Kamp-Lintfort. Kathi Russ bereitet sich zu Hause auf die derzeit noch geplanten Prüfungen vor. Der Abistreich fällt aus und die Schüler bangen um den Abiball.

Eigentlich war für den letzten Schultag am 3. April schon alles geplant: Ein paar Abistreiche waren vorbereitet, die Lehrer eingeweiht und auch die Themen für die zuvor stattfindende Mottowoche standen fest. Doch die Corona-Krise macht auch den Abiturienten der Unesco-Gesamtschule nun einen Strich durch die Rechnung. Den letzten Schultag haben die Schüler unangekündigt und etwas unfreiwillig bereits hinter sich. „Es war auch noch Freitag, der 13., als wir nachmittags erfuhren, dass das gerade unsere letzte Unterrichtsstunde ist“, erzählt Abiturientin Kathi Russ.

„Manche waren zur Zeit der offiziellen Verkündung schon zu Hause. Die, die noch im Unterricht saßen, waren sprachlos, manche fingen sogar an zu weinen.“ Am 13. März verkündete NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, dass der Schulbetrieb vorerst bis zum 19. April eingestellt ist. Für die Abiturienten in Kamp-Lintfort hat das weitreichende Konsequenzen: Die letzten Wochen vor den Prüfungen fallen weg, gelernt wird aber weiterhin – allerdings alleine von zu Hause aus. „In manchen Fächern sind wir noch gar nicht mit dem Unterrichtsstoff durch gewesen. In Deutsch mussten wir jetzt selbstständig das Drama „Woyzeck“ lesen und erarbeiten“, erklärt Kathi.

Großes Lob bekommen die Lehrer an der Unesco-Schule in Kamp-Lintfort

Hausaufgaben verschickt der Lehrer per Mail oder über andere digitale Plattformen, die bis zur theoretisch nächsten Deutschstunde erledigt und an ihn zurückgeschickt werden müssen. Auch die Schüler tauschen sich via Whatsapp und einem Gruppensprachchat auf Discord aus. „Es ist aber schon anders. Es fehlen die aktiven Gruppengespräche, aber es machen alle richtig gut mit, sonst würde es mit der Vorbereitung aber auch nicht klappen“, betont Kathi. Allein gelassen fühlt sich die 19-Jährige nicht. Ganz im Gegenteil: „Unsere Lehrer muss man wirklich loben. Sie sind sehr fürsorglich und versorgen uns per Mail mit Unterrichtsmaterial. Meine Bio-Lehrerin hat uns sogar die korrigierten Vor-Abi-Klausuren und einen Stick mit Aufgaben in den Briefkasten geworfen.“

Statt im Klassenzimmer lernt Kathi nun in ihrer Hängematte auf der Terrasse. Wenn es mal ganz gemütlich sein darf, dann sitzt sie mit Zettel, Stift und Laptop auch auf dem Bett. Das mag vielleicht der einzige kleine Pluspunkt am sogenannten „Homeschooling“ sein. Selbstdisziplin ist da aber auf jeden Fall gefragt. „Man muss am Ball bleiben und darf nicht in ein Sommerferiengefühl verfallen“, sagt sie. Deshalb hofft Kathi auch, dass die Abiprüfungen stattfinden können. Nach jetzigem Stand soll dem noch so sein. Bleibt es dabei, schreibt Kathi bereits am 21. April ihre erste Klausur in Biologie. Weiter würde es mit Deutsch am 24. und Englisch am 30. April gehen. „Wahrscheinlich ist nicht der ganze Kurs im Raum, sondern immer nur fünf Leute, die dann weit auseinander sitzen können. Das ist die aktuelle Idee der Schulleitung“, berichtet Kathi.

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Das Zittern geht nach den Prüfungen weiter. Am 23. Juni wollen die Schüler ihren Abiball in der Stadthalle feiern. Sie hoffen, dass wenigstens der stattfinden kann. Die Vorbereitungen dafür sind ins Stocken geraten, die Sponsorensuche ist auf Eis gelegt. „Per Mail erhält man viele Absagen von den Firmen und die Betriebe müssen jetzt natürlich auch selbst schauen, wie sie über die Runden kommen“, sagt Kathi verständnisvoll. Die Abiballkarten kosten im Zweifel nun etwas mehr als geplant. Das nehmen die Schüler aber in Kauf. Ihnen ist etwas Anderes wichtig. „Wir möchten einfach noch einen richtigen Abschluss von unserer Schulzeit finden können“, sagt Kathi Russ.

>>> Abiturprüfungen sollen stattfinden

Die NRW-Landesregierung hat sich mit anderen Bundesländern am Mittwoch darauf verständigt, dass die Abiturprüfungen stattfinden sollen. Eine Absage von Prüfungen sei zum derzeitigen Zeitpunkt nicht notwendig, hieß es am Mittwochnachmittag nach der Kultusministerkonferenz.

Über das weitere Vorgehen möchten sich die Bundesländer eng in der Ministerkonferenz abstimmen. Ziel sei demnach, dass die Abiturienten noch vor den Sommerferien ihr Abschlusszeugnis in Empfang nehmen können.