Hamminkeln. Karl-Heinz Klötgen hat den tödlichen Unfall auf dem Bahnübergang Lankernbrok miterlebt. Und ärgert sich, dass es noch immer keine Schranke gibt.
Wenn Karl-Heinz Klötgen von diesem schlimmen Tag im April 2020 spricht, klingt seine Stimme immer noch aufgewühlt. Auch zwei Jahre danach. „Das Ehepaar hat bei mir in der Gärtnerei noch Blumen gekauft, sich dann verabschiedet – und zwei Augenblicke später habe ich den Knall gehört.“ Auf dem unbeschrankten Bahnübergang hatte die Regionalbahn „Der Bocholter“ das Auto des Ehepaares samt ihrer Begleiterin erfasst, alle drei Insassen verstarben.
Das tragische Ereignis beschäftigt Karl-Heinz Klötgen noch immer. Denn auch nach dem Betreiberwechsel von Abellio hin zu Vias hat sich am Bahnübergang Lankernbrok nichts getan. Weiterhin gibt es hier keine Schranke, lediglich ein paar Poller weisen auf den Bahnübergang hin. Für Karl-Heinz Klötgen ein Unding.
Anfrage bei der Einwohnerstunde im Rat in Hamminkeln
Deshalb war der Dingdener am vergangenen Mittwoch zur Ratssitzung in die Bürgerhalle Wertherbruch gefahren, um in der Einwohnerstunde das Wort zu ergreifen und seinem Ärger Luft zu machen. „Ich kann nicht verstehen, dass hier noch nichts passiert ist.“ Klötgen nimmt da vor allem die Verwaltung in die Pflicht. „Hat die Stadt da versäumt, einen Antrag zu stellen? Wie ist das der Stand der Dinge?“, fragte Klötgen. Bürgermeister Bernd Romanski erklärte, das in diesem Fall die Deutsche Bahn der Ansprechpartner sei. Die Stadt habe im Rahmen der Umbaumaßnahmen bei der Bahn nachgefragt, aber noch keine „neuen Erkenntnisse.“
Zudem fahre der „Bocholter“ an dieser Stelle wohl auch nur 70 km Kilometer pro Stunde – und da sei eine Beschrankung nicht vorgeschrieben. „Das kann ich nicht verstehen“, ärgerte sich Karl-Heinz Klötgen noch in der Sitzung. Ein solcher Bahnübergang müsse doch gesichert werden, der sei stark frequentiert. Die Poller-Lösung könne deshalb doch nur ein Provisorium sein. „Ich möchte Druck machen, dass das Thema nicht in Vergessenheit gerät.“
Bahnübergang: Ratsfraktionen sagen Unterstützung zu
Druck gemacht hat Klötgen bereits – und bei den einzelnen Ratsfraktionen angefragt. Die Reaktion war positiv, unisono haben alle ihre Unterstützung zugesagt. Da müsse etwas passieren, waren sich die politischen Vertreter einig und sprachen von einem unhaltbaren Zustand. Johannes Bauhaus (CDU) hatte schon in der Ratssitzung angedeutet, die Stadt hätte einen entsprechenden Antrag stellen müssen.
„Ich kann nicht verstehen, dass sich die Stadt nicht einsetzt“, sagt Karl-Heinz Klötgen und spricht da auch für die Anwohner in der Nachbarschaft. „Das wollen wir uns hier nicht gefallen lassen. Der Zustand ist nicht tragbar.“ Weiter in Richtung Wesel im Bereich Am Weißen Stein seien doch auch alle Bahnübergänge beschrankt – und das langsamere Fahren am Lankernbrok könne doch keine Ausrede dafür sein, dass nichts passiere. „Was eine Geschwindigkeit von 70 Kilometer anrichten kann, haben wir ja gesehen.“
Immer wieder habe es an diesem Bahnübergang schon Unfälle gegeben, trotzdem sei diesem Umstand auch seitens der Stadt wenig Beachtung geschenkt worden. „Ich bin auch von Bürgermeister Romanski sehr enttäuscht. Er zieht sich aus der Sache raus, dabei müsste er doch für Bürger da sein.“ So setzt Karl-Heinz Klötgen insgeheim nun auf die Fraktionen. „Ich hoffe, dass sie in dieser Sache tätig werden und uns unterstützen.“ Damit nicht noch einmal ein solch tragischer Unfall wie vor zwei Jahren passiert.
Hintergrund: Die Elektrifizierung des „Bocholters“
Seit dem 1. Februar sind die Arbeiten zur Elektrifizierung des Bahnabschnittes zwischen Wesel und Bocholt abgeschlossen. Die Vias Rail hat Abellio abgelöst als Betreiber der Regionalbahn RE 19, die von Düsseldorf nach Bocholt fährt. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), der Verkehrsverbund Westfalen-Lippe (NWL) und der Zweckverband Nahverkehr Rheinland (NVR) hatten sich für den in Düren ansässigen Betreiber entschieden.
Das sagt die Deutsche Bahn
Bezüglich des Bahnübergangs „Lankernbrok“ laufen weiterhin Gespräche zwischen der Deutschen Bahn (DB) und der Stadt. „Wir bitten um Verständnis, dass wir uns zu etwaigen Details derzeit noch nicht äußern können“, so eine DB-Sprecherin. Der Bahnübergang sei derzeit nur für Radfahrer und Fußgänger freigegeben und verkehrssicher. Da Bahnübergänge Straße und Schiene berühren, seien sie Gemeinschaftsaufgabe.