Wesel. Immer wieder fallen Jugendliche mit ihrem Benehmen im neuen Film „Creed 3“ auf. Was dahinter steckt und wie das Weseler Comet-Kino reagiert hat.

Seit etwas mehr als einer Woche läuft nun der Boxerfilm „Creed 3“ und kletterte prompt auf Platz eins der Kino-Bestenliste. Doch wer sich die Fortsetzung der erfolgreichen „Rocky“-Reihe anschauen möchte, den begleitet nicht selten ein etwas banges Gefühl. Nach Berichten über Störungen und sogar Randale mit anschließenden Polizeieinsätzen in mehreren Kinos – darunter Essen, Kleve und Kamp-Lintfort – stellt sich für viele die Frage, ob sich der Besuch wirklich lohnt.

Comet-Kino in Wesel: Auch hier Störer in „Creed 3“-Vorstellung

So fällt bei der Vorstellung im Weseler Comet-Kino am Mittwochabend direkt auf, dass das Thema präsent ist. Vor Filmbeginn meldet sich Betreiber Jens Kamysek im Saal zu Wort und bittet die Handys wegzustecken, auf die Sauberkeit zu achten und Störungen zu unterlassen. „Wir hatten hier auch Vorfälle“, erzählt er. Gerde zum Start waren die Säle extrem dreckig und es kam zu Störungen des Films.

All das wird auf einen Trend in den sozialen Medien zurückgeführt. Auf der Videoplattform Tik-Tok finden sich tatsächlich zahlreiche kurze Filmchen, in denen sich Jugendliche bemühen, durch „asoziales“ Verhalten möglichst schnell aus dem Kino zu fliegen. Geht es also bei der Randale nur um Klicks und Reichweite?

Jens Kamysek ist der Betreiber des Comet Kinos in Wesel.
Jens Kamysek ist der Betreiber des Comet Kinos in Wesel. © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

„Wir haben ähnliches auch schon letztes Jahr bei Filmen erlebt“, erklärt Kamysek. So stellte der Horrorfilm „Smile“ im Herbst 2022 Besucherrekorde auf – nicht zuletzt wegen einer erfolgreichen Werbekampagne in den sozialen Medien. Und im vergangenen Sommer machten tausende Jugendliche bei der Aktion „#Gentleminions“ mit und sahen den Film im Anzug oder schicken Kleid. Hier ging es zwar nicht Randale, allerdings kam es in mehreren Kinos dazu.

Auf der Suche nach Aufmerksamkeit: „Möchtegern-Influencer“ stören Kinovorstellungen

Der Weseler Kino-Betreiber erklärt sich die Entwicklung so: „Da sehen die jungen Leute, wie sich andere im Kino benehmen und wollen auch was von der Aufmerksamkeit abhaben.“ Für ihn würde weniger das normale Publikum von dem Trend mitgerissen, sondern junge Leute, denen es um Aufmerksamkeit ginge, kämen extra dafür ins Kino. Und ja, beim Besuch des Films sieht man aus mehreren Reihen immer mal wieder das Handydisplay aufleuchten. Trotz Warnung des Kino-Chefs und vier Saalkontrollen während des Films. „Das kriegt man auch nicht mehr weg“, erklärt Kamysek. Und doch bleibt es vielleicht gerade wegen der Vorkehrungen ruhig und selbst die aufgeregtesten Jugendlichen sind eher von Film gefesselt als von ihren Handys.

Was steckt also hinter den Ausfällen, über die aktuell so viel berichtet wird. Auf der einen Seite treibt die Suche nach Aufmerksamkeit und flüchtigem Ruhm im Internet ein spezielles Klientel in die Kinos. Diese haben, gerade wenn sie kleiner sind, oft nicht die Erfahrung oder genügend Mitarbeiter, um die Säle zu überwachen und mit Störern fertig zu werden. Im Comet-Kino scheint dies aktuell jedoch gut zu gelingen.