Wesel. Im Weltladen Esperanza werden über 1000 fair gehandelte Produkte angeboten. Die Eine-Welt-Gruppe erhielt nun den Ehrenamtspreis der Stadt Wesel.

Die top-aktuelle lila Cordhose, der köstliche Bio-Glühwein oder die eleganten schwarz-grau gemaserten Kerzen aus pflanzlichem Stearin haben alle etwas gemeinsam: Sie wurden fair gehandelt. Wie alle mindestens 1.000 verschiedenen Produkte im Weltladen Esperanza an der Goldstraße. Die Angebote sind nicht nur verlockend – sie stammen auch sämtlich aus Afrika, Asien oder Lateinamerika, aus Ländern, in denen viele Menschen in Armut leben.

Die Kundschaft des Eine-Welt-Ladens kann sich sicher sein, dass die Näherin in Bangladesch, der Winzer aus Südafrika oder die Leute der Kerzenmanufaktur in Indonesien so bezahlt werden, dass sie ihr Auskommen haben. Das Fair-Trade-Siegel bedeutet außerdem, dass die Waren umweltverträglich produziert wurden.

„Wir beziehen unser Angebot ausschließlich von Fair-Handelshäusern, die direkt mit den herstellenden Genossenschaften oder Kooperativen zusammenarbeiten. Zwischenhändler gibt es nicht“, erläutert Klaus Bauer, der Vorsitzende der Eine-Welt-Gruppe Wesel, die den Laden betreibt. 2025 ist es vierzig Jahre her, dass die Gruppe in der Korbmacherstraße ihr erstes kleines Geschäft eröffnete. „Der Ehrenamtspreis der Stadt ist eine schöne Anerkennung zum bevorstehenden Jubiläum“, freut sich Bauer.

„Davor haben wir auf Tapeziertischen erste Produkte verkauft“, erinnert sich Isolde Ruether, die wie die meisten im heutigen Vorstand der Gruppe schon damals dabei war. „Angefangen hat es mit Kaffee aus Nicaragua, er hieß Sandino-Dröhnung, weil er so stark war“, ergänzt Klaus Bauer lachend. Ihnen allen war schon damals gemeinsam, dass sie sich aktiv für mehr Gerechtigkeit auf der Welt einsetzen wollten. Die Kirche der Befreiung in Lateinamerika, die in die Armenviertel ging und sich gegen die Anbiederung der katholischen Amtskirche an Diktatoren und ausbeuterische Eliten wehrte, motivierte sie dabei.

Eine Welt-Laden in Wesel: Jute statt Plastik

Aber auch die Kampagne „Jute statt Plastik“ trieb sie an, sich zu engagieren. In den Anfängen waren rund zwanzig Leute dabei, inzwischen ist die Gruppe auf 66 Mitglieder angewachsen. Die Pflege dieser Mitglieder ist dem Vorstand sehr wichtig: „Wir organisieren jedes Jahr einen Neujahrsempfang und einen Betriebsausflug und es gibt viele informelle Treffen“, erläutert Bauer. Die Stimmung ist gut in der Gruppe, das spürt man.

Auf die Korbmacherstraße folgte 1993 die Sandstraße und 2007 die Windstege. 2022 dann ein ambitionierter Schritt – die Gruppe mietete ein repräsentatives Ladenlokal in der Goldstraße an. Den Fußboden hat eine Weseler Handwerksfirma zu einem günstigen Preis verlegt, doch den großen Rest der Renovierung sowie den Umzug hat die Gruppe selbst geleistet – drei Monate lang. 25.000 Euro an Material wurden investiert, aus Rücklagen und Spenden. Die faire Handelsgruppe GEPA hat beratend zur Seite gestanden, damit aus dem bis dahin immer etwas behelfsmäßig wirkenden Lädchen ein professionell anmutendes Geschäft würde. Und das ist gelungen. „So ein Projekt schweißt zusammen“, sagt Karin Mindthoff, die den Laden leitet. Natürlich ehrenamtlich, wie alle, die hier tätig sind. Für die Technik und Reparaturen im Geschäft ist Michael Overhoff zuständig.

Über 1000 fair gehandelte Produkte gibt es im Weltladen.
Über 1000 fair gehandelte Produkte gibt es im Weltladen. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Jedes Jahr gehen aus dem Erlös des Ladens 2.500 Euro nach El Salvador, wo die Gruppe zwei Dörfer am unteren Lempa-Fluss unterstützt. Finanziert wird davon eine Kindertagesstätte in Nueva Esperanza sowie die tägliche Mahlzeit der meist schlecht ernährten Kinder der Schule von Armando López. Auch das Gehalt von deren Englischlehrer stammt aus Weseler Spenden. 25.000 Euro hat die Gruppe im vergangenen Jahr gesammelt. „Der Staat El Salvador gibt sehr wenig für Bildung aus, deshalb sind wir dort seit 1991 aktiv“, erläutert Klaus Bauer. Weil Bildung die Möglichkeit bietet, der Armut zu entkommen.

Zwei Mitarbeiterinnen aus dem Projekt waren jüngst in Wesel, um über die Arbeit in ihrer Heimat zu informieren. Aufklärung über die Lebensbedingungen der Menschen in armen Ländern sowie über die ungerechten Handelsstrukturen zwischen den Industrienationen und den Staaten der südlichen Hemisphäre ist nämlich das zweite Arbeitsfeld der Eine-Welt Gruppe Wesel. Die Mitglieder halten Vorträge oder laden Schulklassen ein. „Der Renner ist immer der Fußball-Koffer“, berichtet Bauer. Er enthält alles, was man braucht, um einen Fußball zu nähen. „Von mehr als 700 Ballnähereien in der berühmten pakistanischen Ballstadt Sialkot zahlen nur sieben ihren Nähern Löhne, von denen sie leben können“, so Bauer. Deren Bälle kann man im Weltladen Esperanza kaufen und das vergleichsweise günstig. Informationen über die Herstellung gibt es gratis dazu.

Zehn Preisträger ausgezeichnet

Am 14. Dezember ehrte die Stadt Wesel in einer Feierstunde zehn Personen, Gruppen und Institutionen, die sich in Wesel vorbildlich für die Gemeinschaft ehrenamtlich engagieren. Wir stellen die Ehrenamts-Preisträger, ihre Tätigkeiten und ihre Motivation in einer Serie in den kommenden Wochen vor.