Wesel. Das Berliner Tor ist als Wahrzeichen von Wesel jetzt für die Öffentlichkeit begehbar. Das „Hanseforum“ erzählt einen Teil der Stadtgeschichte.
An diesem frühen Samstagabend ist der Eingang des Berliner Tors in Wesel bewacht: zwei Söldner, angetan mit Brustpanzer, Helm und Armschützen und bewaffnet mit Hellebarden stehen vor dem wohl beliebtesten Fotomotiv der Hansestadt. Es gilt einen besonderen Anlass zu würdigen: die Eröffnung des „Hanseforum“ im Berliner Tor, dem letzten erhaltenen Stadttor.
2019 hatte der Rat der Stadt beschlossen, das Berliner Tor zu sanieren und öffentlich zu nutzen. Das Landesministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung stellte dafür Mittel zur Verfügung, mit dem Ziel „Menschen für lokale und regionale Besonderheiten zu begeistern…“.
Und das gelingt schon an diesem Abend unter dem ovalen Kuppelraum im Innern des Denkmals: Die Mitglieder des Vereins Hansegilde haben sich mit den besten und schönsten Gewändern aus ihren historischen Beständen gekleidet und lassen damit den einstigen kaufmännischen Stolz und Reichtum der Hansestadt sichtbar werden.
Weseler Handelswaren des Mittelalters im Berliner Tor zu sehen
Bürgermeistern Ulrike Westkamp hat für diesen Anlassen ebenfalls eine mittelalterliche Bekleidung gewählt. Im Anschluss an eine barocke musikalische Darbietung des stadtbekannten Duos „Ohrenfreut“, erinnert Westkamp an das charakteristische Merkmal der Hansestadt: die weltoffene, kaufmännische Seite Wesels.
Genau dieses Merkmal soll auch im Innern des Tors, das zwischen 1718 und 1722 errichtet wurde, erlebbar werden. Im restaurierten und teilsanierten Obergeschoss werden jetzt Weseler Handelswaren des Mittelalters in detailreicher Inszenierung präsentiert.
Viel zum Gelingen der Projektidee, die in der Kulturverwaltung der Stadt entstand, habe das großartige Engagement der Hansegilde beigetragen, sagte die Bürgermeisterin in ihrer Rede. Das Berliner Tor mit dem neuen Hanseforum im Innern werde „als begehbares Denkmal, als Wahrzeichen und als Heimatzeugnis ein Highlight für Einheimische wie für Gäste unserer Stadt.“
Hanseforum: Ministerin bei der Eröffnung in Wesel
Auch die zuständige Landesministerin Ina Scharrenbach ist zur Eröffnung gekommen. Sie betrachtet das Berliner Tor „als Brücke von Geschichte und Gegenwart und Zukunft“, und nennt die neue Nutzung „die beste, die man sich vorstellen kann.“ Heimat haben, heiße auch Heimat gestalten, so die Ministerin, die sich im Namen der Landesregierung für „das gut angelegte Geld“ an beispielhafter Stelle bedankt.
Anschließend erhält man einen weiteren Eindruck aus der Weseler Handelsgeschichte: nach und nach treten in landesüblicher Tracht typische Geschäftspartner der alten Hansestadt auf und präsentieren in ihrer Landessprache beispielhaft Wein aus Süddeutschland, Dörrfisch aus Norwegen, Pelze aus Novgorod, Fische vom Rhein. Wesel selbst exportierte vor allem nach England Harnische und Helme. „Wir machen Geschichte lebendig“, meint Ludwig Maritzen, Sekretär der Hansegilde abschließend.