Wesel. Schreinerei-Chef Michael Biesemann blickt nach dem Brand optimistisch in die Zukunft. In einem Jahr soll die Tischlerei wieder stehen.
Am Tag nach dem Brand ist Inhaber Michael Biesemann damit beschäftigt, seine Kunden darüber zu informieren, wie es nun weitergeht. Denn dass es weitergeht, ist keine Frage.
Schon am Samstag hätten Gesellen, auch ehemalige, vorbeigeschaut und geholfen. Auch Bestatter und Tischlerkollegen hätten sich gemeldet und ihre Hilfe angeboten. Das gelte zudem für die Nachbarschaft und den Freundeskreis. „In so einem Fall halten die Leute zusammen“, sagt Biesemann im Gespräch mit der NRZ und wirkt am Telefon voller Tatendrang und nicht etwa niedergeschlagen.
Drei Brände mitgemacht
Er ist im wahren Sinne des Wortes gebranntes Kind. 1973, als die Schreinerei ihren Sitz noch an der Magermannstraße hatte, explodierte der Spritzraum. Gut zehn Jahre später brannte es dann in seinem Elternhaus in der Brückstraße, dort, wo Schreibwaren Tönnes ist. Seine Familie wohnte zu diesem Zeitpunkt direkt im Nebenhaus. Und nun die Werkstatt an der Rheinbabenstraße, wo der alteingesessene Familienbetrieb von 1799 in der siebten Generation seit rund 35 Jahren eine Heimat gefunden hat.
Michael Biesemann schlief beim Ausbruch des Feuers im Wohnhaus nebenan, wunderte sich nur, dass der Treppenlift plötzlich Geräusche machte, so wie er es immer tut, wenn der Strom ausfällt. Als Biesemann aufstand, sah er schon die Flammen aus dem Dach der Tischlerei schlagen. Da sei die Feuerwehr bereits dabei gewesen, den Brand zu bekämpfen. Wer sie letztlich informiert hat, weiß er nicht genau. Der Name einer Frau sei gefallen. Es gebe aber auch den Hinweis, dass das Feuer von einem Autofahrer entdeckt wurde, der gerade über die Rheinbrücke fuhr.
Danke an die vielen Helfer
Biesemann drückte am Sonntag seinen ganz tief empfundenen Dank an die Feuerwehr aus. Beide Wohnhäuser - im zweiten Gebäude wohnt Sohn Martin, der auch im Betrieb arbeitet und einmal die Nachfolge seines Vaters antreten wird - und ein Drittel des Betriebes seien noch erhalten, wenn auch in Mitleidenschaft gezogen.
Die Polizei habe den Katastrophentourismus unterbunden. Auch den Stadtwerken und Westnetz sowie der Firma Elektro Flintrop dankt Biesemann für die sofortige Hilfe. Man habe schnell wieder Strom gehabt.
Das Beerdigungsinstitut laufe nun normal weiter, weil Ausstellungs- und Abschiedsraum erhalten geblieben sind. Auch das Friedhofsamt habe hier seine Hilfe angeboten. „In der Tischlerei werden wir so weit wie möglich Montagearbeiten, Reparaturen, Kleinarbeiten und Nachrüstungen ausführen“, kündigt Biesemann an, der auf viel Verständnis bei seinen Kunden stößt. Zum Glück sei die Ausstattung eines Kindergartens in Rees schon weitgehend ausgeliefert gewesen. Und so wurde lediglich die bereits angefertigte Kinderküche ein Raub der Flammen. Auch zwei historische Schränke fielen ihnen zum Opfer, doch dies alles sei ersetzbar.
Eine 80.000 Euro teure Maschine
Viel schlimmer: Erst vor kurzem habe Biesemann eine 80.000 Euro teure Maschine angeschafft. Von ihr ist ebenfalls nichts mehr übrig geblieben. Doch schon jetzt steht das Ziel fest: In einem Jahr soll alles wieder in Ordnung sein.