Wesel. Das klassische Grab wird immer seltener. Bestatter wie Biesemann aus Wesel erfüllen heute auch exotische Wünsche. Diese Trends gibt es.

Zu früheren Zeiten war klar: Wenn ein Mensch stirbt, wird er in einem Sarg beerdigt und die Familie kümmert sich um die Grabpflege. Das ist lange vorbei. Der Anteil der Sargbestattungen liegt laut Weseler Friedhofsverwaltung nur noch bei 30 Prozent. Michael Biesemann vom gleichnamigen Beerdigungsinstitut in Wesel bestätigt den Trend: Der weitaus größte Teil der Menschen lässt sich einäschern. Und immer mehr Menschen haben genaue Vorstellung, was danach mit ihrer Asche passieren soll. Die Auswahl geht längst über das klassische Urnengrab hinaus: Zum Angebot der Institute gehören inzwischen nicht nur See- oder Baumbestattungen, sondern auch „Exoten“ wie eine Rhein- oder Diamantbestattung.

„Die Menschen wollen ihren Nachkommen nicht zur Last fallen“, erklärt Michael Biesemann, warum das klassische Grab immer seltener als letzte Ruhestätte gewählt wird. Ein weiterer Aspekt sind die Kosten. Eine Urnenbeerdigung in einer Waldgrabstätte zum Beispiel koste nur ein Drittel einer klassischen Bestattung. Die Ruhestätte unter Bäumen ist besonders beliebt, stellen die Bestatter fest. In Haldern gibt es beispielsweise einen Trostwald, der auch von Weselern gerne gewählt wird.

Auf dem Friedhof am Langen Reck können Menschen ebenfalls eine Ruhestätte unter einem Baum finden. Im Trend liegt auch die Vorsorge: Immer mehr Menschen befassen sich zu Lebzeiten mit ihrer Beerdigung, stellt die Bestatter-Familie fest. Sie legen ihre Wünsche fest, zahlen sogar die Kosten vorab auf ein Treuhandkonto ein, um die Hinterbliebenen nicht damit zu belasten.

Bei der Familie Biesemann werden häufiger auch Familien vorstellig, deren Angehörige gar keine Grabstätte hinterlassen wollen. Bevorzugt wird dabei die Seebestattung gewünscht. Ab 3000 Euro aufwärts gibt es diese Form, berichtet Michael Biesemann, je nachdem, wie viele Personen auf dem Schiff mitfahren und ob es ein Kaffeetrinken geben soll. Der Ort, an dem die Urne ins Wasser gelassen wird, richte sich nach den Wünschen der Verstorbenen.

Auch eine Bestattung im Rhein ist möglich

Wer seine Asche nicht im offenen Meer bestattet haben möchte, kann auch den Rhein als Alternative wählen. In diesem Fall fährt die Beerdigungsgesellschaft mit dem Schiff nach Holland. Personen, die den Rhein als Grab wählen, haben meist eine besondere Verbindung zum Fluss, weiß Martin Biesemann, der ebenso wie sein Sohn Tom im Familienbetrieb arbeitet. Mit etwa fünf Bestattungen pro Jahr ist dies noch ein Exot unter den Beerdigungen, Seebestattungen planen die Biesemanns dagegen etwa 30, 40 Mal pro Jahr.

Deutlich seltener entscheiden sich Verstorbene oder Angehörige für eine Diamantbestattung. Etwa fünf bis zehnmal pro Jahr wird der Wunsch an das Weseler Unternehmen herangetragen. Warum? „Die Leute wollen die Verstorbenen bei sich tragen“, sagt Michael Biesemann. Er erinnert sich an eine Mutter, die sich von ihrem Kind verabschieden musste. In diesem Fall verzierte der aus der Asche produzierte Diamant einen Ring. In spezialisierten Unternehmen, zum Beispiel in der Schweiz, wird die Asche in einem langen Prozess unter Hochdruck und Hitze zu einem Edelstein gepresst. Ein Diamant mit 0,3 Karat kostet etwa 3000 Euro.

Trotz dieser Angebote werde aber nach wie vor am häufigsten eine Urnengrabstätte auf einem Friedhof, im Kolumbarium oder in einem Wald gewählt, wissen die Bestatter. „Die Menschen brauchen einen Ort, wo sie mit ihrer Trauer hingehen können“, stellt Martin Biesemann fest.