Wesel. Pastor Stefan Sühling stellt die aktuelle Planung vor für Zentralrendantur, Verbindungsgebäude, Glaskubus sowie Sanierung von Kirche und Krypta.

Mit einem Festgottesdienst am Patronatsfest Mariä Himmelfahrt wurde die vorerst letzte Messe in der Stadtkirche gefeiert. Wenn auch die Umbaumaßnahmen den Zeichen der Zeit geschuldet sind, hatte dennoch der ein oder andere, der in St. Mariä Himmelfahrt seine geistlichen Wurzeln hat, Tränen in den Augen. Denn auch ein Kirchenraum stellt ein Stück Heimat dar.

Gestern begannen die ersten Vorbereitungsarbeiten, so wurde die Lautsprecheranlage ausgebaut, sie wird in der Martinikirche deutlich die Akustik beziehungsweise Sprachverständlichkeit verbessern. Weitere Kunstschätze, Altar, Tabernakel, die Kreuzigungsgruppe, Kirchenbänke und die Orgel werden demontiert und zur weiteren Verwendung zwischengelagert. Ein guter Grund für Pfarrer Stefan Sühling, die aktuelle Planung der Umgestaltung vorzustellen.

Als erstes wurde die Lautsprecheranlage ausgebaut

Der Rendanturanbau (links) wird durch einen Glastrakt mit dem Kirchenschiff verbunden.
Der Rendanturanbau (links) wird durch einen Glastrakt mit dem Kirchenschiff verbunden. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Die Ausschreibungen für die erste Baumaßnahme enden gerade. So hofft Pfarrer Stefan Sühling, dass mit den Abrissarbeiten des alten Pfarrhauses und der Zentralrendantur im Oktober begonnen werden kann. Dadurch öffnet sich der Platz vor Kirche und bietet von Großem Markt aus gesehen einen weiten Blick auf das neue Kirchenensemble.

Entlang der Antonistraße wird das neue Verwaltungsgebäude mit Zentralrendantur und Ehe-, Familien- und Lebensberatung entstehen. Im Erd- und Obergeschoss sind auf knapp 200 Quadratmetern Büroräume geplant. „Die Zentralrendantur benötigt so viel Platz, da die Verwaltung neu zugeschnitten wurde und nun für neun Gemeinden bis hin nach Duisburg zuständig ist“, erläuterte Ludwig Maritzen vom Kirchenvorstand beim Pressegespräch.

Große Glasfronten bringen Licht in den Kirchenraum

Die künftige Ansicht von der Antonistraße aus.
Die künftige Ansicht von der Antonistraße aus. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Zwischen dem Verwaltungsgebäude und jetzigen Kirchenschiff entsteht ein gläserner Verbindungstrakt, in dem ein großzügiges Treppenhaus und ein Aufzug den Zugang zu den Pfarrheimräumen und der Krypta möglich machen. „Die gläserne Fassade des Verbindungsgebäudes soll Besucher in das Kirchenschiff einladen, das durch großzügige Fensteröffnungen heller und freundlicher wird“, so Pastor Sühling. Dazu wird im Innenraum an den drei Bögen gen Antonistraße das Mauerwerk entfernt und dafür Glas eingesetzt. Die Orgel wird entfernt, ein Aus- und Wiedereinbau würde sich, laut Fachfirma, nicht rechnen, so dass diese veräußert wird.

In das Kirchenschiff wird ein etwa 200 qm großer Glaskubus gebaut, der sich noch einmal unterteilen lässt. Er grenzt an die Seite zur Antonistraße und lässt einen Gang offen zur rechten Seite (Brüderstraße). Auf dieser Außenwand wird auch der Kreuzgang wieder seinen Platz finden. Eine Wand des Kubus sollte als Möbelwand mit Stuhllager auch mit Holz verkleidet werden. „Bei der jetzigen Holzknappheit haben wir überlegt, diese Wand mit dem Holz unserer Kirchenbänken zu verkleiden“, nennt Pastor Sühling eine Idee.

Ein Raum für Ausstellungen und Konzerte

Ein Blick aus der Vogelperspektive. So wird der neue Komplex mit Rendantur, Verbindungsriegel, Kirche und Pfarrgarten geplant.
Ein Blick aus der Vogelperspektive. So wird der neue Komplex mit Rendantur, Verbindungsriegel, Kirche und Pfarrgarten geplant. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Bei Konzerten stehen die Sänger auf dem Stufen im ehemaligen Orgelbereich. Im Glaskubus, ein multifunktionaler Raum, ist Platz für Ausstellungen, Konzerte und Veranstaltungen. Mit einem mobilen Altar kann er aber zu Hochfesten auch für Messfeiern genutzt werden. Im Chorraum wird die Kreuzigungsgruppe nach professioneller Reinigung und Sanierung wieder aufgebaut. Alle Maßnahmen werden vom Denkmalschutz begleitet und „abgesegnet“.

Ansonsten werden nach der Fertigstellung die Gottesdienste in der Krypta gefeiert, die ebenfalls saniert und umgebaut wird, beispielsweise um per Aufzug erreichbar zu sein. In der Krypta haben zirka 60 bis 80 Personen Platz. Inwieweit hier der Altar bestehen bleibt oder ein Umbau nötig ist, ist noch nicht entschieden.

Neugotische Fassade bleibt erhalten

Die neugotische Fassade bleibt erhalten, im Foyer werden Kunstschätze und die Fraterherrenbibliothek, natürlich bestens gesichert, ausgestellt.

Die Pelletheizung wird im Kirchturm, der losgelöst von der Kirche stehen bleibt, untergebracht. Über die Fernwärmeleitung werden die neuen Gebäude beheizt. Das Kirchenschiff, das innen wie außen komplett saniert werden muss, wird mit Deckenstrahlplatten ausgestattet. Durch die neue Verglasung kann man vom Kirchenschiff in den Innenhof schauen, der zwischen Kirche und Rendantur liegt.

Angepeilt wird eine Fertigstellung der Umbaumaßnahmen im Frühjahr 2023. Auch wenn das Kirchenschiff nicht mehr als primär für die Heilige Messe genutzt werden soll, muss St. Mariä Himmelfahrt nicht profaniert werden. Somit bleibt sie seit 1296 ein geweihtes Gotteshaus.

>>> Finanzierung der Sanierung und des Umbaus

Insgesamt belaufen sich die Umbau- und Sanierungsmaßnahmen auf sechs Millionen Euro. Geplant wurde der Gesamtkomplex von Feja + Kemper Architekten Stadtplaner aus Recklinghausen, die seinerzeit bei den Wettbewerb gewannen.

Zwei Millionen wird der Verwaltungsbau kosten, der von den beteiligten Gemeinden, die in den Bereich der Zentralrendantur fallen, geschultert. Zwei Millionen Euro kosten die Kirchensanierungsarbeiten, diese finanziert das Bistum, die restlichen zwei Millionen Euro für den Verbindungstrakt und Kubus werden von St. Nikolaus beziehungsweise aus Altbestände von Mariä Himmelfahrt finanziert. ha