Wesel. Die Politik diskutierte über den Suchtkranken-Treffpunkt vor dem Kaufhof, der bei Bürgern Ängste auslöst. Lösungsvorschläge werden gesucht.
Die offensichtlich suchtkranken Menschen, die sich regelmäßig vor dem ehemaligen Kaufhof in der Innenstadt treffen und Bürger verunsichern, sorgen für Diskussionsstoff. Das zeigte sich auch in der jüngsten Sitzung des Hauptausschusses. Denn das Thema ist sensibel und eine schnelle Lösung ist auch nicht in Sicht. Die Politik will nun nach Wegen suchen, nachdem die Verwaltung in ihrem Bericht dargestellt hat, dass eine Verlegung der Methadonausgabe derzeit weder möglich ist noch das Problem lösen kann. Ein Alkoholverbot in der Fußgängerzone war eine Idee, die Ludger Hovest (SPD) in den Raum stellte.
Nach Beschwerden von Bürgern ist das Thema verstärkt in den Fokus gerückt. Von Pöbeleien durch die Personen sei jedoch nichts bekannt, darauf wies auch Bürgermeisterin Ulrike Westkamp ausdrücklich hin. Die Bürger haben den Parteien geschildert, dass sie teilweise verängstigt sind und Sorge um die Sicherheit ihrer Kinder haben, die in den Schulbus steigen. So stellt es zum Beispiel die CDU dar, die beantragt, die nahegelegene Methadonausgabe an einen anderen Ort zu verlegen. Ein ähnlicher Vorschlag kam von der FDP. Nicht nur Bürger, sondern auch Geschäftsinhaber stören sich an diesem Treffpunkt, stellte der Fraktionsvorsitzende Michael Oelkers in der Sitzung dar – und gerade angesichts der Schließung des Kaufhofes ist die Sorge um die Attraktivität der Innenstadt ohnehin gewachsen. „Wir müssen einen Standort finden, mit dem alle leben können“, sagte Thomas Moll (WfW), der ebenfalls dafür plädierte, das Angebot für Drogensüchtige woanders zu platzieren.
Grüne: „Minderheiten nicht stigmatisieren“
Die Verlegung der Methadonausgabe, die ein Hünxer Arzt in der Nähe des früheren Kaufhofes betreibt, ist jedoch nicht ohne weiteres möglich. Das hatte die Verwaltung im Vorfeld schon mitgeteilt. Für die Arztpraxis sei sie mit hohen Kosten und einer schwierigen Standortsuche verbunden. Und der Kreis Wesel hat der städtischen Bitte, die Ausgabe in Räume des Kreises zu verlegen, eine Absage erteilt. Aus Platzmangel, heißt es. Das ärgert die Weseler Politik: „Der Kreis muss in die Verantwortung genommen werden“, forderte Michael Oelkers und auch Ludger Hovest zweifelte die Begründung an: „Die wollen es nicht.“ Die Stadt kritisierte die Politik ebenfalls: Der Bericht der Verwaltung stelle das Problem lediglich dar, biete aber keine Lösungsansätze.
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In der städtischen Stellungnahme wird allerdings auch erwähnt, dass der besagter Personenkreis nur zu einem kleinen Teil aus Kunden der Methadonausgabe besteht. Eine Verlegung wäre also nur ein Teil der Lösung. Marlies Hillefeld (Grüne) nahm einen ganz anderen Aspekt in den Blick: „Durch politische Anträge dürfen keine Minderheiten stigmatisiert werden“, mahnte sie. Das sei aber in letzter Zeit wiederholt passiert, als es zum Beispiel darum ging, dass Asylbewerber angeblich im Heubergpark Drogen verkaufen. Und jetzt die Diskussion um Suchtkranke in der Innenstadt: „Wir müssen den sozialen Frieden in der Stadt erhalten.“
Jürgen Linz (CDU) entgegnete: „Wir wollen lediglich ein Problem aufzeigen“. Er fürchtet ebenfalls, dass sich nach dem Aus des Kaufhofes die Probleme der Innenstadt verschärfen. Einig ist sich die Politik darin, dass nach einer Lösung gesucht werden muss, die sowohl den Bürgern und den Händlern als auch den suchtkranken Menschen gerecht werde. Ebenfalls unstrittig ist, dass Wesel dem Hünxer Arzt dankbar für die Übernahme der Methadonausgabe sein kann.
Wie geht es nun weiter? Ludger Hovest schlug eine Ideensammlung in einer der nächsten Sitzungen vor und warf auch gleich einen ersten Vorschlag in den Raum: Könnte ein Alkoholverbot in der Fußgängerzone helfen? „Dann hätte die Stadtwacht die Möglichkeit, Platzverweise auszusprechen.“ Man müsse etwas ausprobieren, forderte er. Schließlich sei die Fußgängerzone ein Aushängeschild der Stadt.