Wesel. Zum Tag des offenen Denkmals führt Pastor Stefan Sühling durch die Kirche St. Mariä Himmelfahrt als Beispiel für moderne Architektur der 50er.

Die Teilnahme am Tag des offenen Denkmals ist für die Stadt Wesel seit den Anfängen der bundesweiten Veranstaltungen 1993 eine Selbstverständlichkeit. Denn hier wird Geschichte nicht nur erzählt, sondern sie kann angesehen und -gefasst werden. In diesem Jahr steht beim Weseler Tag des offenen Denkmals die Innenstadtkirche St. Mariä Himmelfahrt im Mittelpunkt der Aktivitäten am Sonntag, 8. September. Für Bürgermeisterin Ulrike Westkamp ist dieser Tag eine „gute Gelegenheit, die Kirche mal aus einer ganz anderen Perspektive heraus zu erleben.“

„Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektur“ heißt in diesem Jahr, dem 100. Geburtstag des Bauhauses, das Motto. Und da passt die St. Mariä Himmelfahrt Kirche ganz hervorragend hinein. Sie wurde in den Jahren 1950 bis 1952 vom überregional bedeutenden Architekten Rudolf Schwarz gebaut und steht seit 2018 unter Denkmalschutz.

Es geht weniger um Schönheit

Der leitende Pfarrer Stefan Sühling wird um 15 und um 16.30 Uhr an diesem Sonntag durch die Kirche führen, lädt aber auch direkt zum Gottesdienst um 11.30 Uhr ein. Erläutern wird er die klare und moderne Architektur, die für die 50er Jahre so typisch war, als es weniger „um Schönheit und Effekt, als viel mehr um Wahrnehmung ging“, so Sühling.

Bei den Führungen geht es auch um die in weiten Teilen erhaltene Erstausstattung der Nachkriegszeit mit ihrer raumprägenden Bedeutung, wie dem großen ringförmigen Messingleuchter über dem Altar. Auch ein Gang in die erhalten gebliebene Krypta ist vorgesehen.

Geplant war die Kirche eigentlich als Seitenschiff

Was viele Besucher angesichts der immensen Größe der Kirche verwundern wird, ist die Tatsache, dass sie damals nur als Seitenschiff für eine noch größere Innenstadtkirche geplant war. Schließlich wollte die katholische Gemeinde sich weder von der benachbarten Martini-Gemeinde noch von der evangelischen Kirche mit ihrem Willibrordi-Dom „unterbuttern“ lassen, weiß Sühling aus der Kirchengeschichte zu berichten.

Dieser Seitenschiff-Plan hat, so Pfarrer Sühling, den Vorteil, dass die geplanten Umbaumaßnahmen, für die zum Jahresende ein Bauantrag bei der Stadt eingehen soll, einfacher vonstatten gehen können. Denn die Pfeilerkonstruktion an der Ostseite hält das ganze Gewicht, so dass die Mauern einfach herausgerissen und durch eine Glaskonstruktion ersetzt werden können.

Die Führungen zum Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 8. September, um 15 und um 16.30 Uhr sind kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht nötig.