Wesel. Immer mehr Menschen werden in Urnen beerdigt. Das hat Folgen für Friedhöfe, wo große Flächen frei bleiben. In Wesel gibt es ein neues Angebot.
Der Trend zur Urnenbestattung hat Folgen für die Friedhöfe. „Als ich vor 30 Jahren anfing, war die Urnenbestattung noch ein Exot“, sagt Thorsten Lacks, Chef der Friedhofsverwaltung in Wesel. Mittlerweile hat sich die Zahl verzehnfacht. Immer mehr klassische (Sarg-)Gräber werden aufgegeben. Auf dem Friedhof Am Langen Reck ist dies deutlich zu sehen.
An vielen Stellen klaffen große Lücken zwischen den Gräbern, die mit Rasenflächen gefüllt werden. Dafür entstehen immer mehr Urnenstelen, sogenannte Kolumbarien. Insgesamt mehr als 1000 solcher Urnenkammern gibt es auf den Weseler Friedhöfen bereits, weiß Thorsten Lacks. Auch Rasenurnengräber werden noch häufig gewählt. Der Wunsch nach einem pflegeleichten Grab ist groß. Dabei kann auch ein klassisches Urnengrab pflegeleicht gestaltet werden, zum Beispiel mit einer Grabplatte, schildert der Fachmann.
Immer mehr Grabstellen auf Weseler Friedhöfen bleiben leer
Tatsache ist: Immer größere Flächen auf den Friedhöfen bleiben leer. Eine Umgestaltung ist derzeit noch schwierig, so der Leiter der Friedhofsverwaltung. Denn selten sind zusammenhängende Flächen leer, weil die Gräber eine lange Ruhezeit haben. In Zukunft könnten die aufgegebenen Grabstätten als Park- und Naturflächen genutzt werden. An einigen Stellen wurden schon Bäume gepflanzt, so Lacks. „Der Veränderungsprozess beginnt erst.“
Auf der anderen Seite muss sich der ASG Gedanken über neue Bestattungsformen machen. „Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und Umsetzbarkeit ist es aber nicht möglich, sämtliche Bestattungsarten in allen Variationen anzubieten“, stellt Lacks klar. Auch müsse man die Kosten und damit die Gebühren für Nutzer im Blick behalten. Dennoch stellt sich der ASG auf Trends ein. In diesem Jahr ist ein neues Grabfeld in Betrieb genommen worden: Ein waldähnliches, rund 3500 Quadratmeter großes Grundstück auf dem Friedhof Am Langen Reck wurde für „naturnahe Bestattungen“ hergerichtet. Hier können 400 bis 500 Urnen unter Bäumen Platz finden.
So viel kosten die Gräber in Wesel
Das Waldstück auf dem Friedhof ist weitgehend unverändert, nur einige Wege und ein Ruheplatz mit Bänken wurden hergerichtet. Namensschilder an den Bäumen gibt es nicht, dafür am Eingang ein „Buch der Erinnerung“. Halbjährlich werden die Namen der Verstorbenen auf Seiten aus Metall graviert. Der Vorteil gegenüber einem reinen Bestattungswald ist die Infrastruktur des Friedhofes, betont Lacks: Es gibt zum Beispiel eine Aussegnungshalle und Toiletten.
Mit einem Preis von 1350 Euro für bis zu zwei Urnen kostet die Baumbestattung und ebenso viel wie ein klassisches Grab für bis zu vier Urnen. Für ein Rasenurnengrab werden 1790 Euro berechnet und für ein Kolumbarium (bis zu zwei Urnen) 2200 Euro. Zusätzlich bietet Wesel noch das Franziskus-Kolumbarium in der ehemaligen Kirche in Schepersfeld. Dort kostet eine Kammer für zwei Urnen 2700 Euro.
Trotz der wachsenden Freiflächen werden die Friedhöfe nicht schrumpfen. Denn, das gibt Lacks zu bedenken: „Der Trend könnte sich eines Tages wieder ändern.“