Hünxe. Projektkurse und inklusive Unterrichtsgestaltung stehen im Fokus des Schulbesuchs von Ministerin Dorothee Feller an der Gesamtschule Hünxe.
Am Dienstagmorgen war Schulministerin Dorothee Feller auf Einladung der Landtagsabgeordneten Charlotte Quik zu Besuch an der Gesamtschule Hünxe. „In meiner Amtszeit habe ich etwa 170 Schulen besucht. Schulbesuche sind für mich eine wichtige Ergänzung zu meiner Arbeit“, sagte die Ministerin beim offiziellen Pressetermin. „Ich versuche immer vor Ort möglichst tief einzutauchen, um dann die Erkenntnisse, die Erfahrungen, die Eindrücke, die ich dort bekomme, durch Gespräche mit Lehrkräften, Schulleitung und Schülerinnen, Schülern und Eltern bei Entscheidungen im Ministerium einzubringen.“
Ein Schulbesuch sei immer auch eine Art Schlaglicht: „Man kann nicht alle Bereiche besuchen und in den Austausch kommen. Aber auch hier nehme ich wirklich interessante Erkenntnisse mit.“ Das Ministerium ist im Begriff, die Oberstufenreform in Nordrhein-Westfalen durchzusetzen. Es fehle noch an der Feinarbeit und genau dabei spielten das Thema fünftes Abiturfach und auch Projektkurse eine wichtige Rolle. Genau in diesen Bereichen konnte die Ministerin in Hünxe Einblicke gewinnen. „Ich bin mit vier Projektkursen ins Gespräch gekommen, die Schülerinnen und Schüler haben ihre Erfahrungen geteilt.“
Projektbereiche an der Gesamtschule Hünxe
Die Projekte an der Gesamtschule verteilen sich auf vier Elemente. „Das eine ist ein geschichtlich orientierter Bereich, in dem sich die Schüler mit verschiedenen Teilen der Erinnerungskultur beschäftigen“, erklärte Doris Lemm, die Deutsch und Englisch unterrichtet. Außerdem gibt es auch einen Bereich mit biologischem Schwerpunkt, in dem es aber auch um psychologische Aspekte, wie den Resilienz-Aufbau geht. Der dritte Bereich konzentriert sich primär auf die Chemie. Dabei können die Kinder einzelne Forschungsgebiete zunächst frei erkunden, bevor sie in praktische Versuche gehen.
Der vierte Bereich ist sprachlich und gesellschaftswissenschaftlich orientiert. Dabei geht es beispielsweise um das Thema Presse und Medien in Zusammenhang mit der Gesellschaft. „Im Vordergrund steht der historische Aspekt, also wie sich Presse überhaupt entwickelt hat“, erklärte die Lehrerin. Es gehe aber auch darum, was im heutigen Umgang mit Nachrichten wichtig ist und wie man beispielsweise Fake-News erkennt. Und auch hier erarbeiten die Schüler nach dem theoretischen Teil ihre eigenen Positionen in Projekten wie einem Podcast oder einer Zeitung.
Bürgermeister Dirk Buschmann war beeindruckt vom Auftreten der Schülerinnen und Schüler. „Ich fand bemerkenswert, wie redegewandt die Kinder ihre Projekte präsentiert haben. Sie haben berichtet, dass das Lernen in den Projektgruppen viel freier war und das haben sie auch der Ministerin gesagt. Sie wünschen sich weniger Frontalunterricht und mehr Mitmach-Formate.“ Er gab jedoch der Ministerin recht, dass grundsätzlich erstmal eine gewisse Basis zu schaffen sei und dass dazu bisher keiner ein besseres Konzept als den Frontalunterricht gefunden habe. „Ein guter Frontalunterricht hat immer noch einen Wert – die Mischung muss es sein“, sagte Schulleiterin Silke Krämer. Gerade Kinder, die das Lernen mehr herausfordert als andere, seien von zu freien Formaten sonst schnell überfordert.
Inklusion und psychologische Betreuung in Hünxe
Auch die inklusive Unterrichtsgestaltung war Thema des Schulbesuchs. „Die Kombination Wissensvermittlung mit Bewegung, also wie man interessanten Unterricht gestalten kann, war auch ganz wichtig“, sagte die Schulministerin. Gemeinsam mit einem Sonderpädagogen brachte die Mathe-Lehrerin Schülerinnen und Schülern der sechsten Klasse auf spielerische Weise Winkel näher. An der vierzügigen Schule gibt es 35 Kinder im gemeinsamen Lernen, die unterschiedlich intensiv durch die zwei Sonderpädagogen, eine multiprofessionelle Teamkraft und eine Lehrerin betreut werden. „Wir bieten auch ein Lernbüro an“, berichtete Silke Krämer. „Wenn es diesen oder anderen Kindern beispielsweise zu laut wird, können sie sich dorthin zurückziehen.“ In ihrer Idealvorstellung gäbe es an der Schule Ruheräume für die Kinder und auch für die Lehrkräfte.
„Wir müssen mehr auf den sozial-emotionalen Bereich blicken, als auf die Vermittlung von fachlichen Kompetenzen.“
„Wir müssen mehr auf den sozial-emotionalen Bereich blicken, als auf die Vermittlung von fachlichen Kompetenzen“, meinte Krämer. „Nur wenn wir es schaffen, dass sich unsere Schülerinnen und Schüler sicher fühlen und gut mit sich selbst und anderen in Kontakt treten können, dann schaffen wir es auch, dass sie gut in der Schule sind. Das wäre für mich das Wichtigste überhaupt, wo wir zusätzlich zu den fachlichen Kompetenzen einen Fokus setzen müssen.“ Ihr Wunsch für die Gesamtschule ist deshalb, dass statt einer weiteren Lehrstelle eine Psychologie-Lehrkraft zur Verfügung gestellt wird. Bisher gibt es, wie sie berichtete, nur 150 ausgebildete „Mental Health Coaches“ an deutschen Schulen.
Dazu gibt es im Ministerium bereits Ansätze. Wie Dorothee Feller sagte, habe man in den letzten Jahren in Nordrhein-Westfalen die Schulpsychologie bereits deutlich ausgebaut. Für Silke Krämer wäre es aber wichtig, auch die Krankenkassen dabei verstärkt zu involvieren. „Wir stellen fest, dass wir immer Gelder im Bereich Bewegung bekommen können.“ Aber für mentale Aspekte sei das schwierig.
Die Ministerin bedankte sich für das Engagement der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Gesamtschule Hünxe, aber auch bei den Eltern. „Es ist toll, wenn sich Eltern in der Schulpflegschaft engagieren und das Gleiche gilt auch für Schülerinnen und Schüler“, betonte sie. „Ich habe hier eine hochengagierte Schule kennengelernt, die sich mit unterschiedlichen Lernformaten auseinandersetzt und sie auch anwendet.“