Oberhausen. Das Oberhausener MAN-Werk meldet einen neuen Großauftrag. Mit der Technik aus Oberhausen sparen Kraftwerke viele Tonnen schädlichen Klimagases.
Das Oberhausener MAN-Werk baut seine Produktion von Großwärmepumpen weiter aus. Jetzt ist das Unternehmen an dem Bau der größten Flusswasser-Wärmepumpe Europas beteiligt. Im Fall dieses Auftrags sind die Lieferwege allerdings vergleichsweise kurz, denn die Anlage wird nicht allzu weit von Sterkrade entfernt errichtet: rund 50 Kilometer rheinaufwärts in Köln-Niehl. Bei vorherigen Aufträgen saßen die Abnehmer unter anderem in Norwegen und in den Niederlanden.
Anlage aus Oberhausen versorgt in Köln rund 50.000 Haushalte mit Wärme
Im Schulterschluss mit dem Konzern RheinEnergie entsteht nun am Rhein eine Technik, die eines Tages rund 50.000 Haushalte der Domstadt mit klimaneutraler Fernwärme versorgen soll. Das Mega-Projekt verschlingt rund 280 Millionen Euro und soll im Jahr 2027 ans Netz gehen. In Köln ist folgendes Verfahren vorgesehen, um mit Wasser Energie zu gewinnen: In der Anlage wird ein flüssiges Kältemittel durch die Wärme des Flusswassers erhitzt und verdampft dabei. Anschließend werden diese Dampfgase in einem Kompressor verdichtet oder salopper gesagt, zusammengepresst, was die Temperatur weiter erhöht.
Die erzeugte Hochtemperaturwärme wird über einen Wärmetauscher an das Fernwärmenetz abgegeben und erhitzt das Wasser dort auf bis zu 110 Grad Celsius. Damit wird das Niveau erreicht, das auch im Kölner Fernwärmenetz vorherrscht. Nach der Wärmeabgabe kühlt das Kältemittel ab und kehrt zurück in den flüssigen Zustand. Anschließend wird es wieder zurückgeleitet, womit der Kreislauf von Neuem beginnt.
MAN-Werk in Oberhausen liefert dieses Mal sogar drei große Kompressoren
Das Oberhausener Werk stellt gleich drei große Kompressoren für die geplante Energiegewinnung her. Sie wiegen jeweils 45 Tonnen und kommen auf ein beträchtliches Volumen von über 50 Kubikmetern. Ähnliche Apparaturen produziert MAN Energy Solutions SE auch für das Hafengebiet von Rotterdam, das jährlich Millionen Tonnen an Klimagasen produziert. Sie sollen nun künftig in einem früheren Erdgaslager unter der Nordsee eingelagert werden, wozu Kompressoren erforderlich sind. Der Vorstandschef von RheinEnergie, Andreas Feicht, lobt das Engagement des Unternehmens. Es setze das Projekt eigenständig aus einer Hand um, wobei das Vorhaben den Auftakt zu einer nachhaltigen Wärmeversorgung darstelle.
Ferner ist der Oberhausener Standort an einem bislang weltweit einmaligen Vorhaben beteiligt. Der Produktion der Zementfabrik im norwegischen Brevik wird Kohlendioxid entzogen und anschließend auf dem Grund der Nordsee gelagert. Damit verringert sich der CO₂-Ausstoß um etwa die Menge, die umgerechnet 200.000 Pkw freisetzen würden. Die Bilanz für das Rhein-Projekt fällt nach bisherigen Berechnungen wie folgt aus: Es lassen sich rund 100.000 Tonnen Kohlendioxid vermeiden, was etwa 50.000 Fahrzeugen entspricht. Apropos Autos: MAN hat sich auch wie berichtet den Auftrag für eine Großwärmepumpe gesichert, die in einem neuen VW-Werk für E-Autos im US-amerikanischen Bundesstaat South Carolina zum Einsatz kommen soll.
Unternehmen verhandelt mit Firmen über den Ankauf weiterer Wärmepumpen
Derweil steht das Unternehmen noch laut Angaben von Sprecher Simon Wächter mit einer Vielzahl an Versorgern und Betreibern von Fernwärmenetzen in Kontakt. Mithilfe von Großwärmepumpen lässt sich nämlich die Entstehung von Kohlendioxid verringern oder auch ganz vermeiden.
Neben Oberhausen stellen auch weitere Standorte von MAN Energy Solutions solche Anlagen her, beispielsweise die Werke in Zürich, Berlin und der Hauptsitz in Augsburg. So hat das Unternehmen bereits die größte Wärmepumpe ihrer Art für das dänische Esbjerg hergestellt, die mit Meerwasser betrieben wird und 100.000 Haushalte mit Fernwärme versorgt. Derzeit fertigt der Betrieb für die finnische Hauptstadt Helsinki: Dort wird die bislang weltweit größte Wärmepumpe ihren Platz haben, die mit einer Kombination aus Luft und Wasser arbeitet und demnächst rund 30.000 Haushalte mit Wärme versorgen soll.
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