Schermbeck.. Auf einer grünen Wiese an der Alten Poststraße können Reiter demnächst Tür an Tür mit ihren Pferden wohnen. Was die einen freut, ärgert andere
Mit Hürden kennen sich Reiter eigentlich aus. Ein paar Galoppsprünge – und drüber. So schnell können Hindernisse im Pferdesport aus dem Weg geräumt werden. Der Parcours durch das Genehmigungsverfahren eines besonderen Bauvorhabens war da um einiges schwieriger. Gefühlt ist das Thema „Wohnen mit Pferden“ in Schermbeck eine unendliche Geschichte. De facto gab es jetzt nach fünf Jahren Diskussion den ersten Spatenstich auf der grünen Wiese zwischen Alter Poststraße und Kapellenweg.
Die Erleichterung war allen am Projekt Beteiligten anzumerken. „Wir sind einfach froh, dass es jetzt endlich losgeht“, sagt Matthias Korte, der sich mit seiner Firma „Kreativ Bauen & Wohnen GmbH“ gemeinsam mit Geschäftspartner Daniel Salomon auf altengerechte Wohnformen spezialisiert hat. Nun wagt sich das Team Hand in Hand mit dem ehemals alleinigen Eigentümer der Fläche Karl-Heinz Leowald an das Projekt Pferd und Mensch heran. Unter dem Dach der eigens dafür im Jahr 2011 gegründeten Gesellschaft „LSK Wohnen mit Pferden“ soll auf dem Grundstück in der Nähe des Gewerbegebietes Bricht ein in der Region bisher einzigartiges Wohngebiet entstehen.
Vom Sofa aus das Pferd beobachten
Vom Sofa aus können die künftigen Bewohner ihre vierbeinigen Lieblinge sehen. Denn zu jeder der insgesamt zwölf geplanten Wohneinheiten wird ein eigener Stall mit kleinem Auslauf gehören. „Das Ganze wird Gutshofcharakter haben“, beschreibt Claudia von Salm-Hoogstraeten die Planung des Schermbecker Architekten Johannes Brilo. Sie selber vermarktet das Gelände und hat ganz frisch eine Werbebroschüre erstellt. „Wir haben schon drei feste Reservierungen und eine Warteliste mit Interessenten“, sagt die Pferdefreundin, die nicht verstehen kann, dass es so etwas hier noch nicht gibt. „Gerade am Niederrhein, wo das Reiten eine so große Rolle spielt.“
Auf der 14 000 Quadratmeter großen Wiese an der Lippe soll in den nächsten zwei Jahren eine Mischung aus frei stehenden Einfamilienhäusern und Doppelhaushälften entstehen. Der an den Garten grenzende Stall bietet Platz für zwei Pferde pro Haus, eine kleine Reithalle wird gebaut und 41 000 Quadratmeter Weideflächen sind zu Fuß durch ein kleines Wäldchen erreichbar.
Eigentlich dürfte es hier kein Wohngebiet geben
Eine Planung, die nicht alle gelungen finden. „Wir haben dagegen gestimmt“, sagt Jürgen Trick von den Grünen. Er befürchtet, dass die Idee mit den Pferden nur die Eintrittskarte ist, um ein ansonsten nicht zulässiges Wohngebiet auf der grünen Wiese zu realisieren. Auch wenn im Grundbuch festgezurrt ist, dass hier nur Menschen wohnen dürfen, die Pferde haben, vermutet der grüne Politiker, dass in ein paar Jahren der Gartengrill im Pferdestall stehen wird.
Info: www.wohnenmitpferden.de