Schermbeck. Mandy Berntzen bietet in ihrer Ponyreitschule Kurse für Kinder an. Was das Arbeiten und „Wohnen mit Pferden“ so besonders macht.

Eine Kuh, ein Elefant und ein Schwein – das sind drei der tierischen Assistenten von Mandy Berntzen bei ihrer Arbeit mit Kindern. Während diese Tierearten nur als Handpuppen vertreten sind, sind die beiden Shetlandponys Harry und Mona quicklebendig. Die Vierbeiner haben einen wichtigen Job: Gemeinsam mit Mandy Berntzen ermöglichen sie in Schermbeck Kindern einen ersten, spielerischen Tier-Kontakt. In Ponylerngruppen und Reitkursen mit bis zu sechs Teilnehmern können Kinder bei ihr durch altersgerechte Spiele viel Wissenswertes über Pferde und andere Tiere lernen.

Selbständig gemacht hat sich Mandy Berntzen 2014 – zehn Jahre später feierte ihr Kinderreitschule vor kurzem ihr 10-jähriges Bestehen. In Schermbeck lebt und arbeitet die Reitpädagogin erst seit einigen Jahren, und zwar im Wohngebiet „Wohnen mit Pferden“ in Schermbeck. Ein Wohnkonzept von dessen Art es in Deutschland nur einige wenige gibt und das nicht nur der Traum vieler Pferdebesitzer ist, sondern auch den idealen Rahmen für die kleine Reitschule bietet.

Schermbeck: Ponys und viel frische Luft

„Dadurch, dass es eine gemeinschaftliche Anlage ist, ist der Aufwand ein ganz anderer als wenn wir einen eigenen Hof betreiben würden“, erklärt die Wahl-Schermbeckerin. Auf den Hausverkauf in Schermbeck ist ihre Familie 2017 nur per Zufall gestoßen. „Das ist damals meiner Meinung nach nicht gut genug vermarktet worden“, meint Berntzen. Neben der unmittelbaren Nachbarschaft zu ihren Tieren und dem vergleichsweise geringeren Arbeitsaufwand bietet der besondere Wohnort auch noch andere Vorteile.

Ihren Ponyunterricht gestaltet sie auf dem Paddock direkt an ihrem Haus. Falls notwendig, kann Mandy Berntzen dafür auch die gemeinschaftliche Reithalle der Anwohner nutzen. Aber am liebsten ist sie jedoch mit den Kindern und den Ponys an der frischen Luft. „Am schönsten ist es, unter freiem Himmel gemeinsam Abenteuer zu erleben.“ Und das ist im eigenen Paddock oder in der Natur im unmittelbaren Umfeld des Wohngebietes möglich. Diese eigene sich auch für kleine Ausritte mit ihren Reitschulkindern.

Wohnen mit Pferden

Der erste Spatenstich für das Projekt „Wohnen mit Pferden“ wurde 2016 gesetzt – nach fünf Jahren Diskussion und Verzögerungen beim Genehmigungsverfahren. Ende Januar 2011 hatte der Planungs- und Umweltausschuss sich erstmals über das Projekt. Seitdem sind auf dem 14.000 Quadratmeter großen Gelände zwischen Alter Poststraße und Kapellenweg zwölf Wohnhäuser mit dazugehörenden Pferdestallungen und Paddocks, die Platz für zwei Pferde pro Haus bieten, entstanden. Auch eine kleine Reithalle, eine Weidefläche und Winter-Paddocks gehören zu dem Wohngebiet der besonderen Art. Ein Weg führt rund um die Gebäude um das Grundstück und über einen malerischen Pfad lässt sich die Weide auf der anderen Straßenseite leicht erreichen. Zwei der Häuser werden vermietet und eines steht zurzeit zum Verkauf – für 875.000 Euro.

„Die Realität bei diesem Konzept ist aber trotzdem, dass man seine Pferde 365 Tage im Jahr selbst versorgen muss“, wirft Mandy Berntzen ein. „Grundsätzlich ist das schön, aber wenn man aus dem Fenster schaut, sieht man auch immer die ganze Arbeit, die auf einen wartet. Ich versuche aber immer die Freude und den Spaß zu sehen, den mir meine Tiere bereiten. Früher waren Harry und Mona meine Arbeitskollegen – jetzt sind sie Familienmitglieder.“

Den Stall hat sie genau an die Bedürfnisse ihrer Ponys angepasst, damit sie mit möglichst viel Platz und so artgerecht wie möglich leben können. Alle Trennwände wurden entfernt, so entstand ein luftiger Laufstall, die auch als „Mini-Reithalle“ für die ersten Übungen genutzt werden kann. Auch die Paddockfläche ist frei von Abgrenzungen gestaltetet, lediglich der kleine Bereich, mit der automatischen Futterraufe, ist abgesperrt. Dort steht entspannt Appaloosa-Wallach Monty. Er ist noch sehr jung und soll erst in Zukunft Teil des Unterrichts nach dem Hippolini-Prinzip werden.

Hippolini-Ponyspaß in Schermbeck

Entstanden ist das reitpädagogische Lehrkonzept Hippolini vor 20 Jahren. Dadurch soll Kindern in allen Altersklassen der Reiteinstieg bis hin zum selbstständigen Reiten ermöglicht werden. Bei dem Konzept geht es aber um mehr als nur ums Reiten. „Bei mir machen die Kinder ihre ersten Schritte mit den Ponys in einem geschützten Raum“, erklärt Mandy Berntzen. „Der geschützte Raum ist zu Beginn der eingezäunte Paddock mit den kleinen Kegeln als Orientierungshilfe für die Kinder. Die vorgegebene räumliche Struktur macht es ihnen leichter und sobald sie merken, dass es gut klappt, steigt das Selbstvertrauen und auch die Führungskompetenz. Es heißt ja nach Frau Montessori ‚Hilf mir, es selbst zu tun‘, das ist der absolute Leitspruch in der Reformpädagogik bei Hippolini.“

Die Anlage „Wohnen mit Pferden“ in Schermbeck bietet die perfekten Bedingungen für den Unterricht. Über einen Sandweg über das Grundstück ist die kleine Reithalle leicht zu erreichen.
Die Anlage „Wohnen mit Pferden“ in Schermbeck bietet die perfekten Bedingungen für den Unterricht. Über einen Sandweg über das Grundstück ist die kleine Reithalle leicht zu erreichen. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Dabei ist der Unterricht mit den Ponys für viele Kinder nicht der erste Kontakt zu Pferden. „Das ist unterschiedlich. In Essen war es meistens der Erstkontakt. Hier in Schermbeck ist das ganz anders“, sagt sie. „Hier kommen viele Kinder zu mir, die sogar eigene Ponys und Pferde haben.“ Das Reiten soll dabei nicht unbedingt im Vordergrund stehen, sondern auf das Pferd zu hören und seine Bedürfnisse zu erkennen. „Ich möchte nicht nur Reiter, sondern Pferdemenschen ausbilden“, sagt sie. „Die Kinder, die jetzt damit anfangen, sind, die Pferdebesitzer von morgen. Damit es die Pferde im morgen mal besser haben, müssen die Kinder ein Verständnis dafür kriegen.“

Mehr Informationen zu den Kursen und zu dem Prinzip von Hippolini finden sich unter www.kinderreitkurs.de.