Hamminkeln. Jahrelang wollten Investoren mit dem öffentlich geförderten Wohnungsbau nichts zu tun haben. Doch seit der Flaute in der Branche ändert sich das.
Bezahlbarer Wohnraum in Hamminkeln? Seit Jahren ein schwieriges Thema. Zwar gab und gibt es Neubaugebiete in der Stadt, doch die waren eher für Einfamilienhäuser oder Doppelhaushälften. Geschossbauten waren die Ausnahme und wenn, dann meist in gehobener Ausstattung zu dementsprechenden Preisen. Öffentlich geförderte Wohnungen? Eher Fehlanzeige. Doch nun gibt es gleich drei größere Projekte, die realisiert werden sollen.
Den ersten Ansatz, dagegen zusteuern, machte die Stadt mit dem Dingdener Neubaugebiet auf dem ehemaligen Sportplatz an der Ringstraße im Frühjahr 2023. Hier sollten neben Einfamilienhäusern und Doppelhaushälften auch auf 5000 Quadratmetern mehrgeschossige Häuser entstehen. Die Wohnungen dort sollten zu 30 Prozent öffentlich gefördert werden. Zunächst fand sich ein Investor, der dann aber absprang. Zu sehr waren die Baupreise explodiert, als dass sich sein Konzept gerechnet hätte. Seitdem war Schicht im Schacht.
Neuer Investor für großes Grundstück in Dingden
Doch nun kam die überraschende Nachricht von Kämmerer Robert Graaf. Der erklärte auf Anfrage der NRZ, dass das betreffende Grundstück verkauft sei, inklusive der Festschreibung des 30-Prozent-Anteils für öffentlich geförderten Wohnraum. Gerade für Menschen, die gerne nach Dingden ziehen würden, aber kein großes Portemonnaie haben, eine gute Nachricht. Denn die Mietpreise in Hamminkeln sind ja nicht ohne, aber Dingden toppt das noch mal.
Auch zwei neue Projekte konzentrieren sich auf den lange geschmähten öffentlichen Wohnungsbau. Diesmal in Hamminkeln an der Ringenberger Straße. Da ist zum einen das Eckgrundstück Ringenberger Straße/An der Windmühle. Hier hat die Stadt die Grünanlage an einen Investor verkauft. Der möchte ein Gebäude mit drei Geschossen entlang der Ringenberger Straße errichten. Es sollen 18 Wohneinheiten über das Land Nordrhein-Westfalen als geförderter Wohnraum entwickelt werden. Die Erschließung für das Gebäude sowie der 18 Stellplätze ist von der Straße An der Windmühle geplant. Der Stadtrat hat dem Antrag zur Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans zugestimmt.
Etwas passieren soll auch mit dem Gelände der ehemaligen Spedition Kamps an der Ringenberger Straße. Auf diese Fläche hatte lange Zeit Lidl ein Auge geworfen. Doch diese Ansiedlung verhinderte die Stadt um 2008 herum mit dem Planungsrecht. Nun hat sich ein neuer Investor gemeldet, der auf dem Gelände Wohnbebauung errichten möchte. Auch hier spielt öffentlich geförderter Wohnraum eine entscheidende Rolle. Entlang der Ringenberger Straße sollen 23 öffentlich geförderte Wohnungen mit Wohnflächen zwischen 50 und 65 Quadratmetern in zwei Vollgeschossen zuzüglich eines sogenannten Nichtvollgeschosses entstehen. Dazu soll an der Grundstücksgrenze nach Osten (in Richtung Netto) eine zweigeschossige Reihenhausbebauung mit fünf Giebeln in Staffelgeschossbauweise entstehen. Diese Wohnungen sollen um die 100 Quadratmeter groß werden und „können ebenfalls im Rahmen des bezahlbaren Wohnungsbaus errichtet werden“, heißt es in der einer Beschlussvorlage.
Damit ist noch Platz auf dem Kamps-Gelände in Richtung der Straße An der Windmühle für bis zu sechs Doppelhaushälften mit einer durchschnittlichen Grundstücksgröße von 280 Quadratmetern. Diese Grundstücke sollen für eine individuelle Bebauung vorgehalten werden. Je nach Marktlage könnten hier auch Einfamilienhäuser entstehen. Erschlossen wird das gesamte Grundstück durch eine Privatstraße, die von der Ringenberger Straße an der Netto-Grundstücksgrenze entlang geht und dann Richtung Süden abknickt, um die Doppelhaushälften oder Einfamilienhäuser ebenfalls zu erschließen.
Bei allen drei Projekten bleibt allerdings ein großes Fragezeichen stehen. Öffentlich geförderter Wohnungsbau hängt von Fördermitteln ab. Da verkünden zwar Bundes- und Landesregierung eherne Ziele. Doch die scheitern an der Realität. In der Vergangenheit war es so, dass sich Investoren nicht um Fördermittel bemüht haben, weil im privaten Wohnungsbau viel mehr Geld zu verdienen war, mittlerweile ist es umgekehrt. Angesichts der schlechten Finanzierungsmöglichkeiten auf dem freien Markt und der explodierenden Baukosten ist der Neubau von Wohnungen beinahe zum Erliegen gekommen. Viele Projekte liegen auf Eis.
Auf einmal lohnt sich öffentlich geförderter Wohnungsbau
Da lohnt sich auf einmal eine Investition in öffentlich geförderten Wohnungsbau. Allerdings sind die Fördermittel begrenzt. Die werden vom Bund gezahlt, vom Land auf die einzelnen Städte und Kreise verteilt. Deshalb verkündete Kreisbaudezernent Helmut Czichy noch im Juni 2024 im Kreistag: Die Töpfe sind leer. Denn zu diesem Zeitpunkt waren 22 Anträge mit 276 Wohnungen kreisweit eingegangen, was einer Fördersumme vom 63,6 Millionen Euro entsprach. Allerdings waren zu diesem Zeitpunkt nur 14,7 Millionen Euro für den gesamten Kreis Wesel im Fördertopf. Mittlerweile wurden die Fördermittel noch einmal aufgestockt, sodass 18,1 Millionen Euro für 2024 zur Verfügung stehen.
Von diesem Budget konnten laut Kreis bisher drei Projekte mit einem Fördervolumen von 9.066.113 Euro in den Städten Dinslaken, Xanten und Kamp-Lintfort gefördert werden. Weitere Projekte, für die eine Förderung noch in 2024 geplant ist, liegen in den Kommunen Voerde, Schermbeck, Hamminkeln und Wesel. Hierfür sind noch insgesamt 7.584.522 Euro an Fördermitteln eingeplant. Weiter schreibt der Kreis Wesel: „Weitere Förderungen können aufgrund ihres Bearbeitungsstandes in diesem Jahr zeitlich nicht mehr erfolgen. Auch ist wegen der hohen Förderbedarfe der einzelnen Projekte eine Förderung aus dem Restbudget nicht mehr möglich.“ Also gilt: Neues Jahr, neues Glück.
Projekte in Hamminkeln
Außerdem hat der Kreis Wesel auf Anfrage erklärt: „Für den Bereich der Stadt Hamminkeln wurden in 2024 insgesamt 4 Anträge eingereicht, was einem Fördervolumen von 10,2 Millionen entsprechen würde. Ein Projekt kann in diesem Jahr noch gefördert werden, ein zweites, sobald in 2025 neue Mittel zur Verfügung stehen. Bei den beiden anderen Projekten ist der Bearbeitungsstand noch nicht so weit fortgeschritten, dass eine Förderung in Aussicht gestellt werden kann.“