Schuljahr ändern. Dann könnten auch die Schulen angewiesen werden, entsprechende Geräte zur Verfügung zu stellen.

Wenn der Niederländisch-Lehrer fragt: „Hallo, seid ihr noch da?“

Wie das Lernen unter solchen Umständen klappt? „Nicht jeder hat die selbe Bildqualität oder eine gute Internetverbindung. Je nachdem, wo die Schüler sitzen, laufen auch mal Geschwister im Hintergrund durchs Bild.“ Und auch die Motivation bleibt mitunter auf der Strecke. „Es gibt Schüler, die nicht die ganze Zeit mitmachen.“ Wenn sie sich einfach kurz wegklicken, fragt Henk Mans nach: „Hallo, seid ihr noch da?“

Obwohl es wegen des Coronavirus’ derzeit eine schwierige Phase ist, sieht Henk Mans darin auch eine Chance, digitales Unterrichten auszutesten. „Es ließe sich auch über andere Unterrichtszeiten nachdenken.“ Da viele seiner Schüler in der Erwachsenenbildung bereits älter sind und neben dem Nachholen ihres Haupt- oder Realschulabschlusses arbeiteten oder mit Kindern privat eingebunden sind, könne Videounterricht abends praktisch sein. „Aber das ist nur so eine Idee.“ Wichtig sei es jetzt, körperlichen Abstand zu garantieren, um die Corona-Verbreitung einzudämmen.

Wie das Diplom ohne Abschlussprüfungen machen?

Für die „leerlingen“ bedeute die derzeitige Situation vor allem Verunsicherung. Denn
Abschlussprüfungen
werden in diesem Schuljahr ausfallen müssen. Das hatte die Regierung am Dienstag beschlossen. Für Lehrer Henk Mans heißt das: Aus den vorherigen Prüfungen sollen nun die Abschlussnoten gebildet werden.

So müssen mitunter neue Lösungen gefunden werden, um die „leerlingen“ zum Diplom zu bringen. „Es werden wahrscheinlich mehr Schüler also sonst ihre Prüfungen wiederholen dürfen“, sagt Mans. Sonst hätten diejenigen, die derzeit mit zu schlechten Noten dastehen und sich nicht mehr in der finalen Prüfung verbessern können, kaum eine Chance auf den Abschluss.

Niederländische Schulen wegen Corona wohl noch nach 6. April zu

Vieles bleibe für seine Schüler unklar, sagt Mans. Sie schreiben ihm regelmäßig Nachrichten. „Wir sind eine kleine Schule mit sehr direktem Kontakt“, sagt Henk Mans. „Die Schüler fragen, wie lösen wir dies, wie lösen wir das?“

Dem muss sich Lehrer Henk Mans noch eine Weile annehmen. Denn die niederländischen Schulen werden wohl noch nach dem 6. April geschlossen bleiben. Es stehen noch Tests von Schülern und ihren Familien auf das neuartige Coronavirus aus. Die Ergebnisse werden erst in sechs Wochen erwartet. Das Kabinett will von den Resultaten abhängig machen, wann die Schulen wieder öffnen können.